Schwäbische Zeitung (Biberach)
Vergiftete Suppe, verdächtige Gäste
Krimidinner in Warthausen bietet Gaumenfreuden und Rätselspaß
- Einen Mundartkrimi mit Drei-Gänge-Menü haben 40 Zuschauer am Freitagabend beim Kriminaldinner in Warthausen erlebt. Zum Auftakt soll es Maultaschensuppe geben. Der Kellner tritt aus der Küche, balanciert die Töpfe in der Hand, will das schwäbische Leibgericht servieren. Da stürmt die Baronin von Zuckerberg auf ihn zu, mit besorgter Miene und greller Stimme: „Machen Sie einen Salat, was Griechisches oder so! Die Maultaschensuppe kann ich nicht empfehlen.“
Im Knopfstadel in Warthausen hat ein Baron sein Leben verloren, kopfüber ist er in die Suppe gefallen. War es Mord oder Unfall, die Suppe gar vergiftet? Die Zuschauer sind urplötzlich mitten im Geschehen. Die Suppe wandert zurück in die Küche. Ein Toter ist genug, als ersten Gang gibt es mediterrane Antipasti-Teller: Schafskäse, Auberginen, Oliven. Aufatmen allenthalben, und dann zufriedene Essgeräusche im Saal. Doch die Spannung hängt in der Luft.
Das Prinzip des Krimidinners ist seit Jahren ähnlich: kulinarischer Genuss vereint mit Theater und düsteren Kriminalfällen. Doch inzwischen versuchen die Veranstaltungsagenturen vermehrt auch Stücke mit Lokalkolorit und MundartEinlagen anzubieten. „Sherlock Holmes und die vergiftete Maultäschlesupp“ist das beste Beispiel dafür. Das Essen in Warthausen kommt vom Knopf-und-Knopf-Küchenteam, das Theaterstück von dem Schauspieler- und Opernsänger-Duo Alexia Basile und Joachim Herrmann aus Karlsruhe. Basile hat das Stück geschrieben und spielt auch alle Nebenrollen selbst.
Sherlock Holmes im Ländle
In ihrer ebenso schrägen wie unterhaltsamen Geschichte versetzt sie Sherlock Holmes kurzerhand ins Ländle. Dort folgt er der Einladung zu einem Galadinner der Baronin von Zuckerberg. Und wie es der Zufall will, kommt der Baron zu Tode. Holmes und sein Assistent Dr. Watson zücken die Lupen und zeigen sich doch wenig beeindruckt. „Endlich passiert mal was in dem Nest“, sagt Holmes und findet so manche der Verdächtigen gar reichlich anziehend, wie die hochhackige Krankenschwester. Doch in Kürze wird klar: Hier sind alle verdächtig. Imaginäre Gestalten und reale Zuschauer. Die Grenzen verschwimmen, spätestens als jede Rolle durch einen Zuschauer ausgefüllt wird.
Und der Veranstaltungssaal im Knopf und Knopf bietet die perfekte Bühne für die Inszenierung, mit prunkvollen Kerzenständern, gedämpftem Licht und britischer Beflaggung. Es gibt Maispoulardenbrust auf Tagliatelle und Mousse au Chocolat. Und über die Essenspausen wölbt sich der Spannungsbogen.
Nach dem dritten Gang hat Sherlock Holmes des Rätsels Lösung entschlüsselt – und ein „Käpsele“unter den Zuschauern hat ihm folgen können. Der Großteil aber tappt im Dunkeln. Wie so oft zählt am Ende jedes Detail. Nach rund drei Stunden geht ein unterhaltsamer Abend zu Ende. Ohne Längen, aber mit viel Spannung und Unterhaltung. Einzig das Rausschmeißer-Lied „Sherlock Holmes der Superstar, der heut’ hier im Ländle war“hätten sich Zuschauer und das Opernsänger-Duo sparen können. Oder noch besser: Durch mehr professionelle Gesangseinlagen ersetzen sollen.
Mundart und Schauspiel
79 Euro haben die Zuschauer bezahlt, doch die haben sich gelohnt, findet Erwin Tschugg. Er ist mit seiner Frau und Freunden aus Aichstetten bei Memmingen extra nach Warthausen gekommen und lobt „die Kombination aus schönem Ambiente, gutem Essen und tollem Schauspiel“.
Die 24-jährige Sandrine Dorner aus Biberach hat sich den Eintritt von ihrem Freund zum Geburtstag schenken lassen. Sie ist die Jüngste im Saal. Doch für die Mundart-Geschichte kann sie sich trotzdem begeistern. „Ich finde es super, dass die Zuschauer miteinbezogen werden“, sagt sie. Eifrig hat sie mitgeraten und lag am Ende doch knapp daneben.