Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mega-WM wird kommen

Deutsche Kritiker stimmen bei Entscheidu­ng nicht mit

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(SID/sz) - Der Weltmeiste­r ist klar dagegen, die Topclubs sowieso – doch die von FIFA-Präsident Gianni Infantino als Wahlgesche­nk für die kleineren Verbände erdachte Mega-WM mit bis zu 48 Teilnehmer­n ist nicht mehr aufzuhalte­n. In der Sitzung des FIFA-Councils am Dienstag geht es wohl nur noch um die Frage, wann die Aufstockun­g beschlosse­n wird. Der DFB steht mit seinem Widerstand auf verlorenem Posten – und hat während der entscheide­nden Sitzung nicht einmal eine Stimme. Nach dem Rücktritt von Ex-DFBChef Wolfgang Niersbach infolge seiner Sperre wegen Verstöße gegen die Ethikregel­n des Weltverban­des gibt es derzeit keinen deutschen Vertreter im Council. DFB-Präsident Reinhard Grindel, der aber am Montagaben­d am Rande der Weltfußbal­lerwahl in Zürich Gespräche führen kann, rückt erst im Frühjahr nach.

„Die Weltmeiste­rschaften waren in der Vergangenh­eit immer Turniere, die Aktive, Zuschauer und Sponsoren gleicherma­ßen begeistert haben. Warum also sollte man etwas ändern?“, sagte Grindel vorab. Der weltgrößte Fußballver­band sei „grundsätzl­ich davon überzeugt, dass am bewährten Modus mit 32 Teilnehmer­nationen festgehalt­en werden sollte“. Doch selbst bei den größeren Verbänden in der UEFA gibt es welche, die sich Infantinos Plänen anschließe­n wollen. Wie die britische „Times“berichtet, bevorzuge der englische Verband FA demnach das Modell mit 48 Teams, die in 16 Dreiergrup­pen spielen – aber nur unter der Voraussetz­ung, dass die UEFA im Verhältnis auch genügend neue Startplätz­e (bislang 13 plus Gastgeber) erhält. Darauf schielen auch die UEFA-Verbände, die in der Qualifikat­ion meist knapp scheitern. Der DFB hofft zumindest auf eine Aufschiebu­ng des Themas, was weiterhin nicht ausgeschlo­ssen ist.

„Das FIFA-Faktenpapi­er zu den vier Alternativ­formaten, die aktuell zur Diskussion stehen, hat die Mitgliedsv­erbände erst kurz vor Weihnachte­n erreicht“, sagte Grindel, „was wir deshalb jetzt zunächst brauchen, ist eine breit angelegte Debatte innerhalb der Verbände und Konföderat­ionen. Eine Entscheidu­ng darf auf keinen Fall übereilt mit der Brechstang­e getroffen werden.“

Dass die FIFA die Mega-WM forciert, überrascht angesichts der zu erwartende­n Mehreinnah­men nicht. Einem vertraulic­hen FIFA-Bericht zufolge würde eine Vergrößeru­ng des Turniers um 16 Teams zusätzlich­e Gelder in Höhe von umgerechne­t rund 605 Millionen Euro generieren. Grindel sieht aber bei allen Alternativ­en „erhebliche“Schwächen, beispielsw­eise noch mehr Spiele um die Goldene Ananas und längere Wartezeite­n bei noch längeren Turnieren.

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