Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein großer Tag für die Biathleten
Simon Schempp und Erik Lesser feiern in Oberhof den ersten deutschen Doppelsieg seit zehn Jahren
(SID/dpa) - Erst feierte Simon Schempp seine fulminante Wiederauferstehung mit 18 000 Fans, dann bejubelte er den historischen Doppel-Erfolg mit Erik Lesser. „Zwei Deutsche bei einem deutschen Weltcup vorne. Besser geht es nicht!“, sagte der 28-Jährige aus Uhingen, der sich in Oberhof im Massenstart eindrucksvoll in der Weltspitze zurückmeldete. Gemeinsam mit Lokalmatador Lesser sorgte er für den ersten deutschen Doppelsieg seit zehn Jahren.
In einem packenden Krimi mobilisierten Schempp und Lesser die letzten Kräfte, auf der Zielgerade überholten sie noch den französischen Dominator Martin Fourcade, der sich bei der Siegerehrung vor dem deutschen Duo verbeugte. „Er ist echt unheimlich stark“, sagte Schempp über Fourcade: „Und wenn man ihn dann schlägt, freut man sich umso mehr. Das war beste Werbung für den Biathlonsport und ein großer Tag für das deutsche Biathlon, das hat jeden mitgerissen.“
Trotz Nebels, Graupelschauern und Minustemperaturen erreichte die Biathlon-Party im Thüringer Wald am Sonntag ihren Höhepunkt. Kein Wunder: Schempp und Lesser gelang ein herausragendes Ergebnis, das zuletzt Michael Greis und Andreas Birnbacher im Februar 2007 im Massenstart von Antholz geschafft hatten. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, sangen die ekstatischen Anhänger. „Vor so einer Kulisse zu laufen, macht immer Spaß und ist einfach unglaublich“, schwärmte Schempp, der 295 Tage auf seinen elften Weltcuperfolg warten musste. Schempp entschädigte sich damit auch für nicht ganz erfreulichen Momente in Oberhof in der Vergangenheit. Am Samstag war er in der Verfolgung nach fünf Schießfehlern nur auf dem 20. Rang gelandet – nun aber tankte er „an einem großen Tag“Selbstvertrauen für die weiteren Weltcups und gewann erstmals überhaupt am Rennsteig.
In Ruhpolding bei seinem Heimspiel und dann in Antholz, wo er bereits fünfmal triumphierte, kann er sich glänzend auf die WM in Hochfilzen (9. bis 19. Februar) vorbereiten. „Ich hoffe natürlich, dass die nächsten Rennen ähnlich werden wie heute“, sagte Schempp: „Es gibt zahlreiche großartige Leute im Weltcup. Es wird viel Arbeit, das zu wiederholen.“
Auch immer mehr Deutsche laufen um den Sieg mit. Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) lief in der Verfolgung auf den zweiten Rang, Lesser (Frankenhain) hatte zuvor bereits mit zwei fünften Plätzen überzeugt.
„Das harte Krafttraining im Sommer zahlt sich jetzt aus“, sagte Lesser, der es „sehr merkwürdig“fand, „dass ich Martin noch überholte. Ich dachte auf der Schlussrunde, dass ich um den fünften Rang kämpfe.“Dank einer Meisterleistung auf der Zielgeraden überflügelte der 28-Jährige den Franzosen aber noch – und musste Schempp dann etwas enttäuschen. „Sorry, Simon“, sagte Lesser, „aber wir können nicht feiern. Ich gehe heute Abend früh ins Bett.“
Im Massenstart der Frauen legte Laura Dahlmeier, die in den ersten beiden Oberhof-Rennen pausiert hatte, einen zweiten Rang nach. Sie verlor zwar das Gelbe Trikot der WeltcupErsten an die erneut siegreiche Tschechin Gabriela Koukalova, aber mit Blick auf die WM scheint ihre Taktik aufzugehen. „Ich bin super happy. Ich habe alles richtig gemacht. Bis jetzt gibt mir der Erfolg ja auch recht“, sagte die 23-Jährige. Maren Hammerschmidt überzeugte ebenfalls und löste mit zwei Top-Platzierungen das WM-Ticket. Einzig Miriam Gössner ist weiter im Hintertreffen.
Derweil herrscht mit Blick auf den russischen Dopingskandal zwischen den Athleten und dem Weltverband IBU eine Art Burgfrieden. Ein Athleten-Boykott ist vorerst vom Tisch, dafür setzen sich die Sportler in einem Forderungskatalog an die IBU für härtere Sanktionen ein. So sollen unter anderem bei Dopingvergehen Nationen Startplätze aberkannt werden.