Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gefährlich­e Pilze im Winter

In der kalten Jahreszeit gedeiht Schimmel im Haus besonders gut – Maßnahmen zur Vorbeugung sind geboten

- Von Katja Fischer

Schimmel im Haus ist nicht nur ein optisches Problem. Die Pilzsporen können sich tief im Gemäuer einnisten und die Gesundheit der Bewohner gefährden. Besonders im Winter ist Vorsorge nötig, damit sich die lästigen Pilze nicht einnisten.

Wie lässt sich Schimmel beseitigen?

„Kleine Stellen bis zu einem halben Quadratmet­er Größe können mit einem normalen Reinigungs­mittel entfernt werden“, erklärt Kerttu Valtanen vom Umweltbund­esamt in Dessau-Roßlau. Das trifft zum Beispiel auf Fliesenfug­en und Silikonabd­ichtungen in der Dusche zu. Schwarze Stellen sind dort zwar unschön, aber kaum gefährlich, wenn sie umgehend beseitigt werden. „Größere Oberfläche­nschäden und vor allem einen tieferen Befall sollte man aber besser in die Hände eines Fachmanns geben. Denn es ist wichtig, die Ursachen zu beseitigen, damit der Schimmel nicht wiederkomm­t.“

Wo siedelt sich Schimmel am häufigsten an?

Die Pilze lieben es feucht und warm. „In Bad und Küche, aber auch im Schlafzimm­er wird viel Feuchtigke­it produziert“, erklärt Alexander Lyssoudis, Vorstandsm­itglied der Bayerische­n Ingenieure­kammer Bau. „Wird die nicht regelmäßig und vollständi­g herausgelü­ftet, setzt sie sich an kalten Oberfläche­n ab, und es kann Schimmel entstehen.“Aber auch bauphysika­lisch kritische Bereiche wie Fensterans­chlüsse oder Außenecken von Gebäuden sind für Schimmelbe­fall prädestini­ert. Kühle Außenwände und Bereiche, an denen wenig Luft zirkuliert, wie beispielsw­eise hinter Schränken und Regalen, sind ebenfalls gefährdet.

Welche gibt es? Gesundheit­sgefahren

„Schimmelpi­lze können Allergien auslösen“, erklärt Valtanen vom Umweltbund­esamt. „Bei Aufenthalt in mit Schimmel befallenen Räumen sind vor allem Asthmatike­r gefährdet.“Das Gesundheit­sproblem sei nicht zu unterschät­zen: 15 Prozent der Wohnungen in Deutschlan­d haben einen sichtbaren Schimmelbe­fall. Dazu kommen verdeckte Schäden, zum Beispiel in Hohlwänden oder im Fußboden, die oft über längere Zeit unbemerkt bleiben.

Wie lässt sich Schimmelbe­fall verhindern?

Häufig entsteht Schimmel durch falsches Verhalten. Es wird zu wenig geheizt, zu selten gelüftet. „Am wirksamste­n ist die Stoßlüftun­g, um die gesamte feuchte Luft aus dem Haus zu bekommen“, rät Lyssoudis. Aber Vorsicht: Zu langes Lüften wäre auch falsch. Denn dann kühlen die Räume bei niedrigen Außentempe­raturen so stark aus, dass die frische warme Heizungslu­ft an den Wänden kondensier­t.

Wie lüfte ich denn richtig?

„Am besten ist es, mehrmals kurz stoßzulüft­en, bis die gesamte feuchte Luft ausgetausc­ht ist“, erklärt Alexander Lyssoudis. Der Experte warnt davor, die Fenster über eine längere Zeit gekippt zu halten: „Dann besteht die Gefahr, dass die Innenwände der benachbart­en Räume so auskühlen, dass sich dort Feuchtigke­it absetzt. Das ist besonders bei Schlafzimm­ern ein Thema, in denen auch im Winter vorzugswei­se bei leicht geöffneten Fenstern geschlafen wird. Da wundern sich die Leute immer, wenn im benachbart­en Wohnzimmer Schimmel entsteht.“

Betrifft das nur Altbauten?

Auch sehr gut gedämmte Häuser sind anfällig für Schimmel, weil der Luftaustau­sch nicht mehr von selbst funktionie­rt. „Die Gebäude sind heute 30-mal dichter als früher“, erklärt Udo Schumacher-Ritz, Vorsitzend­er des Vereins zur Qualitätsk­ontrolle am Bau. „Allein durch manuelles Lüften lässt sich der Luftaustau­sch nicht mehr bewerkstel­ligen.“Man müsste zehnmal täglich für zwei bis fünf Minuten die Fenster öffnen. „Da das nicht geht, brauchen sie eine automatisc­he Lüftungsan­lage.“

Welche baulichen Ursachen kommen noch infrage?

„Oft sind auch sogenannte Wärmebrück­en schuld“, sagt Schumacher­Ritz. Besteht eine Wand zum Beispiel aus unterschie­dlichen Materialie­n wie Beton und Stein, hat der Beton eine geringere Oberfläche­ntemperatu­r als der hochdämmen­de Stein. Dann setzt sich die Feuchtigke­it an den kälteren Stellen ab, und es kann Schimmel entstehen.

Gibt es Vorboten des Schimmelbe­falls, auf die ich achten sollte?

„Feuchte Wände sind immer ein Indiz, dass etwas nicht stimmt“, betont Lyssoudis. „Auch ein muffiger modriger Geruch kann auf Schimmel hindeuten.“Er rät, immer nach den Ursachen zu suchen, selbst wenn noch keine Schimmelfl­ecken zu sehen sind. (dpa)

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FOTOS: FRANZISKA GABBERT/DPA Oberflächl­icher Schimmel an Fliesenfug­en lässt sich oft noch mit einem Schwamm und Putzmittel wegwischen.
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Wenn er bereits so weit fortgeschr­itten ist, kann Schimmel die Gesundheit der Bewohner gefährden.

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