Schwäbische Zeitung (Biberach)
Warum es immer uns erwischt
Geht es Ihnen auch so? Stets ist bei Ihnen die Ampel auf Rot. Stets müssen Sie an der Supermarktkasse warten und im Stau stehen Sie auch ständig. Bemerkenswerterweise sehen das alle Menschen so. Das ist zum einen psychologisch bedingt: An negative Dinge erinnert sich der Mensch viel leichter als an positive Aspekte und sie bleiben auch länger im Gedächtnis. Entsprechend fallen Ihnen viele Fahrten ein, bei denen Sie an einer roten Ampel anhalten mussten. Die grünen Ampeln dagegen sind nicht so präsent. Es gibt aber auch eine mathematische Erklärung und für die denken wir in einem Extrembeispiel. Ihr täglicher Weg von Zuhause zur Arbeit dauert mit dem Auto eigentlich 20 Minuten. Dabei kommen Sie an zehn Ampeln vorbei. Neun davon sind heute grün und Sie rauschen einfach so darüber hinweg, doch eine davon steht auf Rot und das auch noch mit einer langen Schlange an Autos vor Ihnen. Es dauert ganze zehn Minuten, bis Sie endlich über die Kreuzung gefahren sind. Statt der eigentlichen 20 Minuten waren Sie nun 30 Minuten zur Arbeit unterwegs. Zehn dieser 30 Minuten, also ein Drittel der Zeit, haben Sie an der roten Ampel verbracht. Die Wartezeit im Verhältnis zur Gesamtfahrzeit – 10 von 30 – ist deutlich überproportional als die Anzahl der roten Ampeln im Verhältnis zur Gesamtanzahl – 1 von 10. Entsprechend nimmt eine rote Ampel in Ihrem Leben viel mehr Zeit ein als neun grüne Ampeln. Ziehen Sie jedoch daraus nicht den Schluss, dass es immer Sie erwischt. Denn es geht den anderen Menschen ja genauso.