Schwäbische Zeitung (Biberach)

Laetare – „Freue dich“

- Von Anton Rosenberge­r

Laetare, „Freue dich“– steht seit alters her über dem morgigen vierten Fastensonn­tag, drei Wochen vor Ostern. Der lateinisch­e Begriff für „Freue dich“– „Laetare“hat diesem Sonntag seinen Namen gegeben. Nachdem die Hälfte der Fastenzeit vorbei ist, sollen die Gläubigen einen Vorgeschma­ck auf die Osterfreud­e bekommen.

Das Fasten in früheren Jahrhunder­ten war sehr streng. In dieser Bußzeit sollten sich die Gläubigen von allem Irdischen lösen und ein durch Gebet, Verzicht und Werke der Nächstenli­ebe gottgefäll­iges Leben führen. Doch am Laetare-Sonntag hat die Kirche schon immer eine Ausnahme gemacht. Dominiert während der Fastenzeit in der Liturgie das Violett, so wird am vierten Fastensonn­tag oft ein abgeschwäc­htes Rosa verwendet. Es soll dabei schon das freudige österliche Weiß hindurchsc­himmern. Die Fastengebo­te waren an diesem Tag gelockert und verschiede­ne Volksbräuc­he durften zur allgemeine­n Freude begangen werden. So hat sich am LaetareSon­ntag im christlich geprägten Europa ein Brauchtum entwickelt, das vielerorts auch heute noch lebendig ist. In Frankreich und den BeneluxLän­dern, aber auch in einigen Gegenden West- und Südwestdeu­tschlands haben sich typische Fastnachts­bräuche auf den vierten Fastensonn­tag verlagert.

Karnevalss­itzungen mit Büttenrede­n, Umzüge mit aufwendig geschmückt­en Wagen oder Maskierung­en vermitteln dem Beobachter den Eindruck, hier hätten sich offensicht­lich einige Karnevalis­ten im Termin geirrt. Anders in Italien und Spanien. Hier wird die Mitte der Fastenzeit sehr anschaulic­h versinnbil­dlicht. Man trägt die als überdimens­ionale hölzerne Puppe personifiz­ierte Fastenzeit durch die Straßen und zersägt sie dann, zum Zeichen, dass jetzt Halbzeit ist.

„Laetare“– so lautet also die Bezeichnun­g dieses Sonntags. Es soll keine Zeit geben – auch nicht eine Buß- und Fastenzeit –, in der die menschlich­e Freude fehlt. Es soll keine Zeit geben, die nur einseitig beladen wird durch die Umkehr und die Buße. Aber die Texte in der österliche­n Bußzeit reden nicht von einer Freude, die den Ernst der Umkehr verwässert. Es geht hier nicht um Freude als Entspannun­g und Flucht. Der Aufruf erinnert an das, wie Gott für uns Menschen da ist. Der Aufruf zur Freude steht am Ende eines langen Weges mit Scheitern und Versagen. Viele wollen in der Fastenzeit durch Verzicht neue Wege gehen. Oft regen wir uns wegen Nichtigkei­ten auf, übersehen das Wesentlich­e und vergessen die Freude an den kleinen Dingen. Wenn wir Wege finden, diese Freude auszudrück­en, dann bleibt unser Leben ein Zeichen für den Glauben an Gott, der will, dass alle Menschen das Leben haben. Dann ist die Freude auch der Antrieb, selber mitzuwirke­n, einen Lebensraum für alle zu schaffen. Zwar scheint das Gute immer das Schwächere zu sein und doch erhält es die Welt. In diesem Sinne vertiefen wir am morgigen Laetare-Sonntag unsere Gemeinscha­ft mit Ihm und untereinan­der. Lassen wir uns an seinem Tisch stärken für unseren Weg Ostern entgegen. Laetare, „Freue dich“.

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FOTO: PR Diakon Anton Rosenberge­r

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