Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Regio-S-Bahn kommt – viel zu spät
Kreistag unzufrieden – Zu wenig Verbindlichkeit – Raum Ehingen profitiert erst 2026
- 2022? 2024? 2026? Derzeit ist völlig unklar, wann die Signale für die Regio-S-Bahn Donau-Iller auf „Fahrt“gestellt werden. Im Kreistag des Alb-Donau-Kreises herrscht große Unzufriedenheit über die bisher unverbindlichen Zeit- und Kostenpläne. In der Sitzung des Gremiums am Montag äußerten der Ehinger Oberbürgermeister Alexander Baumann (CDU) und Robert Jungwirth (Grüne) scharfe Kritik, auch Landrat Heiner Scheffold forderte „mehr Zug“.
Das Konzept, das der Regionalverband verfolgt, klingt bestechend: Wenn in fünf oder zehn Jahren die Fahrgäste auf die Bahnknoten Ulm und Memmingen im Halbstundentakt, mit kurzen Reisezeiten und in „spurtstarken und attraktiven Fahrzeugen“(O-Ton Regionalverband) zurollen, sollen sie an neuen und aufgewerteten Haltepunkten ein- und aussteigen. Dazu ist eine Verdichtung des heutigen Angebotes, teils über den in den Landeskonzepten vorgesehenen Standards, vorgesehen. Gemäß der Regio-S-Bahn-Konzeption werden insgesamt acht Linien die Region erschließen und die Orte miteinander verbinden.
Auf der Donautalbahn soll stündlich ein Zug von Ulm bis Tuttlingen fahren. Stündlich soll eine S-Bahn bis Riedlingen rollen.
Die geplanten Maßnahmen umfassen den Bau von fast 30 neuen und optional vorgesehenen Haltepunkten: beispielsweise soll in Ertingen ein neuer Halt eingerichtet werden, ebenso in Obermarchtal, Untermarchtal, Dintenhofen, Dettingen, Schelklingen-Nord, Blaubeuren, Zwiefaltendorf und Klingenstein.
Angestrebt werden die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Schieneninfrastruktur in der Region sowie die Verbesserung des Bedienangebotes auf der Schiene.
Ursprünglich war vorgesehen, dass 2016 oder 2017 die ersten SBahnen rollen. „Nun dauert es länger, und es wird teurer“, stellte Landrat Scheffold fest, diese Entwicklung sei für eines der zentralen Projekte des Alb-Donau-Kreises „ernüchternd“.
„Sehr ernüchternd“, ergänzte der Ehinger Oberbürgermeister Baumann in Richtung der S-Bahn-Verantwortlichen, Markus Riethe vom Regionalverband Donau-Iller und Oliver Dümmler. Dümmler arbeitet für den Verein, der die S-Bahn vorantreibt. „Wir hatten schon Sorgen, aber die Entwicklungen sind noch schlimmer als befürchtet“, sagte Baumann, der sich seit Beginn des
ULM
Jahrzehntes mit den S-Bahn-Plänen beschäftigt. Der Ehinger OB befürchtet, dass die Region für mehrere Jahre von den Vorteilen, die sich durch schnellere Züge, bessere Verbindungen und vor allem die ICE-Neubaustrecke in Richtung Stuttgart ab Ende 2021 ergeben werden, nicht profitieren kann.
Eine schnelle S-Bahn-Verbindung von Ehingen nach Ulm mit Fahrzeiten von 30 Minuten und weiteren 30 Minuten Fahrzeit in die Landeshauptstadt wird dazu beitragen, dass der ländliche Raum deutlich besser als bisher erschlossen wird. Es könne nicht angehen, dass die Neubaustrecke Ende 2021 in Betrieb gehe, die Regio-S-Bahn aber erst Mitte des kommenden Jahrzehnts. Baumann fordert daher, „das Verfahren zu beschleunigen.“
„Planungsfehler“beim Brückenbau
Auch von den Grünen kam Kritik. An „alte, rote Dieselloks“fühlt sich Fraktionschef Robert Jungwirth erinnert, „das Verfahren ist zögerlich und umständlich, eine vertane Chance“. Er frage sich öfter: „Was läuft falsch?“Jungwirth nannte ein Beispiel für „Misswirtschaft und Planungsfehler“: Einzelne Brücken würden so niedrig geplant und gebaut, dass die notwendige elektrische Fahrleitung nicht unter ihnen gezogen werden könne, eine erneute Anpassung sei beim Bau der Regio-S-Bahn unumgänglich.
Verbandsdirektor Markus Riethe und Regio-S-Bahn-Spezialist Oliver Dümmler konterten und erklärten, dass bei dem Projekt mit der Bahn, den Ländern Bayern und BadenWürttemberg, den Landkreisen, Städten und Gemeinden sehr viele verschiedene Entscheidungsträger mit sehr unterschiedlichen Interessen am Tisch säßen. Die Verhandlungen seien „nicht vergnügungssteuerpflichtig“.