Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alkoholmissbrauch nimmt zu
Sana und AOK melden für den Kreis Biberach Höchstzahlen bei Einlieferung ins Krankenhaus
(sz/ry) - Keine Entwarnung bei Alkoholmissbrauch: Im Jahr 2016 sind 359 Menschen mit der Hauptdiagnose „Rausch/akute Alkoholvergiftung“in die Kliniken im Landkreis Biberach eingeliefert worden. Bei weiteren 296 Patienten wurden Trunkenheitssymptome festgestellt. Das sind nach Angaben des Krankenhaus-betreibers Sana die höchsten Zahlen im Zehnjahresvergleich.
Der Befund stützt die Bestandsaufnahme der AOK Ulm-Biberach für 2016: „Nachdem die Zahlen lange stark rückläufig waren, sind erstmals seit sechs Jahren landesweit wieder mehr AOK-Versicherte aufgrund zu hohen Alkoholkonsums in Kliniken eingeliefert worden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Krankenkasse. 251 volltrunkene Patienten seien es im Landkreis Biberach gewesen, 28 mehr als im Jahr zuvor – ein Höchstwert. Der Anteil der Frauen liege bei fast einem Drittel.
Entgegen dem allgemeinen Trend hat es im Kreis laut AOK-Statistik zuletzt auch wieder mehr Jugendliche mit Alkoholvergiftung gegeben. 40 Heranwachsende, gut die Hälfte davon weiblich, mussten sich im vergangenen Jahr nach Alkohol-Exzessen in stationäre Behandlung begeben, vier mehr als 2015.
Die Zahlen basieren auf Erhebungen unter allen AOK-Versicherten, die im Kreis wohnen. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach, zieht daraus den Schluss, „dass die Präventionsarbeit unbedingt weiter unterstützt werden muss“. Gerade in jungen Jahren könne der Körper Alkohol nur sehr langsam abbauen, deshalb könnten bereits geringe Mengen zu schweren Vergiftungen und Schäden führen.
Bei Sana will man nicht von einem deutlichen Trend im Landkreis sprechen – „die Zahlen schwanken jährlich und es gab auch in der Vergangenheit schon Ausreißer nach oben, beispielsweise 2011 mit 344 Einlieferungen mit der Hauptdiagnose Alkohol“, erklärt Anja Wilhelm, Leiterin Unternehmenskommunikation. Auffällig sei der zuletzt überproportionale Anstieg bei wiederholten Einlieferungen.
Die Hauptdiagnose Alkohol wurde laut Wilhelm im vergangenen Jahr bei 99 Frauen gestellt; das sind rund 38 Prozent der Patienten, die viel zu tief ins Glas geschaut hatten. Der Schnitt im zurückliegenden Jahrzehnt lag bei 90.