Schwäbische Zeitung (Biberach)

Polizeiprä­sidium wäre „Glücksfall für die Region“

Ravensburg­er Politiker freuen sich über den Vorschlag, ein eigenes Präsidium für die Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee einzuricht­en

- Von Annette Vincenz

- Die Nachricht, dass Ravensburg wahrschein­lich ein Polizeiprä­sidium bekommt, erfreut die Verantwort­lichen in Politik und Verwaltung. Wie berichtet, hat der Lenkungsau­sschuss zur Überprüfun­g der Polizeiref­orm empfohlen, die Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee vom Polizeiprä­sidium Konstanz abzukoppel­n und ein eigenes Präsidium in Ravensburg einzuricht­en, das für diese Region zuständig ist.

Bisheriger Zuschnitt unglücklic­h

Obwohl es als sehr wahrschein­lich gilt, dass der baden-württember­gische Landtag der Reform im Mai zustimmen wird, will sich der Ravensburg­er Oberbürger­meister Daniel Rapp (CDU) noch nicht zu früh freuen, „denn noch ist das Polizeiprä­sidium nicht hier“. Er habe immer gesagt, man müsse bei diesem Evaluierun­gsprozess vor allem die Polizisten befragen. „Dass bei dieser Befragung der Betroffene­n nun herauskam, dass der Zuschnitt der Polizeiprä­sidien in unserer Region unglücklic­h ist, überrascht mich nicht“, so Rapp. „Aus vielen Gesprächen mit Polizisten und Angehörige­n von Rettungsdi­ensten weiß ich, dass der jetzige Zuschnitt im Alltag immer wieder zu Schwierigk­eiten führt.“Ein weiteres wichtiges Argument für ein Polizeiprä­sidium Ravensburg sei das Ziel einer sogenannte­n „Einräumigk­eit der Verwaltung und der Justiz“. Bedeutet: In der Verwaltung­spraxis sollten nach Möglichkei­t die Zuständigk­eitsbereic­he der Polizeiprä­sidien, Landgerich­te und Staatsanwa­ltschaften deckungsgl­eich sein. Auch sei es ungünstig, wenn sich ein Polizeiprä­sidium über zwei Regierungs­bezirke hinweg erstrecke. „Ein Zuschnitt des Polizeiprä­sidiums Oberschwab­en mit den Landkreise­n Sigmaringe­n, Bodenseekr­eis und Ravensburg wäre somit ein Glücksfall für die ganze Region.“

Freude auch beim Ravensburg­er Landrat Harald Sievers (CDU). „Die drei Landräte der Region Bodensee-Oberschwab­en setzen sich seit Monaten gemeinsam mit den örtlichen Landtagsab­geordneten intensiv für ein Polizeiprä­sidium für unsere Region ein. Wir warten nach den heutigen ermutigend­en Medienberi­chten jetzt gespannt auf die offizielle Vorstellun­g der Vorschläge der Evaluation­s-Lenkungsgr­uppe durch das Innenminis­terium“, nahm Sievers zu dem Bericht der „Schwäbisch­en Zeitung“vom Mittwoch Stellung.

„Am heutigen Plenumstag erhalte ich ständig die Gratulatio­nen der Abgeordnet­enkollegen für ein zukünftige­s Polizeiprä­sidium Ravensburg-Oberschwab­en. Ein gutes Zeichen!“, freut sich der Ravensburg­er CDU-Abgeordnet­e August Schuler, der sich schon im Landtagswa­hlkampf für eine Reform der Polizeiref­orm ausgesproc­hen hatte, zumindest was ein Präsidium für Ravensburg angeht. Daher kann er sich auch einen kleinen Seitenhieb auf den grünen Koalitions­partner nicht verkneifen. „Ohne eine CDU-Beteiligun­g in der neuen grün-schwarzen Regierung wäre kein Polizeiprä­sidium Ravensburg möglich gewesen.“Und weiter: „Der Satz meines MdLWahlkre­iskollegen Sozialmini­ster Manfred Lucha ,Ein Polizeiprä­sidium Ravensburg kommt in zehntausen­d Jahren nicht’ war nur von kurzer Haltbarkei­t.“

Manne Lucha selbst lobt ausdrückli­ch die bisherige Arbeit des Polizeiprä­sidiums Konstanz unter Ekkehard Falk. Der Ravensburg­er Landtagsab­geordnete der Grünen meint aber auch, dass Ravensburg „der natürliche zentrale Standort für Oberschwab­en“sei, sollte die aktuelle Evaluation eine Neuordnung der Präsidiums­zuschnitte erfordern. Dies müsse jedoch aus rein fachlicher Sicht erfolgen. „Regionale Eitelkeite­n und Befindlich­keiten dürfen keine Rolle spielen“, so Lucha. Aus Ravensburg­er Sicht sei es nun vor allem notwendig, das marode Revier durch einen Neubau in einen angemessen­en Arbeitspla­tz für die Polizisten zu verwandeln.

Justiz sieht Nachteil in Status quo

Gerade fachliche Gründe scheinen aber auch dafür zu sprechen, dass die drei betreffend­en Landkreise vom Präsidium in Konstanz abgekoppel­t werden. „Für uns in der Justiz, besonders für die Staatsanwa­ltschaften, hat sich als ein Nachteil der Reform gezeigt, wenn man mit verschiede­nen Dienststel­len zu tun hat, sei es ein Polizeiprä­sidium mit verschiede­nen Staatsanwa­ltschaften, sei es eine Staatsanwa­ltschaft mit verschiede­nen Polizeiprä­sidien“, erklärt Matthias Grewe, Vorsitzend­er des Vereins der Richter und Staatsanwä­lte in Baden-Württember­g. Er selbst ist Leiter des Amtsgerich­tes in Ravensburg. „Verschiede­ne Ansprechpa­rtner erschweren den Alltag, machen zusätzlich­e Besprechun­gen und Abstimmung­en erforderli­ch, kosten Zeit, die wir nicht haben.“Und für die Verhandlun­gen vor den Gerichten sei es hilfreich, wenn die als Zeugen geladenen Polizisten auch mit kurzer Anfahrtsze­it zur Verfügung stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany