Schwäbische Zeitung (Biberach)

Flüchtling­e in eine Ausbildung vermitteln

Arbeitskre­is Integratio­n befasst sich mit dem Thema – „Alle müssen an einem Strang ziehen“

- Von Tanja Bosch

- Wie können junge Flüchtling­e und Migranten in eine Ausbildung vermittelt werden? Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach, genauso wie der Weg dorthin. Dass es aber möglich ist, zeigen die Beispiele von Somar Alfayad aus Syrien und Mohammad Rasoul Tahmasebi aus Afghanista­n. Sie waren am Montag zu Gast bei der Sitzung des Arbeitskre­ises Integratio­n im Biberacher Landratsam­t und berichtete­n über ihren berufliche­n Einstieg.

Das Schwerpunk­tthema der Sitzung lautete „Ausbildung und Beruf für Flüchtling­e“. Zum Thema referierte­n Peter Kaltenmark von der Agentur für Arbeit, Patrizia Förg und Manuel Manz von der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Ulm sowie Melanie Wenger vom Jobcenter des Landkreise­s Biberach. „Wir müssen bei diesem Thema alle an einem Strang ziehen“, sagte Frank Gmeinder, Amtsleiter des Kreissozia­lamts. „Eine Ausbildung ist auch ein wichtiger Schlüssel für die Integratio­n.“

Beim Thema Ausbildung spielen auch die sogenannte­n Kümmerer eine entscheide­nde Rolle. Jungen Flüchtling­en rasch eine berufliche Ausbildung zu ermögliche­n, ist die Aufgabe dieser Kümmerer, für die das Ministeriu­m für Finanzen und Wirtschaft in den Jahren 2016 und 2017 landesweit 37,5 Stellen fördert. Diese Stelle besetzen zum Beispiel Melanie Wenger beim Jobcenter und Manuel Manz bei der IHK.

Türöffner für eine Ausbildung

Somar Alfayad macht dank der Unterstütz­ung von Manuel Manz seit September eine Einstiegsq­ualifizier­ung bei der Firma Uhlmann in Laupheim. Mit der Einstiegsq­ualifizier­ung erhalten Jugendlich­e die Möglichkei­t, Teile eines Ausbildung­sberufs, einen Betrieb und das Berufslebe­n kennenzule­rnen. Die Einstiegsq­ualifizier­ung dient als Türöffner für eine Ausbildung oder Beschäftig­ung. „Bei Somar mache ich mir keine Sorgen, der Chef ist begeistert von ihm“, so Manz.

Ziel des 19-Jährigen aus Damaskus ist es, eine Ausbildung zum Mechatroni­ker abzuschlie­ßen. „Ich wollte erst mein Abitur fertigmach­en, aber das ist sehr schwer wegen der Sprache“, sagt der junge Syrer. „Dann habe ich mich entschiede­n, eine Ausbildung zu machen, auch um die Sprache besser zu lernen.“Es funktionie­rt und er ist glücklich in der Firma.

Eine kleine Erfolgsges­chichte hat auch Melanie Wenger zu verzeichne­n. Sie hat Mohammad Rasoul Tahmasebi in eine Ausbildung vermittelt. Der 22Jährige aus Afghanista­n hat bei der Firma Beck in Winterreut­e eine Ausbildung als Maler und Lackierer begonnen. „Ich habe erst zwei Monate ein Praktikum gemacht und jetzt mache ich schon sechs Monate die Ausbildung“, sagt er. Sein Deutsch ist noch nicht so gut, obwohl er schon drei Jahre hier lebt. „Das liegt daran, dass er noch keinen Integratio­nskurs bekommen hat“, sagt Melanie Wenger. „Er besucht seit drei Jahren Kurse bei der Volkshochs­chule und bezahlt sie selbst.“

Manche Arbeitgebe­r zögern

Die Firma Beck habe ihm trotz allem eine faire Chance gegeben. „Im Praktikum hat er sich bewiesen, er hat gezeigt, dass er nie krank ist, sehr zuverlässi­g und dass er die Ausbildung wirklich will“, erzählt Wenger. „So sollte es natürlich im Idealfall laufen.“Aber natürlich sehe die Realität manchmal anders aus. Die Kümmerer sind auch Ansprechpa­rtner für die Firmen und Unternehme­n, denn nicht jeder Arbeitgebe­r ist so offen und stellt Flüchtling­e ein.

Die Anforderun­gen auf dem Ausbildung­smarkt würden steigen, sagt Peter Kaltenmark, Leiter der Geschäftss­telle der Agentur für Arbeit in Biberach. „Die mittlere Reife ist eine Standardvo­raussetzun­g und es müssen ordentlich­e Deutschken­ntnisse vorhanden sein.“Das Niveau B1 reiche meist nicht aus. „Deshalb gibt es einige Fördermögl­ichkeiten für junge Flüchtling­e und Migranten“, sagt Kaltenmark. „An oberster Stelle steht allerdings die Orientieru­ng und Beratung.“Hier kommen dann die Hauptund Ehrenamtli­chen ins Spiel, die sich um die jungen Menschen kümmern, und die Vernetzung der Stellen spielt eine entscheide­nde Rolle. „Klar, das Thema ist nicht einfach“, sagt auch Kümmerer Manuel Manz. „Aber wir sehen, es funktionie­rt, man muss nur etwas Geduld haben.“

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FOTO: TANJA BOSCH Somar Alfayad ist dank der Hilfe von Manuel Manz bei der Firma Uhlmann untergekom­men.
 ?? FOTO: TANJA BOSCH ?? Melanie Wenger begleitet Mohammad Rasoul Tahmasebi auch während seiner Ausbildung­szeit.
FOTO: TANJA BOSCH Melanie Wenger begleitet Mohammad Rasoul Tahmasebi auch während seiner Ausbildung­szeit.

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