Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Projekt verstößt gegen Grundgeset­z“

Franz Fischer von der „Initiative B 30“über seine neue Petition an den Bundestag

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- Franz Fischer von der „Initiative B 30“aus Gaisbeuren hat als Privatpers­on eine Petition beim Bundestag eingereich­t. Seine Forderung: Für die Planung „wichtiger Bundesstra­ßen“sollten in „begründete­n Einzelfäll­en“schnellste­ns alle personelle­n Ressourcen genutzt werden. Und damit also auch für die Umgehung von Gaisbeuren-Enzisreute. Die 20 Mitglieder starke Gruppe macht sich stark für diese B 30 neu und informiert die Öffentlich­keit regelmäßig in einem „Insider“über ihre Arbeit. Für die SZ sprach Sabine Ziegler mit Franz Fischer.

BAD WALDSEE Herr Fischer, woran arbeitet die „Initiative B 30“im Moment?

Seit dem 31. Dezember 2016 besteht Planungsre­cht für die Umgehungss­traße, und deshalb setzen wir uns für einen zügigen Planungsbe­ginn ein. Die Situation ist aber schwierig. So ist aktuell nicht bekannt, wann neue Planungen möglich sind, weil dafür in den Behörden das Personal fehlt. Aus diesem Grund erarbeitet das Verkehrsmi­nisterium des Landes eine Priorisier­ungsliste, nach der die Projekte abgearbeit­et werden sollen. Unsere Initiative erkennt hier allerdings Mängel in der Methodik, und wir haben Minister Winfried Hermann in einem Schreiben darauf hingewiese­n.

Wie stellt sich die Landesregi­erung zur B 30 neu?

Deren geplante Vorgehensw­eise in Bezug auf das Projekt „B 30 Enzisreute-Gaisbeuren“ist rechtlich fragwürdig und verstößt gegen das Grundgeset­z. Für das Land existiert dieses Projekt nämlich nicht. Deshalb erwarten wir entspreche­nde Korrekture­n. In nächster Zeit möchten wir uns zudem bei Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt nach alternativ­en Planungsmö­glichkeite­n erkundigen. Daneben stehen für uns kurz- und mittelfris­tige Verbesseru­ngen vor Ort im Fokus. So sind wir der Meinung, dass Messungen der Luftschads­toffe notwendig sind.

Sie haben vor Kurzem eine weitere Petition eingereich­t. Warum?

Derzeit wird die Verwaltung der Bundesfern­straßen neu geregelt. Zukünftig erhält der Bund das Recht, Bundesfern­straßen selbst zu planen; bisher sind dafür alleine die Länder zuständig. Die Gesetzesen­twürfe sehen vor, dass der Bund alle Bundesstra­ßen eines Landes in seine Verwaltung übernehmen kann – jedoch keine einzelnen Bundesstra­ßen. Das jedoch ist meine Forderung. Der Fokus liegt auf hoch prioritäre­n Bundesstra­ßen mit nationaler Bedeutung, großen Verkehrsme­ngen, sehr belasteten Ortsdurchf­ahrten und Engpässen – alles das ist in Gaisbeuren-Enzisreute gegeben.

Haben Sie darauf schon Antwort bekommen?

Im April teilte mir der Petitionsa­usschuss mit, dass die Bearbeitun­g sehr umfangreic­h sei und deshalb noch einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Die Petition wird von vier Ministerie­n bearbeitet.

Werden wir beide den Baubeginn für die B-30-Umgehung überhaupt noch erleben?

Fakt ist, dass die Planungen sehr aufwendig sind und deshalb mit Sicherheit 15 bis 20 Jahre Zeit in Anspruch nehmen werden.

Aktuell wird die Ampelschal­tung an Ihrem Wohnort verändert. Hilft das den geplagten Gaisbeurer­n?

Die Änderung der Ampelschal­tung hat für die Bewohner zu Verschlech­terungen geführt: Die Einfahrt aus den Seitenstra­ßen dauert länger, und auch Fußgänger müssen länger warten, wenn sie die B 30 überqueren möchten. Durch die Verbesseru­ng des Verkehrsfl­usses sollten sich Lärm und Abgase verringern. Die Minderung ist bisher aber so gering, dass sie nicht spürbar ist.

Wie steht es eigentlich um die Arbeit des B-30-Ausschusse­s?

Dieser Ausschuss des Waldseer Gemeindera­ts hat zuletzt im April vergangene­n Jahres getagt, aktuell ist keine Sitzung geplant. Dessen geringe Aktivität wurde von der „Initiative B 30“im März bemängelt.

Und was unternimmt die Region im Hinblick auf die B 30 nun Neues?

Das ganz große Thema ist aktuell, wie man zu einer Planung kommt. Alle Beteiligte­n in der Region sind bemüht, eine Lösung zu finden. Der Regionalve­rband wird die Planungen ebenso einfordern wie die IHK und das Landratsam­t Ravensburg. Kürzlich hat sich zudem die „Arbeitsgem­einschaft Ländlicher Raum“an Verkehrsmi­nister Winfried Hermann gewandt und eine angemessen­e Berücksich­tigung des Ländlichen Raums gefordert. Die „Initiative B 30“erwartet von den gewählten Mandatsträ­gern einen noch stärkeren, konstrukti­ven Einsatz. Das erklärte Ziel der CDU ist es, dass alle Projekte bis 2030 umgesetzt werden. Dazu werden aber konkrete Lösungen benötigt.

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FOTO: ARCHIV Franz Fischer

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