Schwäbische Zeitung (Biberach)
Dreiste Anrufer wollen Rechnerzugriff
Polizeidirektion meldet 30 Fälle der Microsoft-Mitarbeiter-Masche in diesem Jahr
- Als Microsoft-Mitarbeiter haben sich Unbekannte ausgegeben, die in der vergangenen Woche mehrfach versucht haben, in Maselheim Zugriff auf einen Rechner zu bekommen. Der angerufene Wolfgang Dürrenberger reagierte richtig: Er legte auf. Das Ziel solcher Anrufer sei es, Schadsoftware auf den Computern zu installieren und Geld zu ergaunern, sagt Polizeipressesprecher Uwe Krause.
Der Anrufer bei Wolfgang Dürrenberger ließ nicht locker. Gleich mehrfach läutete bei ihm zu Hause das Telefon. Ein Unbekannter erklärte ihm, im Auftrag von Microsoft zu handeln. „Mir wurde gesagt, mein Rechner lade gerade Schadsoftware herunter, ich solle zum PC gehen“, schildert Dürrenberger den ersten Anruf. „Ich habe aufgelegt.“Aber der Unbekannte meldete sich wieder, beim nächsten Mal kannte er auch den Namen von Dürrenbergers Frau. Am vergangenen Freitag rief der angebliche Microsoftmitarbeiter dann noch einmal an. Dürrenberger hatte sich in der Zwischenzeit in Internet über die Masche informiert. Auch bei ihm kam der Anruf aus dem Ausland. Die Ländervorwahl wies auf einen Staat in Asien hin. Aus Indien und Pakistan kämen oft solche Anrufe, sagt Krause. In die Richtung weisen auch Dürrenbergers Beobachtungen. „Es handelte sich um Personen mit englisch-indischer Aussprache“, sagt er. „Sie waren sehr aufdringlich. Wenn jemand unvorsichtig ist, tappt er in die Falle.“Dürrenberger ist es wichtig, andere vor der Masche zu warnen.
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ulm, zu dem der Landkreis Biberach, die Stadt Ulm, der Alb-Donau-Kreis und der Landkreis Heidenheim gehören, wurden im laufenden Jahr 30 Fälle der Microsoft-Mitarbeiter-Masche gemeldet. Bei 21 Fällen, sechs davon im Landkreis Biberach, blieb es laut Krause beim Versuch, Geld zu ergaunern: „Hier handelten die Angerufenen richtig und leisteten keine Zahlungen.“ In neun Fällen, davon zwei im Landkreis Biberach, hatten die Betrüger jedoch Erfolg. „Die Opfer zahlten für die angebliche Entfernung von Schadsoftware“, sagt Krause. Per Kreditkarte, Paypal oder über andere Transaktionsformen überwiesen die Geschädigten Geld. „Auffällig war, dass es immer ungefähr die gleiche Summe war, nämlich 300 bis 400 Euro“, sagt Krause. Ein Opfer überwies das Geld via Onlinebanking. Die Täter hatten aber bereits eine Schadsoftware installiert, die den Bankingvorgang gezielt störte. „Am Ende wurde dadurch der Betrag gleich dreimal abgebucht“, sagt Krause. In einem der Fälle ging das Geld nicht ins Ausland, sondern an ein deutsches Kreditinstitut: „Hier laufen entsprechende Ermittlungen.“