Schwäbische Zeitung (Biberach)
Volksbank-Vorstand erhält Gegenwind
Bei Vertreterversammlung der Volksbank Ulm-Biberach stimmen Laupertshauser gegen Entlastung
- Die Volksbank Ulm-Biberach befindet sich in schwierigem Umfeld auf solidem Kurs. Vor der Vertreterversammlung am Dienstagabend in der Donauhalle in Ulm berichtete Vorstandssprecher Ralph P. Blankenberg von Rekorden im Jahr 2016 im Neugeschäft wie auch bei Tilgungen. Mit 2,6 Milliarden Euro fiel die Bilanz um 44 Millionen Euro höher aus als im Vorjahr. Die Versammlung beschloss eine Dividende von einem Prozent plus Bonus. Gegenwind für den Vorstand gab es aus Laupertshausen. Der Grund: die Schließung der dortigen Filiale.
„Das Jahr 2016 hat uns einiges abverlangt“, sagte Blankenberg vor den rund 750 Vertretern, „aber es hat uns auch unserem Ziel ,Leistungsfähigkeit’ nähergebracht“. Dies trotz schwieriger Rahmenbedingungen,
BIBERACH/ULM
die aus der Zinspolitik der EZB, der Digitalisierung und der „Regulatorik“des Gesetzgebers entstünden. Die Zinsentwicklung in den EuroLändern, die in dieser Form sicher noch ein paar Jahre anhalte, reize einerseits zu Investitionen, wirke sich aber negativ für Sparer und Altersvorsorge aus. Die Region Ulm-Oberschwaben bezeichnete Blankenberg als eine der stärksten in Europa.
EZB straft kleine Banken
Dass die Volksbank inzwischen negative Zinsen an die Bundesbank zahle, halte er für eine schlechte Innovation, sagte Blankenberg. Hinzu komme die „groteske Herausforderung“, dass der Gesetzgeber die Entwicklung vorgebe, zugleich aber davor warne, Negativzinsen weiterzugeben. Die Banken würden also bestraft. Das treffe vor allem Finanzinstitute mit traditionellem Geschäftsmodell. Kleine Banken erwarteten in der Folge Ertragsrückgänge um 25 Prozent – „wahrscheinlich aber mehr“. Die Folge seien vermehrte Fusionen. Obwohl kaum noch Zinsen zu erwarten seien, habe „Sparen heute vielleicht mehr denn je seine Berechtigung“, sagte Blankenberg. Die Kunden sähen nach wie vor die Regionalbanken als sicheren Hafen. Dafür spreche, dass die Kundeneinlagen im Vorjahr noch mal um 65 Millionen auf gut zwei Milliarden Euro gewachsen seien.
Obwohl Anfang Juli, wie berichtet, sechs Geschäftsstellen geschlossen und mit größeren zusammengelegt werden, setze die Bank weiterhin auf persönliche Kundenbeziehungen. „Unsere Filialen werden immer weniger besucht“, erläuterte Blankenberg den Beschluss. „Bei ein bis zwei Kunden täglich kommen wir um Schließungen nicht herum“. Die Bank werde Ersatzangebote attraktiv gestalten. Geld und Kontoauszüge würden den Kunden ins Haus geschickt, wo auch Beratung stattfinden könne. Für Besuche in einer Filiale außerhalb des eigenen Orts zahle die Bank Bus- oder Taxikosten. Derzeit sei keine weitere Filialzusammenlegung mehr absehbar: „Aber die Thematik wird es weiterhin geben, und da bitte ich um Unterstützung“.
Blankenberg bestreitet Vorwürfe
Kritik an den Schließungen kam aus Laupertshausen. Die Bank habe die bevorstehenden Zusammenlegung nur unzureichend mit den Filialen und ihren Kunden abgestimmt. Dass zu wenig Aufklärung betrieben worden sei, bestritt Blankenberg. Anderthalb Dutzend Vertreter aus der Umgebung des Laupertshausener Sprechers stimmten dennoch gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Aufsichtsratsvorsitzender Peter Kulitz berichtete vom ungebrochenen Optimismus in den 33 000 Unternehmen der IHK Ulm-Bodensee. Auch das Hoch am Arbeitsmarkt halte an. Rekorde stellten sowohl die 5400 offenen Stellen wie auch die im April erstmals auf 2,9 Prozent gesunkene Arbeitslosenquote dar. Den Grund sah Kulitz in den „gut gelaufenen Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich und einigen Bundesländern“. Der Ulmer Finanzbürgermeister Martin Bendel pries die Volksbank als großen Gewerbesteuerzahler und edlen Spender und Sponsor. Seit 150 Jahren sei die Volksbank ein stabiler Partner.