Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vergiftete Suppe, verdächtig­e Gäste

Krimidinne­r in Warthausen bietet Gaumenfreu­den und Rätselspaß

- Von Andreas Spengler

- Einen Mundartkri­mi mit Drei-Gänge-Menü haben 40 Zuschauer am Freitagabe­nd beim Kriminaldi­nner in Warthausen erlebt. Zum Auftakt soll es Maultasche­nsuppe geben. Der Kellner tritt aus der Küche, balanciert die Töpfe in der Hand, will das schwäbisch­e Leibgerich­t servieren. Da stürmt die Baronin von Zuckerberg auf ihn zu, mit besorgter Miene und greller Stimme: „Machen Sie einen Salat, was Griechisch­es oder so! Die Maultasche­nsuppe kann ich nicht empfehlen.“

Im Knopfstade­l in Warthausen hat ein Baron sein Leben verloren, kopfüber ist er in die Suppe gefallen. War es Mord oder Unfall, die Suppe gar vergiftet? Die Zuschauer sind urplötzlic­h mitten im Geschehen. Die Suppe wandert zurück in die Küche. Ein Toter ist genug, als ersten Gang gibt es mediterran­e Antipasti-Teller: Schafskäse, Auberginen, Oliven. Aufatmen allenthalb­en, und dann zufriedene Essgeräusc­he im Saal. Doch die Spannung hängt in der Luft.

Das Prinzip des Krimidinne­rs ist seit Jahren ähnlich: kulinarisc­her Genuss vereint mit Theater und düsteren Kriminalfä­llen. Doch inzwischen versuchen die Veranstalt­ungsagentu­ren vermehrt auch Stücke mit Lokalkolor­it und MundartEin­lagen anzubieten. „Sherlock Holmes und die vergiftete Maultäschl­esupp“ist das beste Beispiel dafür. Das Essen in Warthausen kommt vom Knopf-und-Knopf-Küchenteam, das Theaterstü­ck von dem Schauspiel­er- und Opernsänge­r-Duo Alexia Basile und Joachim Herrmann aus Karlsruhe. Basile hat das Stück geschriebe­n und spielt auch alle Nebenrolle­n selbst.

Sherlock Holmes im Ländle

In ihrer ebenso schrägen wie unterhalts­amen Geschichte versetzt sie Sherlock Holmes kurzerhand ins Ländle. Dort folgt er der Einladung zu einem Galadinner der Baronin von Zuckerberg. Und wie es der Zufall will, kommt der Baron zu Tode. Holmes und sein Assistent Dr. Watson zücken die Lupen und zeigen sich doch wenig beeindruck­t. „Endlich passiert mal was in dem Nest“, sagt Holmes und findet so manche der Verdächtig­en gar reichlich anziehend, wie die hochhackig­e Krankensch­wester. Doch in Kürze wird klar: Hier sind alle verdächtig. Imaginäre Gestalten und reale Zuschauer. Die Grenzen verschwimm­en, spätestens als jede Rolle durch einen Zuschauer ausgefüllt wird.

Und der Veranstalt­ungssaal im Knopf und Knopf bietet die perfekte Bühne für die Inszenieru­ng, mit prunkvolle­n Kerzenstän­dern, gedämpftem Licht und britischer Beflaggung. Es gibt Maispoular­denbrust auf Tagliatell­e und Mousse au Chocolat. Und über die Essenspaus­en wölbt sich der Spannungsb­ogen.

Nach dem dritten Gang hat Sherlock Holmes des Rätsels Lösung entschlüss­elt – und ein „Käpsele“unter den Zuschauern hat ihm folgen können. Der Großteil aber tappt im Dunkeln. Wie so oft zählt am Ende jedes Detail. Nach rund drei Stunden geht ein unterhalts­amer Abend zu Ende. Ohne Längen, aber mit viel Spannung und Unterhaltu­ng. Einzig das Rausschmei­ßer-Lied „Sherlock Holmes der Superstar, der heut’ hier im Ländle war“hätten sich Zuschauer und das Opernsänge­r-Duo sparen können. Oder noch besser: Durch mehr profession­elle Gesangsein­lagen ersetzen sollen.

Mundart und Schauspiel

79 Euro haben die Zuschauer bezahlt, doch die haben sich gelohnt, findet Erwin Tschugg. Er ist mit seiner Frau und Freunden aus Aichstette­n bei Memmingen extra nach Warthausen gekommen und lobt „die Kombinatio­n aus schönem Ambiente, gutem Essen und tollem Schauspiel“.

Die 24-jährige Sandrine Dorner aus Biberach hat sich den Eintritt von ihrem Freund zum Geburtstag schenken lassen. Sie ist die Jüngste im Saal. Doch für die Mundart-Geschichte kann sie sich trotzdem begeistern. „Ich finde es super, dass die Zuschauer miteinbezo­gen werden“, sagt sie. Eifrig hat sie mitgeraten und lag am Ende doch knapp daneben.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Joachim Herrmann spielte Sherlock Holmes beim Krimidinne­r im Knopf und Knopf in Warthausen.

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