Schwäbische Zeitung (Biberach)
Pilotprojekt läuft rund
Brennstoffzellen in Maselheim tragen einen großen Teil zur Energiegewinnung bei
MASELHEIM - Die Revolution in Maselheim ist so groß wie ein Kühlschrank. Die Funktion aber das genaue Gegenteil: Die Brennstoffzellen im Rathaus und in der Schule erzeugen Wärme und Strom. Rund ein knappes Jahr sind die Geräte in Betrieb und Maselheims Bürgermeister Elmar Braun ist begeistert: „Die laufen rund um die Uhr.“Er will nicht hinterm Berg halten mit seinem Stolz über die Anschaffung. Die Gemeinde sei „sehr zufrieden“mit der neuen Technologie. Rund ein Viertel der benötigten Energie im Rathaus werde inzwischen durch die „BlueGen“-Brennstoffzellen gewonnen.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat grünes Licht gegeben für die rund 58000 Euro teure Investition und dafür Landeszuschüsse in Höhe von 18 500 Euro erhalten (SZ berichtete). Doch die Entscheidung war nicht unumstritten: Manche Räte hatten bemängelt, es gebe dringlichere Aufgaben als die Investition in teure Energiegewinnung. Mit elf dafür und vier Stimmen dagegen fiel die Entscheidung.
Gemeinsam mit der Erdgas Südwest als Partner hat die Gemeinde daraufhin die Geräte angeschafft. Der finanzielle Nutzen der Brennstoffzellen sei noch unklar. Die Gemeinde hat einen Servicevertrag abgeschlossen, der jährlich mit 770 Euro zu Buche schlägt. Wann sich die Investition amortisiere, werde sich zeigen, meint Braun.
Viel wichtiger für die Gemeinde sei jedoch ihre Vorbildrolle. Schließlich werden an den Geräten in Maselheim auch täglich Betriebsdaten der Geräte aufgezeichnet und zur wissenschaftlichen Auswertung an das Land übermittelt. Im Bundesgebiet seien nur rund 800 der Geräte verbaut worden, zwei davon in Maselheim, sagt Ingo Landthaler von Erdgas Südwest. „Wir wollen Vorreiter sein“, erklärt Bürgermeister Braun.
Die Brennstoffzelle sei einer von vielen Bausteinen, mit denen Maselheim in Zukunft Energie sparen und den Anteil an regenerativen Energien erhöhen will. Anderes Beispiel: Die Umstellung der Straßenbeleuchtung in Äpfingen auf LED-Beleuchtung seit 2011. Damit habe sich der Stromverbrauch mehr als halbiert.
Große Nachfrage, niedrige Preise
Knapp die Hälfte der benötigten Energie gewinne die Gemeinde bereits aus erneuerbaren Technologien. „Wenn Sie von oben auf unsere Gemeinde schauen, sehen Sie überall Photovoltaik-Anlagen“, sagt Braun und zeigt ein Foto vom Kreuzberg in Äpfingen. Eine Entwicklung wie einst bei Photovoltaikanlagen erhofft sich Elmar Braun auch bei der Brennstoffzelle: Je höher die Nachfrage, umso schneller sinken die Preise. Noch sei die Technik für Privathaushalte kaum interessant, doch bald schon könnten die Geräte in Serie gehen und dann auch für viele Bürger lohnend werden. Braun sagt: „Wir sind optimistisch.“