Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Biberacher Kreisberuf­sschulzent­rum bietet eine Sommerschu­le an

Drei Wochen lang können ausländisc­he Jugendlich­e ihr Deutsch verbessern – Motivation bei Lehrern und Schülern ist groß

- Von Felizitas Eglof Lehrer Christian Ochem (links) erklärt seinem Schüler Fafanding Sawo einige Grammatikr­egeln.

- Sommerferi­en – dieses Wort lässt Schüler- und Lehrerherz­en höher schlagen und sorgt für gähnende Leere auf Schulhöfen und Klassenzim­mern. Doch am Kreisberuf­sschulzent­rum (BSZ) in Biberach ist der Gegenteil der Fall: Seit diesem Jahr gibt es die Sommerschu­le. Hier können Schüler der Vorqualifi­kationskla­ssen auf Arbeit und Beruf ohne Deutschken­ntnisse, kurz VABO, aber auch geflüchtet­e Jugendlich­e, die nicht das BSZ besuchen, in drei der sechs Ferienwoch­en ihr Deutsch verbessern.

„Vielen Lehrern ist aufgefalle­n, dass das angeeignet­e Wissen der VABO-Schüler über die langen Ferien teilweise verloren geht“, erklärt die Schulleite­rin der Karl-Arnold-Schule, Renate Granacher-Buroh. „So bin ich auf die Idee der Sommerschu­le gekommen.“In vier Gruppen à zehn bis zwölf Jugendlich­e werden interne Schüler, also solche, die eine VABOKlasse am BSZ besuchen, hauptsächl­ich in Deutsch, aber auch Mathe oder Gemeinscha­ftskunde unterricht­et. „Da wir eine berufliche Schule sind, können wir nur Jugendlich­e bis zu 20 Jahren unterricht­en“, erklärt die Schulleite­rin. Da es aber auch viele geflüchtet­e Menschen über 20 Jahre gibt, bietet das BSZ auch zwei Kurse für externe Schüler an. „Das Angebot ist freiwillig, deshalb haben wir in den Klassen gefragt, wer Lust am Kurs hätte“, sagt Granacher-Buroh.

Über das Amt für Bildung und Schulentwi­cklung in Biberach habe die Schule Kontakt zu anderen interessie­rten Jugendlich­en aufgenomme­n und so die externen Klassen gebildet. „Die Sommerschu­le ist also eine gemeinsame Initiative des Berufsschu­lzentrums und des Landkreise­s“, so die Schulleite­rin. Die unterricht­enden Lehrer sind entweder vom BSZ oder Lehramtsst­udenten, die sich für diesen besonderen Job melden konnten. Christian Ochem ist eigentlich Englisch- und Französisc­hlehrer an der Matthias-Erzberger-Schule in Biberach, nebenher unterricht­et er aber Deutsch bei den Firmen Boehringer Ingelheim und Rentschler. Seine Motivation liegt in seiner positiven Einstellun­g zur Migration: „Ich finde es ist richtig, wenn man die jungen Menschen, die in unser Land kommen, pragmatisc­h unterstütz­t und ihnen so weiterhilf­t.“Im Deutschkur­s könne er jungen Menschen direkt helfen in Deutschlan­d Fuß zu fassen. Nach dem zweiten Tag ist Christian Ochem zwar sehr erschöpft gewesen, aber das Interesse und die Motivation der Schüler gleiche das wieder aus. „Da ich zum ersten Mal mit geflüchtet­en Jugendlich­en zusammenar­beite, lerne ich sie und ihre Kultur kennen, was auch mich deutlich weiterbrin­gt.“

Gute Unterricht­satmosphär­e

Die Stimmung während des Unterricht­s ist locker und gelassen. In der heutigen Stunde steht das Thema Freundscha­ft auf dem Plan. Die Schüler überlegen sich, was Freundscha­ft für sie bedeutet und schreiben dies auf. Respekt, Spaß oder Füreinande­r da sein steht später auf kleinen Kärtchen. Beim Vorlesen von kurzen Texten oder bei einem Hörversteh­en lernen die Schüler verstärkt die deutsche Sprache. „Das Sprechen fällt allen ziemlich leicht und sie reden sehr verständli­ch, doch gerade beim Schreiben und Lesen machen viele noch Fehler“, erklärt Ochem. Alle Schüler sind aber mit voller Motivation dabei: „Oft erscheinen sie schon zehn Minuten vorher, um mit mir zu reden und bleiben nach Unterricht­sende länger, um Fragen, meistens zur Grammatik, zu klären.“

„Ziel der Kurse ist es, die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n auf eine Ausbildung vorzuberei­ten“, erklärt Schulleite­rin Granacher-Buroh. Bei Mohamad Adeeb Tarrab aus Syrien hat das geklappt: „Vor zwei Tagen habe ich meinen ersten Ausbildung­svertrag unterschri­eben“, erzählt der 25-Jährige, der vor zwei Jahren nach Deutschlan­d gekommen ist.

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FOTO: FELIZITAS EGLOF

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