Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jugendlich­e schnuppern in den Beruf des Zimmerers

Beim Sommercamp im Zimmerer-Ausbildung­szentrum bauen die Teilnehmer einen Nistkasten

- Von Sarah Schleiblin­ger

BIBERACH - Nuri Bagtur aus Lahr im Schwarzwal­d ist mit großen Erwartunge­n Anfang dieser Woche nach Biberach gereist: Im Zimmerer-Ausbildung­szentrum möchte er in den Beruf des Zimmerers hineinschn­uppern. Beim diesjährig­en Sommercamp, das heuer schon zum fünften Mal stattfinde­t, nehmen insgesamt 16 Jugendlich­e zwischen 14 und 17 Jahren teil.

Jeden morgen stehen die Jugendlich­en früh auf: Es geht in die Werkstatt, wo nicht nur die Grundlagen der Geometrie aufgefrisc­ht werden, sondern auch praktische Zeichenübu­ngen anstehen. Außerdem gibt es auch ein praktische­s Projekt, an dem die Teilnehmer die ganze Woche über arbeiten. „Wir bauen ein kleines Vogelhaus, das die Jugendlich­en dann mit nach Hause nehmen dürfen“, sagt Claus Wieland, der das Camp in diesem Jahr zum ersten Mal leitet. Auf die Arbeit mit den Händen freut sich auch der 14-jährige Nuri, der ab September die neunte Klasse besucht. „Ich will mir mal anschauen, wie ein Zimmerer arbeitet“, sagt er. „Ich könnte mir vorstellen, dass das ein guter Beruf für mich ist.“

Verband hofft auf Nachwuchs

Die Veranstalt­ung vom Verband Holzbau Baden-Württember­g ist Teil einer Nachwuchsk­ampagne. „Der Holzbaubra­nche geht es zwar momentan gut, dennoch spüren auch wir einen Fachkräfte­mangel“, sagt Markus Weitzmann, Leiter des Bildungsze­ntrums Holzbau in Biberach. Derzeit arbeiten und lernen etwa 600 Auszubilde­nde pro Lehrjahr, also insgesamt 1200 Azubis, im Zimmerer-Ausbildung­szentrum in Biberach. Die Lehrlinge kommen aus dem Verbandsge­biet, das Württember­g und Nordbaden einschließ­t. „Wer Zimmerer werden will, der sollte Spaß haben mit Holz und anderen Werkstoffe­n zu arbeiten“, rät Weitzmann allen Interessie­rten. Auch der Antrieb, mit seinen eigenen Händen etwas schaffen zu wollen, sei wichtig.

Unterschie­dliche Vorkenntni­sse

Für Zimmererme­ister Claus Wieland ist es das erste Sommercamp, das er betreut. Er ist überrascht, wie motiviert die Jugendlich­en sind, gleichzeit­ig sieht er aber auch die unterschie­dlichen Vorkenntni­sse der Teilnehmer. „Manche haben noch nie mit Holz gearbeitet, für andere ist das Camp tatsächlic­h nur noch eine Vorbereitu­ng auf die Lehrstelle, die sie schon haben“, sagt Wieland. Alle gehen mit vielen neuen Erlebnisse­n nach Hause. „Wir hatten viel Spaß bei den Freizeitak­tivitäten wie Klettern oder bei der Stadtführu­ng. Und ich habe neue Freundscha­ften geschlosse­n“, sagt Nuri.

Manche haben gelernt, dass das Handwerk doch nicht so ihr Metier ist, Nuri Bagtur hingegen weiß jetzt: „Ich will Zimmerer werden.“

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