Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stadt muss mehr Geld für Kindergärten zahlen
Höhere Gehälter für Erzieherinnen erhöhen die Betriebskosten immens
- Mit Zähneknirschen hat der Gemeinderat Bad Schussenried außerplanmäßige Ausgaben im Kindergartenbereich in Höhe von 88 259 Euro bewilligt. Bei dem Betrag handelt es sich um den sogenannten Abmangel für die katholischen Kindergärten. Die Stadt hat mit dem Träger der Einrichtungen einen Vertrag, in dem sie zusichert, außerplanmäßige Ausgaben zu übernehmen.
Natürlich wollten die Gemeinderäte wissen, warum die vier katholischen Kindergärten im Rechnungsjahr 2016 so viel mehr Geld ausgegeben haben als erwartet. Hauptamtsleiter Günter Bechinka erklärte, dass 2016 das erste Jahr sei, in dem sich die jüngsten Tarifverhandlungen auswirkten. Dabei hatten die Gewerkschaften für die Erzieherinnen nicht nur eine generelle Gehaltserhöhung, sondern für einige von ihnen auch eine Einstufung in höhere Gehaltsklassen durchgesetzt. Es gab einige Nachfragen im Gemeinderat, ob man diese Kostensteigerung nicht hätte voraussehen oder verhindern können. Bechinka verneinte dies. Eine so drastische Erhöhung habe keiner voraussehen können.
Mit dieser unerwarteten Mehrausgabe ist ein empfindlicher Nerv getroffen. Die Kosten im Kindergartenbereich haben sich für die Gemeinde in den vergangenen Jahren zu einem ernsten Problem entwickelt. „Die Kosten laufen uns davon“, fasste Kämmerer Carsten Kubot die Situation zusammen. Hauptamtsleiter Günter Bechinka hielt dagegen und meinte, es müsse doch allen klar sein, dass die ganzen neuen Baugebiete eben mehr Kinder bedeuteten und dass mehr Ganztagsbetreuung auch mehr Personal bedeute. „Und die Personalkosten machen in den Kindergärten eben rund 80 Prozent aus“, so Bechinka. Die Stadt habe sich vor Jahren schon entschieden, dass ihr eine gute Kinderbetreuung wichtig sei. Jetzt zahle man die Zeche dafür.
Kurz wurde im Rat darüber sinniert, ob die neue Kindergartenkonzeption, die momentan erstellt wird, zu Kosteneinsparungen führen könnte. Bechinka mutmaßte, dass das eher nicht der Fall sein wird. Das Konzept soll Aufschluss darüber geben, welche Einrichtungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren saniert werden müssen und ob es mögliche andere Standorte für neue Einrichtungen gibt. Geklärt werden soll auch, ob ein Anbau an den Kindergarten Spatzennest möglich und wirtschaftlich wäre. Gleichzeitig soll eine kurzfristige Lösung gefunden werden für eine zeitnahe Bedarfsdeckung.
Unklar blieb zum Ende der Gemeinderatssitzung, wie diese Mehrausgaben in Höhe von 88 259 Euro nun gegenfinanziert werden sollen – oder was dafür eingespart werden muss.