Schwäbische Zeitung (Biberach)
Musiker meistern große Herausforderung
Jugendsinfonieorchester, Tritonus-Kammerchor, Voicelab und Lisa Hummel begeistern
(sz) - Das Biberacher Jugendsinfonieorchester der BrunoFrey-Musikschule hat sich bei einem vielseitigen Konzert in der Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Biberach unter der versierten Leitung von Günther Luderer von seiner besten Seite gezeigt. Mit von der Partie waren der Tritonus-Kammerchor mit dem Jugendchor der Landesakademie Ochsenhausen, Voicelab, sowie die Orgelsolistin Lisa Hummel aus Laupheim. Das zahlreiche Publikum war von den Vorträgen begeistert.
Das Konzert wurde mit dem ersten Satz der g-Moll-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet. Gleich zu Beginn zeigte sich, dass die gute Akustik der Kirche den transparenten und dynamischen Klang des Orchesters sehr gut unterstützte. So konnte man zum Beispiel gut die zahlreichen klanglichen Varianten des ersten Themas erkennen, das abwechselnd von den Streichern und einigen Bläsersolisten an der Flöte und Klarinette (Julia Ludwig und Teresa Fetscher) gespielt wurde.
Es folgte das Hauptwerk des Konzerts, das Konzert für Orgel, Streicher und Pauke in g-Moll des französischen Komponisten Francis Poulenc. Es handelt sich hierbei um eine Rarität, die man einer Tochter des reichen amerikanischen Nähmaschinenfabrikanten Singer zu verdanken hat. Sie bestellte das Konzert bei Poulenc, dem die Komposition sehr viel Mühe bereitete. Das Ergebnis nach zwei Jahren Arbeit war aber ein sehr abwechslungsreiches Konzert mit vielen verschiedenen Stilelementen. Da hört man zu Beginn dissonante Orgelklänge aus dem Bereich der zeitgenössischen Musik, dann gibt es immer wieder schöne Klänge aus der Romantik, manche Passagen erinnern an Filmmusik, dann gibt es wieder polyphone Anklänge an die Barockmusik.
Hohe Schwierigkeitsstufe
Das dürfte wohl eines der schwersten Werke sein, das sich Dirigent und Streicher des Jugendsinfonieorchesters je vorgenommen haben. Da sind zunächst einmal die technischen Schwierigkeiten, die gleich beim ersten Thema im Allegro giocoso zu hören waren. Dazu kommen große rhythmische Schwierigkeiten, zahlreiche Taktwechsel, und die Koordination mit der Orgel auf der Empore. Dazu kommen noch die zahlreichen dissonanten Passagen: Hier können richtig gespielte Töne sehr falsch klingen, falsche Töne können richtig oder falsch sein. Die Streicher mit ihrer Konzertmeisterin Maria Böhle wurden hier sicherlich zum Teil an ihre Grenzen geführt, aber die jungen Musiker haben diese vielen Schwierigkeiten erstaunlich gut gemeistert. Das bringt ein Orchester voran! Die Orgelsolistin Lisa Hummel erfüllte ihren virtuosen Part souverän mit schnellen „Händen und Füßen“. Sie begeisterte das Publikum mit ihrer überzeugenden musikalischen Darbietung, was mit lang anhaltendem Beifall belohnt wurde. Als Zugabe spielte sie das Präludium G-Dur BWV 541 von J. S. Bach.
Dirigent Günther Luderer hat sich mit der Auswahl dieses anspruchsvollen Stücks auf ein sehr „spannendes“Abenteuer eingelassen. Er führte das Orchester und die Orgel mit höchster Anspannung und Präzision zusammen – und hatte großen Erfolg. Bei diesem Schwierigkeitsgrad hätte eine kleine Unachtsamkeit des Dirigenten genügt, um eine Passage zu „vergeigen“.
Wärme in der eher kalten Kirche
Nach diesem relativ modernen Werk folgten drei romantische Chorwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Orchesterbegleitung. Die 42 Sängerinnen und Sänger des TritonusKammerchors sangen zusammen mit dem Jugendchor Voicelab der Landesakademie Ochsenhausen (Leitung von Klaus Brecht und Walter Gropper). Den Anfang machte der Eingangschor aus dem Psalm 42 „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“. Nach einer Orchestereinleitung hörte man einen sehr schönen und klangvollen Chorklang, der Wärme in der eher kalten Kirche ausstrahlte. Nach einem Doppelquartett aus dem Elias folgte die Chorkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“, der ein Choraltext von Martin Luther zugrunde liegt. Den Abschluss bildete die kirchliche Festouvertüre op. 31 „Eine feste Burg ist unser Gott“von Otto Nicolai. Das Werk beginnt mit einer mächtigen Version der ersten Strophe des gleichnamigen LutherChorals in Chor und Orchester. Dies soll klanglich verdeutlichen, dass man bei Gott vor den (damaligen!) bösen Feinden und Fürsten sicher ist.
Anschließend wechselten sich weitgehend polyphone Zwischenspiele mit weiteren Chorstrophen ab. Chor und Orchester zauberten hier mit ihrem Schlusswerk einen beeindruckenden festlichen Klang. Die Zuhörer bedankten sich bei den jungen Musikern, dem Chor und ihrem Dirigenten Günther Luderer mit langem Beifall, der auch durch eine Zugabe des Orchesters belohnt wurde. Zusammenfassend kann man sagen, dass die vielen Musiker dem zahlreichen Publikum ein sehr abwechslungsreiches und niveauvolles Programm geboten haben.