Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Durchatmen war nur selten möglich“
Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal setzt auf persönliche Kundenbeziehungen
- Ein erfolgreiches Jahr mit beachtlichen Zuwächsen im Firmenund Privatkundengeschäft ist 2016 für die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal gewesen. Das geht aus dem Bericht des Vorstandsvorsitzenden Dieter Ulrich bei der Vertreterversammlung am Montag hervor. Allerdings: „Ein Durchatmen war nur selten möglich.“Die anhaltende Niedrigzinsphase fordert ihren Tribut. „Wir müssen“, sagte Ulrich, „ein immer größeres Wachstum generieren, um den Zinsüberschuss in absoluten Beträgen auf dem gleichen Niveau zu halten.“
An einem Rechenexempel verdeutlichte der Vorstandschef den herrschenden Druck. 2016 erzielte sein Haus bei einer Zinsspanne von 2,15 Prozent einen Zinsüberschuss von 22,7 Millionen Euro. Mit dem Zinsniveau von 2015 – 2,3 Prozent – wären es 1,63 Millionen Euro mehr gewesen. Diese Entwicklung werde sich fortsetzen.
Die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal hat das Ergebnis 2016 genutzt, um das Eigenkapital um 6,3 Prozent auf 92,6 Millionen Euro zu erhöhen. Ein robustes Fundament sei vorhanden, versicherte Ulrich den Vertretern. Das allein reiche aber nicht. Die Bank habe deshalb Immobilien-Management als neues Geschäftsfeld für sich erschlossen – „wir investieren in ausgewählten Lagen, mit ordentlichen Renditen“. Ein Muss sei der weitere Ausbau des OnlineGeschäfts, in Kombination mit Beratungsleistungen. Die Pflege persönlicher Kundenbeziehungen sei Bestandteil der genossenschaftlichen DNA, betonte Ulrich – „wir wollen sie auf keinen Fall vernachlässigen“.
„Hohe Akzeptanz“hat Ulrich für die Entscheidung ausgemacht, Beratungsleistungen zu konzentrieren. Die Bargeldversorgung vor Ort sei den Kunden dort, wo vor Kurzem Filialen geschlossen wurden, allerdings sehr wichtig. Deshalb werde man die Geldausgabeautomaten und, soweit bautechnisch möglich, auch die Kontoauszugsdrucker erst einmal an diesen Standorten belassen.
Die scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Christa Jerg bewertete die Unterschriftenaktionen und Leserbriefe gegen den jüngst erfolgten Geschäftsstellenabbau positiv, zeugten sie doch von der tiefen Verbundenheit der Menschen zur Volksbank Raiffeisenbank. „Das grenzt uns ab von anonymen Großbanken, auch von Sparkassen, die eine solche Resonanz nicht erhalten.“
„Gravierende Veränderungen“
Im Rückblick auf ihre 30 Jahre im Aufsichtsrat der Bank sagte Jerg, die Zeiten seien auf die eine oder andere Art immer aufregend gewesen. Mit den gravierenden Veränderungen der vergangenen fünf Jahre in der Bankenbranche aber sei das, was davor lag, nicht zu vergleichen.
Kurzfristig absagen musste am Montag Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sein Flug fiel aus. Per Videobotschaft aus Berlin würdigte er Christa Jergs beispielhaftes ehrenamtliches Engagement.
Aus den Reihen der Vertreter gab es nur zwei Fragen zu den Berichten von Vorstand und Aufsichtsrat. Eine betraf die Mehreinnahmen von 737 000 Euro (plus 32,2 Prozent), die die Bank 2016 durch gestiegene Kontoführungsgebühren und einen Zuwachs an Konten erzielte. Die Bank habe, wie die Konkurrenz, „einen mächtigen Schluck aus der Erhöhungspulle“genommen, stellte der Vertreter fest und wollte wissen, ob die Zahl der Konten deshalb rückläufig gewesen sei. Dieter Ulrich verneinte dies. Bei den Privatkunden sei die Zahl stabil, bei den Firmen habe sie kontinuierlich zugelegt.