Schwäbische Zeitung (Biberach)

Einfach himmlisch!

- Von Björn Held

Menschen, die frisch verliebt sind, fühlen sich wie im siebten Himmel. Sie empfinden ihre Liebe aufregend, unbeschrei­blich, einfach schön.

Ein Sonnenaufg­ang in den Bergen, ein toller Song oder ein frisches Stück Schokolade­nkuchen können himmlisch sein.

So sehr Aufklärung und ein naturwisse­n-schaftlich geprägtes Weltbild den Himmel entzaubert haben, so sehr lebt das „Himmlische“in unserer Sprache weiter fort. Vor allem wenn es um Erfahrunge­n geht, die uns überwältig­en, tief berühren und außergewöh­nlich sind.

Am Donnerstag war Christi Himmelfahr­t. Um zu verstehen, was da eigentlich gefeiert wird, sind himmlische Erfahrunge­n des Alltags ein guter Ausgangspu­nkt. Sie können uns einen Geschmack geben von dem, um was es da im Wesentlich­en geht. Denn „Himmel“im Sinne des Glaubens ist nicht nur der sichtbare Raum über der Erde. Nicht einfach der Sternenhim­mel bei Nacht. Nicht das Weltall mit all seinen Galaxien. „Himmel“ist mehr, ist verbunden mit der Erfahrung: Da gibt es etwas, das größer, schöner, stärker, sinnvoller ist als das, was wir sehen, messen und verstehen können. Was jenseits der Grenze von Raum und Zeit liegt.

Christen sind der Überzeugun­g, dass dieser Himmel voll des Lebens ist. Ein Ort, wo unsere Verstorben­en erlöst sind von Krankheit, Unrecht, Gewalt und Schuld. Ein Ort, an dem Gott ihnen die Würde, den Frieden, die Liebe, die Heimat und die Erfüllung schenkt, nach der sie womöglich zeitlebens vergeblich gesucht haben.

Freilich: Wer die Welt vordergrün­dig betrachtet, lediglich glaubt, was er sieht, wird diesen Himmel nur schwerlich entdecken. Wer jedoch nicht verlernt hat zu staunen wie ein Kind, so offen zu fragen, zu träumen und zu glauben – der hat gute Chancen zu erahnen, was mit Himmel gemeint sein könnte.

An Christi Himmelfahr­t feiern Christen den Eingang Jesu in diese göttliche Welt. Und hoffen, dass sie wie Jesus eines Tages diesen Himmel erreichen. Ein Himmel, den Menschen durch Jesus im Hier und Jetzt ja schon anfanghaft erlebt haben: Wenn er vergibt, wenn er aufrichtet, wenn er tröstet, wenn er Klartext spricht, wenn er teilt, wenn er das Reich Gottes verkündet, wenn er inspiriert, wenn er heilt und zu neuem Leben erweckt …

Und alle, die es ihm nachmachen, schaffen auch ein Stück weit diesen „Himmel auf Erden“. Wenn auch ganz unspektaku­lär und leise. Dafür aber von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz. In ihrem Alltag, spürbar, lebendig – einfach himmlisch!

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FOTO: PRIVAT Dekanatsre­ferent Björn Held

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