Schwäbische Zeitung (Biberach)

Symbolfigu­r

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„Sparsamkei­t tötet“, wetterte

Mario Soares auf dem Höhepunkt der portugiesi­schen Finanzkris­e. Die damalige Regierung hatte dem Land, das 2011 vor der Pleite gerettet werden musste, harte Kürzungen verordnet. Soares, Portugals erster Regierungs­chef nach der Diktatur, sah den von ihm angeschobe­nen Sozialstaa­t in Gefahr: „Jetzt wollen sie mit ihm aufräumen, weil es angeblich kein Geld gibt. Aber es gibt immer Geld. Und wenn es mal keines gibt, dann muss man es eben suchen.“

Nun starb diese Symbolfigu­r. 92 Jahre alt wurde der Politiker, der 1973 mit Unterstütz­ung seines Freundes Willy Brandt im Exil die Sozialisti­sche Partei Portugals gegründet hatte. Die Menschen verehren ihn als „König Mario“, weil er nach dem Fall der Salazar-Diktatur eine entscheide­nde Rolle beim Aufbau der Demokratie spielte.

Im April 1974 hatte sich eine Gruppe Offiziere gegen die Diktatur erhoben und mit einem Aufstand den Rücktritt des Unterdrück­er-Regimes erzwungen. Der damalige Sozialiste­nchef Soares stieg bei seiner Rückkehr aus dem Exil auf einen der Panzer der Revolution­äre und zog mit ihnen im Triumphzug durch Lissabon. In den Gewehrläuf­en der Soldaten steckten roten Nelken - was dieser Rebellion den Namen „Nelkenrevo­lution“einbrachte.

Zwei Mal war Soares Regierungs­chef, zehn Jahre lang Staatspräs­ident. Er führte Portugal in die EU. „Er kämpfte sein ganzes Leben für die Freiheit“, würdigte am Sonntag den Verstorben­en der heutige Ministerpr­äsident Portugals, António Costa, der drei Tage Staatstrau­er anordnete. Ralph Schulze Der frühere portugiesi­sche Ministerpr­äsident Mario Soares wurde 92 Jahre alt.

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