Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hier lockt der Barock
Die Stefansfeld-Kapelle in Salem ist für ihre Zentralbau-Architektur bekannt
- Die Lage ist heutzutage trotz einiger hoher Bäume alles andere als idyllisch. Die barocke Stefansfeld-Kapelle, die der Vorarlberger Baumeister Franz Beer von 1707 bis 1710 für das nahe gelegene Kloster Salem errichtet hat, steht an einem Kreisverkehr. Vor allem in den Sommermonaten fahren hier viele Feriengäste auf dem Weg zum Affenberg vorbei – und lassen in der Regel dieses Kleinod links liegen. Dabei lohnt sich ein Stopp.
Beer hatte die Stelle mit Bezug auf das kurz zuvor neu errichtete Abteigebäude gewählt. Sie liegt genau auf der verlängerten Mittelachse. Beers Neubau des Klosters, den Abt Stephan I. 1697 nach einer Brandkatastrophe in Auftrag gegeben hatte, bezog damit zum ersten Mal in seiner Baugeschichte die weitere landschaftliche Umgebung der Anlage in die Planung mit ein. Um das Kirchlein herum wurde der Laienfriedhof des Klosters angelegt.
Das Besondere an der StefansfeldKapelle ist ihr barocker Zentralbau mit einem kreisförmigen Sakralraum, an den vier gleich lange Arme anschließen, so dass sich vom Grundriss her die Form eines griechischen Kreuzes ergibt. Die Außenwände sind durch schlichte, dorische Pilaster gegliedert. Auf dem Kuppeldach thront eine Laterne mit Zwiebelhaube.
Auch die Innenwände zieren Pilaster – diesmal im üppigen korinthischen Stil. Ein Blickfang ist die feingliedrige, von Pflanzen inspirierte Stuckdekoration, die teils von Franz Schmuzer aus der Wessobronner Schule, teils – im Stil des Klassizismus – von dem bekannten Stuckateur Franz Joseph Feuchtmayer geschaffen wurde. Die Kuppeldecke beeindruckt durch ihre raffiniert gemalte Kassettierung. Sie stammt nicht aus der Bauzeit der Kapelle, sondern entstand im Zuge einer Renovierung um 1856 und ist stilistisch an das Pantheon in Rom angelehnt. In ihrem Zentrum ist das Auge Gottes im Strahlenkranz zu sehen. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre wurden ebenfalls von Feuchtmayer gestaltet, die einstigen Altargemälde sind allerdings verschollen.
Ein prächtiges schmiedeeisernes Gitter versperrt zwar den Eingang in den lichtdurchfluteten Sakralraum, lässt aber dennoch den Blick frei ins Innere. Der Vorteil ist, dass die Kapelle so jederzeit zu besichtigen ist.