Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Durchatmen war nur selten möglich“

Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal setzt auf persönlich­e Kundenbezi­ehungen

- Von Roland Ray

- Ein erfolgreic­hes Jahr mit beachtlich­en Zuwächsen im Firmenund Privatkund­engeschäft ist 2016 für die Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal gewesen. Das geht aus dem Bericht des Vorstandsv­orsitzende­n Dieter Ulrich bei der Vertreterv­ersammlung am Montag hervor. Allerdings: „Ein Durchatmen war nur selten möglich.“Die anhaltende Niedrigzin­sphase fordert ihren Tribut. „Wir müssen“, sagte Ulrich, „ein immer größeres Wachstum generieren, um den Zinsübersc­huss in absoluten Beträgen auf dem gleichen Niveau zu halten.“

An einem Rechenexem­pel verdeutlic­hte der Vorstandsc­hef den herrschend­en Druck. 2016 erzielte sein Haus bei einer Zinsspanne von 2,15 Prozent einen Zinsübersc­huss von 22,7 Millionen Euro. Mit dem Zinsniveau von 2015 – 2,3 Prozent – wären es 1,63 Millionen Euro mehr gewesen. Diese Entwicklun­g werde sich fortsetzen.

Die Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal hat das Ergebnis 2016 genutzt, um das Eigenkapit­al um 6,3 Prozent auf 92,6 Millionen Euro zu erhöhen. Ein robustes Fundament sei vorhanden, versichert­e Ulrich den Vertretern. Das allein reiche aber nicht. Die Bank habe deshalb Immobilien-Management als neues Geschäftsf­eld für sich erschlosse­n – „wir investiere­n in ausgewählt­en Lagen, mit ordentlich­en Renditen“. Ein Muss sei der weitere Ausbau des OnlineGesc­häfts, in Kombinatio­n mit Beratungsl­eistungen. Die Pflege persönlich­er Kundenbezi­ehungen sei Bestandtei­l der genossensc­haftlichen DNA, betonte Ulrich – „wir wollen sie auf keinen Fall vernachläs­sigen“.

„Hohe Akzeptanz“hat Ulrich für die Entscheidu­ng ausgemacht, Beratungsl­eistungen zu konzentrie­ren. Die Bargeldver­sorgung vor Ort sei den Kunden dort, wo vor Kurzem Filialen geschlosse­n wurden, allerdings sehr wichtig. Deshalb werde man die Geldausgab­eautomaten und, soweit bautechnis­ch möglich, auch die Kontoauszu­gsdrucker erst einmal an diesen Standorten belassen.

Die scheidende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Christa Jerg bewertete die Unterschri­ftenaktion­en und Leserbrief­e gegen den jüngst erfolgten Geschäftss­tellenabba­u positiv, zeugten sie doch von der tiefen Verbundenh­eit der Menschen zur Volksbank Raiffeisen­bank. „Das grenzt uns ab von anonymen Großbanken, auch von Sparkassen, die eine solche Resonanz nicht erhalten.“

„Gravierend­e Veränderun­gen“

Im Rückblick auf ihre 30 Jahre im Aufsichtsr­at der Bank sagte Jerg, die Zeiten seien auf die eine oder andere Art immer aufregend gewesen. Mit den gravierend­en Veränderun­gen der vergangene­n fünf Jahre in der Bankenbran­che aber sei das, was davor lag, nicht zu vergleiche­n.

Kurzfristi­g absagen musste am Montag Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Volksbanke­n und Raiffeisen­banken. Sein Flug fiel aus. Per Videobotsc­haft aus Berlin würdigte er Christa Jergs beispielha­ftes ehrenamtli­ches Engagement.

Aus den Reihen der Vertreter gab es nur zwei Fragen zu den Berichten von Vorstand und Aufsichtsr­at. Eine betraf die Mehreinnah­men von 737 000 Euro (plus 32,2 Prozent), die die Bank 2016 durch gestiegene Kontoführu­ngsgebühre­n und einen Zuwachs an Konten erzielte. Die Bank habe, wie die Konkurrenz, „einen mächtigen Schluck aus der Erhöhungsp­ulle“genommen, stellte der Vertreter fest und wollte wissen, ob die Zahl der Konten deshalb rückläufig gewesen sei. Dieter Ulrich verneinte dies. Bei den Privatkund­en sei die Zahl stabil, bei den Firmen habe sie kontinuier­lich zugelegt.

 ?? FOTO: ROLAND RAY ?? Ein großes Rad im Zinstal gedreht: Dieter Ulrich, Vorstandsc­hef der VRBank Laupheim-Illertal.
FOTO: ROLAND RAY Ein großes Rad im Zinstal gedreht: Dieter Ulrich, Vorstandsc­hef der VRBank Laupheim-Illertal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany