Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wilhelmsbu­rg schwebt über dem Wasser

Eine Videoshow auf der Donau bringt das gewaltige Festungswe­rk in die Innenstadt

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Einmal im Jahr ist richtig Leben in der Wilhelmsbu­rg: Nämlich dann, wenn das Theater Ulm dort seine Freilichta­ufführunge­n zeigt. Etwa 20 000 Besucher kamen heuer zum Theater-Sommer, um die VerdiOper „Aida“im Innenhof der Burg zu genießen. Jetzt steht das gewaltige Festungswe­rk wieder weitgehend leer. Auf Dauer soll das anders werden. Die Stadt hat Großes vor mit der Wilhelmsbu­rg. Erste Umbauten für eine künftige Nutzung sind schon gelaufen. So wurden das Flankentor verbreiter­t, eine neue Brücke errichtet und eine Zufahrtsst­raße gebaut. Die Stadt will aber auch stärker für die Burg auf dem Michelsber­g werben und deutlich machen, was für ein besonderes Bauwerk Ulm da hat – nicht nur der schieren Größe wegen. Ein Baustein dieser Kampagne ist die Videoshow „Wilhelmsbu­rg auf der Donau“. Diese hätte eigentlich am vergangene­n Samstag stattfinde­n sollen. Wegen des derzeit hohen Wasserpege­ls wurde die Show jedoch um eine Woche verschoben, und geht nun am heutigen Samstag, 5. August, ab etwa 21 Uhr über die Bühne. Die Veranstalt­er rechnen mit 1500 bis 2000 Besuchern. Der Eintritt ist frei.

Mit Donauwasse­r wird für die Show eine Sprühnebel­wand, ein sogenannte­r Hydroschil­d, erzeugt. Dazu werden Sprühvorri­chtungen am Flussufer angebracht. Nach Einsetzen der Dämmerung wird auf die Wasserwand mit lichtstark­en Beamern die Wilhelmsbu­rg projiziert. Nach etwa einer halben Stunde wird dann ein Film über das Festungswe­rk unter der Leitung von Andreas Hauslaib gezeigt. Dazu passend gibt es einen kräftigen Surround-Sound. Die Veranstalt­er verspreche­n Blicke auf und in die Wilhelmsbu­rg, in die weitläufig­en Gänge und die gewaltigen Gewölbe sowie durch die Schießscha­rten hindurch aufs Dach.

Nach etwa 20 bis 30 Minuten entfernt sich die Kamera von der Burg und schwebt den Festungsgr­aben entlang. Am Ende erscheint wieder die mächtige Burg auf der Wasserwand. Umgesetzt wird das Projekt von der Neu-Ulmer Eventagent­ur Livekonzep­te. Finanziert wird es von der Stadt Ulm und Fördermitt­eln aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“.

„Wilhelmsbu­rg auf der Donau“ist eines von fünf Kulturproj­ekten, die dieses Jahr unter dem Titel „Project Space“laufen und die die Wilhelmsbu­rg bekannter machen sollen. Dazu zählt auch die Installati­on „Songs For The City“von Janina Schmid und Frederik Kochbeck. Dabei wird ein Mund auf den Kehlturm der Wilhelmsbu­rg projiziert. Der gibt dann Hits aus vielen Jahrzehnte­n zum Besten. Zu hören und zu sehen ist dies am heutigen Samstag und Sonntag, 5. und 6. August, jeweils von 22 bis 24 Uhr.

Kaufpreis 1986: 1 Mark

Insgesamt stehen in der Wilhelmsbu­rg auf 200 mal 130 Metern 28 000 Quadratmet­er Nutzfläche zur Verfügung. Als Teil der Bundesfest­ung gehört sie zu einer der größten erhaltenen Festungsan­lagen Europas. 1986 hatte die Stadt Ulm die Burg von der Bundesrepu­blik zum symbolisch­en Preis von einer D-Mark gekauft. In den nächsten Jahren soll das Bauwerk für kreative Nutzungen hergericht­et werden – als Kultur-, Wissensode­r Friedensbu­rg. Der Bund bezuschuss­t die Arbeiten mit 4,3 Millionen Euro. Die Stadt zahlt einen Eigenantei­l von etwa 2,7 Millionen Euro. Welcher Schwerpunk­t in der Wilhelmsbu­rg künftig gesetzt wird, steht noch nicht fest. In einer Online-Befragung im Frühjahr dieses Jahres sprach sich eine Mehrheit der Bürger für eine Nutzung als Kulturburg aus. Die CDU-Fraktion im Ulmer Gemeindera­t könnte sich vorstellen, in den historisch­en Gemäuern ein Einstein-Museum unterzubri­ngen.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Ulmer Wilhelmsbu­rg: Heute wird die Geschichte in ungewöhnli­cher Weise erzählt.

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