Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hochbegabte junge Musiker brillieren
Drei Preisträger der Internationalen Sommerakademie spielen in Ochsenhausen
OCHSENHAUSEN - Beim Galakonzert der International Summer Academy of Music (ISAM) in der Ochsenhauser Klosterkirche und im Bibliothekssaal haben sich die Sieger dreier Wettbewerbe vorgestellt. Der Direktor der Landesakademie, Klaus Weigele, betonte, dass die Teilnehmer aus der ganzen Welt nach Ochsenhausen gekommen waren, um hier zwei Wochen mit Lehrern und Kollegen intensiv zu arbeiten. Und das Ergebnis war hervorragend.
Erstmals war auf Initiative des Biberacher Kulturdezernenten Jörg Riedlbauer auch ein Justin-HeinrichKnecht-Sonderpreis für Organisten ausgeschrieben worden. Und die erste Preisträgerin des 6. Josef-GablerOrgelwettbewerbs, die Koreanerin Yeri Ahn, war auch die Gewinnerin des Knecht-Sonderpreises. Sie eröffnete in der Klosterkirche an der von Gabler erbauten Orgel mit Knechts „Kleinem Oboenkonzert“. Fröhlich tänzerische Figuren leiten über zu barocker Klangvielfalt mit hübschen, gefällig komponierten Phrasen.
Unerwartete Registrierungen
Der zweite Orgelpreisträger, der Katalane Joan Seguí Mercadal, spielte dann ein Pastoral (Cancó i dansa), Lied und Tanz vom katalanischen Komponisten Frederic Mompou. Der Liedteil ließ eine eingängige, eher unverbindliche Melodie hören. Der Tanz kam in flottem Dreivierteltakt daher, ließ mit originellen und durchaus unerwarteten Registrierungen gegensätzliche Klangcharakteristiken entstehen.
Dann noch einmal Yeri Ahn mit Bachs „Präludium und Fuge BWV 566“. Mehrere Abschnitte lassen unterschiedliche Charakteristiken erkennen wie Kadenzen mit dichten Akkorden, eine charmante Fughetta und noch eine zweite Fuge mit einem rhythmischen Thema.
Preisträger des 11. Joseph-Dorfman-Kompositionswettbewerbs war der Chinese Leyou Wang. Mit pointierten Phrasen eröffnet die Klarinette (Yuri Nemirowskyi), das Cello (Artem Poludennyi) übernimmt die rasche Thematik, das Klavier (Roman Lopatynskyi) stützt ab. Die Klangfolgen sind sehr expressionistisch, emotional, herausfordernd für Gehör und Seele der Zuhörer. Die tonalen Abläufe sind spannend anzuhören, alles streng harmonisch und mit überschäumender Fantasie.
Zum Abschluss spielte der Preisträger des 7. Siegfried-WeißhauptKlavierwettbewerbs, der 19-jährige Italiener Giovanni Bertolazzi. Er begann mit Claude Debussys „Ondine“aus den „Prelúdes 2ème livre“. Leichte Wellenbewegungen, plätscherndes Wasser erzeugen differenzierte klanglich-lyrische Wirkungen mit schier weiblich anmutenden Gefühlsaufwallungen. Dann das „Allegro con brio“aus Beethovens „Waldstein-Sonate“. Vorwärts drängende Klangfiguren führen hin zu Phrasen mit Anmutung von Pferdegetrappel. Beethoven ebnet hier den Weg in die romantische Klaviermusik des 19. Jahrhunderts sowohl hoch virtuos als auch sinfonisch.
Bertolazzi erweitert dann das Klangspektrum auf Frederic Chopin und dessen „Polonaise – Fantasie AsDur“. Dem sehr langsamen Einstieg folgt der tänzerisch ausgreifende Polonaise-Rhythmus. Der klangliche Verlauf steigert sich in lyrische Gefühlsaufschwünge, polnisch nationalromantisch. Der junge Pianist verfügt neben dem selbstverständlichen hochgradigen technischen Können über die Fähigkeit subtilster dynamischer Differenzierung, spielt mit ausgereifter Pianokultur lichterfüllte Töne ebenso wie dramatisch entfaltete Hörszenen. Nach begeistertem Applaus gab der Pianist zwei Zugaben von Chopin und Tschaikowsky.
Neben den ersten Preisen gab es noch eine Reihe weiterer. Alle Ausgezeichneten kamen aus Europa, aus Asien und aus den USA, einer aus Australien. Die Preise wurden von einer Jury mit dem ISAM-Leiter Ofer Ben-Amots, dem Organisten Jürgen Essl, Lily Dorfman, Klaus Weigele und weiteren Fachleuten vergeben.