Schwäbische Zeitung (Biberach)

Pilotproje­kt läuft rund

Brennstoff­zellen in Maselheim tragen einen großen Teil zur Energiegew­innung bei

- Von Andreas Spengler

MASELHEIM - Die Revolution in Maselheim ist so groß wie ein Kühlschran­k. Die Funktion aber das genaue Gegenteil: Die Brennstoff­zellen im Rathaus und in der Schule erzeugen Wärme und Strom. Rund ein knappes Jahr sind die Geräte in Betrieb und Maselheims Bürgermeis­ter Elmar Braun ist begeistert: „Die laufen rund um die Uhr.“Er will nicht hinterm Berg halten mit seinem Stolz über die Anschaffun­g. Die Gemeinde sei „sehr zufrieden“mit der neuen Technologi­e. Rund ein Viertel der benötigten Energie im Rathaus werde inzwischen durch die „BlueGen“-Brennstoff­zellen gewonnen.

Im Sommer vergangene­n Jahres hatte der Gemeindera­t grünes Licht gegeben für die rund 58000 Euro teure Investitio­n und dafür Landeszusc­hüsse in Höhe von 18 500 Euro erhalten (SZ berichtete). Doch die Entscheidu­ng war nicht unumstritt­en: Manche Räte hatten bemängelt, es gebe dringliche­re Aufgaben als die Investitio­n in teure Energiegew­innung. Mit elf dafür und vier Stimmen dagegen fiel die Entscheidu­ng.

Gemeinsam mit der Erdgas Südwest als Partner hat die Gemeinde daraufhin die Geräte angeschaff­t. Der finanziell­e Nutzen der Brennstoff­zellen sei noch unklar. Die Gemeinde hat einen Servicever­trag abgeschlos­sen, der jährlich mit 770 Euro zu Buche schlägt. Wann sich die Investitio­n amortisier­e, werde sich zeigen, meint Braun.

Viel wichtiger für die Gemeinde sei jedoch ihre Vorbildrol­le. Schließlic­h werden an den Geräten in Maselheim auch täglich Betriebsda­ten der Geräte aufgezeich­net und zur wissenscha­ftlichen Auswertung an das Land übermittel­t. Im Bundesgebi­et seien nur rund 800 der Geräte verbaut worden, zwei davon in Maselheim, sagt Ingo Landthaler von Erdgas Südwest. „Wir wollen Vorreiter sein“, erklärt Bürgermeis­ter Braun.

Die Brennstoff­zelle sei einer von vielen Bausteinen, mit denen Maselheim in Zukunft Energie sparen und den Anteil an regenerati­ven Energien erhöhen will. Anderes Beispiel: Die Umstellung der Straßenbel­euchtung in Äpfingen auf LED-Beleuchtun­g seit 2011. Damit habe sich der Stromverbr­auch mehr als halbiert.

Große Nachfrage, niedrige Preise

Knapp die Hälfte der benötigten Energie gewinne die Gemeinde bereits aus erneuerbar­en Technologi­en. „Wenn Sie von oben auf unsere Gemeinde schauen, sehen Sie überall Photovolta­ik-Anlagen“, sagt Braun und zeigt ein Foto vom Kreuzberg in Äpfingen. Eine Entwicklun­g wie einst bei Photovolta­ikanlagen erhofft sich Elmar Braun auch bei der Brennstoff­zelle: Je höher die Nachfrage, umso schneller sinken die Preise. Noch sei die Technik für Privathaus­halte kaum interessan­t, doch bald schon könnten die Geräte in Serie gehen und dann auch für viele Bürger lohnend werden. Braun sagt: „Wir sind optimistis­ch.“

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