Schwäbische Zeitung (Biberach)
Creatives Centrum stellt sich neu auf
Nach dem Tod von Gerhard Ruhenstroth haben sich die Künstler neu zusammengefunden
- Lehrer, Leitfigur, kreativer Ideengeber. Gerhard Ruhenstroth war all das – und noch viel mehr – für die Mitglieder des Creativen Centrums (CC) in Bad Schussenried. Als er vor einem Jahr starb, war nicht klar, wie und ob es mit der Einrichtung ohne ihn weitergehen kann.
„Hinter uns liegt eine Zeit der Selbstfindung“, fasst Gabi Traub zusammen, während sie sich dabei im Raum umschaut. Licht fällt schräg durch die hohen Fenster und damit auf die vielen Bilder an den Wänden. Soeben ist im Creativen Centrum die mehrwöchige Ausstellung zu Ende gegangen, in der die großen und kleinen Künstler des CC ihre Werke einem interessierten Publikum gezeigt haben. Anlass für die Ausstellung war das zehnjährige Bestehen der Kindermalgruppe „Lernhaus Kunterbunt“.
Obwohl Ruhenstroth bereits 1999 das erste Mal einige Erwachsene zum gemeinsamen Malen nach Ummendorf einlud, wurde die Kindergruppe erst gegründet, als die Künstler nach Bad Schussenried umsiedelten. Im ganzen Gebäude verteilt sind die Werke der Kinder und Jugendlichen zu sehen, die diese in den vergangenen Jahren geschaffen haben. Den Materialien, Farben und Ausdrucksweisen scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Bunt spannt sich ein Fadennetz über das Treppengeländer, daneben hängen kreative Zeichnungen.
Einmal im Monat treffen sich die Sechs- bis 13-Jährigen unter Leitung von Gabi Traub, um Kunst zu schaffen. Traub ist es auch, die nun zusammen mit Silvia Schmid die Organisation des CC übernommen hat. „Direkt nach seinem Tod hingen wir erst einmal in einem Loch und es war schwer, da wieder herauszukommen“, erinnert sich Traub. Einer der Gründe: Ruhenstroth sei kein gewöhnlicher Lehrer gewesen. Auch im hohen Alter habe er immer noch vor Energie gesprüht, sei ständig mit neuen Ideen um die Ecke gekommen. „Er war ganz klar der Mittelpunkt des Creativen Centrums, er hat das Ganze ins Leben gerufen und dann immer weiterentwickelt“, so Traub.
Dadurch, dass der Künstler auch immer weiter Kurse an der Volkshochschule gab, fanden immer neue Kunstinteressierte den Weg in die Gemeinschaft. Nach einer Zwischenstation in Biberach fand sich die Gruppe „Arte Pittorica“, wie sie sich inzwischen nannte, in Bad Schussenried wieder. 2006 wurden die Räume im Bildungshaus des Konventgebäudes im Kloster bezogen. Seitdem arbeitete Ruhenstroth dafür, den Treff bekannter zu machen. Er hatte unzählige Verbindungen zu Künstlern in der ganzen Welt und es kam nicht selten vor, dass manch einer einen weiten Weg auf sich nahm, um in Bad Schussenried auf Gleichgesinnte zu treffen. Im Februar 2016 organisierte Ruhenstroth eine letzte Ausstellung mit Werken von Salvador Dalí, bevor er kurz darauf starb. Auch Gabi Traub hatte den Weg zu „Arte Pittorica“ über einen VHS-Kurs gefunden. Inzwischen ist die Liebe zur Kunst so groß, dass sie sich zur Kunsttherapeutin ausbilden lässt. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir viel Spaß, zu sehen, wie sie lernen, sich auszudrücken und sich dabei ein Stück auch selbst finden.“Daniela Maurer, selbst begeisterte Malerin, hat ihre drei Töchter einige Jahre in den Kindermalkurs geschickt. „Es war schön zu sehen, wie die Mädchen Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten entwickelt und auch gelernt haben, zu ihren Werken zu stehen“, erinnert sie sich.
Fester Kern von Künstlern
Jetzt, ein Jahr nach dem großen Umbruch, bestehe die Erwachsenengruppe aus einem festen Kern von sieben Personen. Zweimal im Monat gebe es ein Treffen, bei dem man gemeinsam male und versuche, sich gegenseitig zu inspirieren. „Früher haben wir uns sehr auf Herrn Ruhenstroth verlassen, er hat immer sofort gesehen, wenn bei einem Bild etwas nicht stimmte“, sagt Maurer. „Heute müssen wir uns dieses Feedback gegenseitig geben, das ist nicht immer einfach.“Dennoch sei die Gruppe auf einem guten Weg. Während der Ausstellung habe es einige Besucher gegeben, die großes Interesse gezeigt hätten. „Es wäre schön, wenn sich uns ein paar neue Gesichter anschließen würden“, sind sich die beiden Frauen einig. Die stillen und lichtdurchfluteten Räume auf dem Klostergelände seien der ideale Ort, um seiner Kreativität freien Raum zu lassen.