Schwäbische Zeitung (Biberach)
Völkerverständigung fängt im Kleinen an
Neffen des abgestürzten US-Piloten besuchen Dieterskirch
- 73 Jahre ist er her – der tragische Luftkampf über dem Bussen, bei dem der amerikanische Pilot Konstantin Vogel über Dieterskirch abstürzte und tot mit seinen Beinen im Ackerboden stecken blieb. Nun haben seine Neffen die Absturzstelle besucht. Dabei staunten sie nicht schlecht: Ortsvorsteher Georg Schrodi hatte sich einiges einfallen lassen.
DIETERSKIRCH US-Flagge wird gehisst
Georg Schrodi organisierte zusammen mit Stefan Rasser aus Biberach eine Andacht auf dem Friedhof und ein Treffen an der einstigen Absturzstelle. Dazu war die Öffentlichkeit eingeladen und auch gekommen. Mit dabei waren unter anderen Bürgermeister Werner Binder, Ehrenbürger Ferdinand Kramer, Angehörige von Zeitzeugen und Wilfried Härle aus Erolzheim. Er brachte zur Überraschung aller eine amerikanische Flagge mit und hisste diese neben dem Gedenkkreuz für Konstantin Vogel, das am Ackerrand in Sichtweite zur Absturzstelle angebracht ist. Das war bewegend.
Die Neffen Ron, Jim und Ken Vogel zeigten sich beeindruckt, suchten das Gespräch mit den Anwesenden und bedankten sich für die gezeigte Freundschaft. Gemeinsam mit Wilfried Härle durchstöberten sie dessen Buch über Flugzeuge. Dabei war dann sehr schnell klar, dass die gefundenen Pilotensitze, die im Gartenhaus der Familie Werkmann genutzt werden, nicht zu der Maschine von Konstantin Vogel gehören konnten, sondern Teile eines ebenfalls abgestürzten B30Bombers waren.
Anders das Kugellager von Siegfried Bailer und der Kolben samt Pleuelstange von Martin Nadler. Diese Flugzeugteile wurden bei der Flugzeugausgrabung 1993 gefunden, in Ehren aufbewahrt und nun an die Neffen des abgestürzten Piloten übergeben.
Pfarrer Tomy hielt die Andacht auf dem Friedhof in englischer Sprache und berührte mit seinen Worten ganz besonders Ron Vogel. Für ihn war Onkel Konstantin ein großes Vorbild. Im Gespräch mit der SZ erklärte Ron Vogel: „Ich bin Captain auf der B 747 bei den United Airlines geworden, weil mich die Flugzeuge von Onkel Konstantin schon als Kind faszinierten.“Seine Religiosität zeigt Ron Vogel ganz offen. Auf seiner Airline-Visitenkarte steht: „If we meet and you forget me, you have lost nothing: But if you meet Jesus Christ and forget him, you have lost everything.“Auf Deutsch: „Wenn du mich triffst und mich vergisst, dann hast du nichts verloren. Aber wenn du Jesus Christus begegnest und ihn vergisst, dann hast du alles verloren.“Für Ron Vogel sind Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit das Wichtigste. Dass er damit nicht alleine steht, verdeutlichte Bürgermeister Werner Binder. Er ging in seiner Ansprache auf die „Wirren des Zweiten Weltkrieges“ein und erinnerte an Leid, Trauer, Ungerechtigkeit und die ungemeine Trostlosigkeit, die damals in Deutschland herrschte. Der Bürgermeister benannte das Unrecht beim Namen: „Diese schreckliche Epoche wird immer über unser Land und über uns als deutsches Volk lasten.“Er endete mit dem Satz: „My dream is, that we all can live together in peace“– „mein Traum ist, dass wir alle in Frieden zusammenleben können“.