Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mathematik zur Primetime
L etzte Woche feierte die Zeichentrickfamilie Simpson ihren 30. Geburtstag. Die gleichnamige Zeichentrickserie ist damit die am längsten laufende US-Zeichentrickserie, die seit Anfang der 90er auch in Deutschland ausgestrahlt wird und inzwischen einmal die Woche um 20.15 Uhr auf einem Privatsender ausgestrahlt wird. In ihr dreht sich alles um die Eltern Homer und Marge Simpson sowie die Kinder Bart, Lisa und Maggie und wie sie sich im stets aktuellen amerikanischen Alltagsleben zurechtfinden und dieses auch genüsslich persiflieren. Nur wenigen ist bewusst, dass sich hinter den Erfindern der SimpsonsFolgen keine Komiker und Zeichentrickmaler verbergen, sondern überwiegend Mathematiker. Und die leben ihre Begeisterung für die Mathematik regelmäßig in dieser Zeichentrickserie aus. Nicht immer sind die mathematischen Hinweise so offensichtlich wie wenn mithilfe der einfachen Statistik Zusammenhänge erklärt werden oder wenn Homer Simpson mithilfe mathematischer Modelle die Welt erklärt. Oder wenn insbesondere die als intellektuell geltende Tochter Lisa ihre Mathematikhausaufgaben mit einfachen Tricks löst, während der schlechte Schüler Bart Simpson regelmäßig an seinen Mathematikprüfungen scheitert. Meist sind die mathematischen Hinweise versteckt und fallen nur bei sehr genauem Hinsehen auf: der Buchstabe Pi als Plakat an der Wand oder Hinweise auf noch ausstehende Beweise für mathematische Vermutungen. Und natürlich sind die meisten der verwendeten Zahlen in der Serie keine normalen, sondern besondere Zahlen. Zum Beispiel, wenn auf der Anzeigetafel im Footballstadion bei einem Ratespiel für die Stadionbesucher drei mögliche Zuschauerzahlen eingeblendet werden: 8128, 8208 und 8191. Alle drei Zahlen lassen Mathematikerherzen höherschlagen: 8128 ist eine vollkommene Zahl, d.h. addiert man all ihre Teiler zusammen, so ergibt sich die Zahl selbst. Derartige Zahlen gibt es äußerst selten, z.B. 6, 28 oder 496. Die Zahl 8208 ist eine sogenannte narzisstische Zahl: nimmt man jede der vier Ziffern hoch vier und addiert dann die Ergebnisse, so erhält man 8208. 8191 ist eine sogenannte Mersenne-Primzahl, das heißt, eine Zahl, die nur durch eins und sich selbst teilbar ist und sich zudem schreiben lässt als 2 hoch 13 minus 1. Also aufpassen beim Fernsehen: In den Simpsons steckt viel Mathematik drin. Jens Winter ist Professor für
Mathematik an der Hochschule Biberach. In seiner Kolumne „Zahlen, bitte!“befasst er sich jede Woche mit mathematischen Phänomenen. Vorschläge und Anregungen unter dem Stichwort „Zahlen, bitte!“an ●» redaktion.biberach @schwaebische.de