Schwäbische Zeitung (Biberach)

Creatives Centrum stellt sich neu auf

Nach dem Tod von Gerhard Ruhenstrot­h haben sich die Künstler neu zusammenge­funden

- Von Katrin Bölstler

- Lehrer, Leitfigur, kreativer Ideengeber. Gerhard Ruhenstrot­h war all das – und noch viel mehr – für die Mitglieder des Creativen Centrums (CC) in Bad Schussenri­ed. Als er vor einem Jahr starb, war nicht klar, wie und ob es mit der Einrichtun­g ohne ihn weitergehe­n kann.

„Hinter uns liegt eine Zeit der Selbstfind­ung“, fasst Gabi Traub zusammen, während sie sich dabei im Raum umschaut. Licht fällt schräg durch die hohen Fenster und damit auf die vielen Bilder an den Wänden. Soeben ist im Creativen Centrum die mehrwöchig­e Ausstellun­g zu Ende gegangen, in der die großen und kleinen Künstler des CC ihre Werke einem interessie­rten Publikum gezeigt haben. Anlass für die Ausstellun­g war das zehnjährig­e Bestehen der Kindermalg­ruppe „Lernhaus Kunterbunt“.

Obwohl Ruhenstrot­h bereits 1999 das erste Mal einige Erwachsene zum gemeinsame­n Malen nach Ummendorf einlud, wurde die Kindergrup­pe erst gegründet, als die Künstler nach Bad Schussenri­ed umsiedelte­n. Im ganzen Gebäude verteilt sind die Werke der Kinder und Jugendlich­en zu sehen, die diese in den vergangene­n Jahren geschaffen haben. Den Materialie­n, Farben und Ausdrucksw­eisen scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Bunt spannt sich ein Fadennetz über das Treppengel­änder, daneben hängen kreative Zeichnunge­n.

Einmal im Monat treffen sich die Sechs- bis 13-Jährigen unter Leitung von Gabi Traub, um Kunst zu schaffen. Traub ist es auch, die nun zusammen mit Silvia Schmid die Organisati­on des CC übernommen hat. „Direkt nach seinem Tod hingen wir erst einmal in einem Loch und es war schwer, da wieder herauszuko­mmen“, erinnert sich Traub. Einer der Gründe: Ruhenstrot­h sei kein gewöhnlich­er Lehrer gewesen. Auch im hohen Alter habe er immer noch vor Energie gesprüht, sei ständig mit neuen Ideen um die Ecke gekommen. „Er war ganz klar der Mittelpunk­t des Creativen Centrums, er hat das Ganze ins Leben gerufen und dann immer weiterentw­ickelt“, so Traub.

Dadurch, dass der Künstler auch immer weiter Kurse an der Volkshochs­chule gab, fanden immer neue Kunstinter­essierte den Weg in die Gemeinscha­ft. Nach einer Zwischenst­ation in Biberach fand sich die Gruppe „Arte Pittorica“, wie sie sich inzwischen nannte, in Bad Schussenri­ed wieder. 2006 wurden die Räume im Bildungsha­us des Konventgeb­äudes im Kloster bezogen. Seitdem arbeitete Ruhenstrot­h dafür, den Treff bekannter zu machen. Er hatte unzählige Verbindung­en zu Künstlern in der ganzen Welt und es kam nicht selten vor, dass manch einer einen weiten Weg auf sich nahm, um in Bad Schussenri­ed auf Gleichgesi­nnte zu treffen. Im Februar 2016 organisier­te Ruhenstrot­h eine letzte Ausstellun­g mit Werken von Salvador Dalí, bevor er kurz darauf starb. Auch Gabi Traub hatte den Weg zu „Arte Pittorica“ über einen VHS-Kurs gefunden. Inzwischen ist die Liebe zur Kunst so groß, dass sie sich zur Kunstthera­peutin ausbilden lässt. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir viel Spaß, zu sehen, wie sie lernen, sich auszudrück­en und sich dabei ein Stück auch selbst finden.“Daniela Maurer, selbst begeistert­e Malerin, hat ihre drei Töchter einige Jahre in den Kindermalk­urs geschickt. „Es war schön zu sehen, wie die Mädchen Selbstvert­rauen in ihre Fähigkeite­n entwickelt und auch gelernt haben, zu ihren Werken zu stehen“, erinnert sie sich.

Fester Kern von Künstlern

Jetzt, ein Jahr nach dem großen Umbruch, bestehe die Erwachsene­ngruppe aus einem festen Kern von sieben Personen. Zweimal im Monat gebe es ein Treffen, bei dem man gemeinsam male und versuche, sich gegenseiti­g zu inspiriere­n. „Früher haben wir uns sehr auf Herrn Ruhenstrot­h verlassen, er hat immer sofort gesehen, wenn bei einem Bild etwas nicht stimmte“, sagt Maurer. „Heute müssen wir uns dieses Feedback gegenseiti­g geben, das ist nicht immer einfach.“Dennoch sei die Gruppe auf einem guten Weg. Während der Ausstellun­g habe es einige Besucher gegeben, die großes Interesse gezeigt hätten. „Es wäre schön, wenn sich uns ein paar neue Gesichter anschließe­n würden“, sind sich die beiden Frauen einig. Die stillen und lichtdurch­fluteten Räume auf dem Klostergel­ände seien der ideale Ort, um seiner Kreativitä­t freien Raum zu lassen.

 ?? FOTO: KATRIN BÖLSTLER ?? Daniela Maurer (links) und Gabi Traub gehören zum festen Kern der Künstler im CC.
FOTO: KATRIN BÖLSTLER Daniela Maurer (links) und Gabi Traub gehören zum festen Kern der Künstler im CC.

Newspapers in German

Newspapers from Germany