Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stille Heldin
In Pakistan nannten sie
die „Mutter der Leprakranken“. Fast 60 Jahre kümmerte sich die deutsche Ärztin in dem asiatischen Land um die Armen. Viele sind der Meinung, dass Pakistan die Infektionskrankheit ohne sie nicht in den Griff bekommen hätte. Am Donnerstag ist Pfau dort im Alter von 87 Jahren gestorben.
Nach Angaben der der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe wurden dank Pfau mehr als 50 000 Menschen geheilt. Für ihr Wirken erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem war sie pakistanische Ehrenbürgerin. Bestattet wird Pfau nach ihrem Wunsch in der Hafenstadt Karatschi, wo sie viele Jahre lebte. Dort befindet sich auch das von ihr gegründete MarieAdelaide-Lepra-Krankenhaus.
Pfau wurde 1929 in Leipzig geboren. Sie studierte Medizin in Mainz und Marburg. 1957 trat sie dem katholischen Orden der Töchter vom Herzen Mariä bei. Sie kam durch Zufall ins muslimische Pakistan: Als Mitglied des Ordens war sie 1960 auf dem Weg ins indische Mumbai (Bombay). Bei einem Zwischenstopp in Karatschi nahm sie eine Mitschwester mit in eine LepraKolonie. Pfau entschied sich spontan, in der Stadt zu bleiben.
Bereut hat die Medizinerin es nie. Ob sie sich vielleicht lieber ein anderes Land ausgesucht hätte, fragten sie einmal die Journalisten. „Nein, wenn ich etwas an meinem Leben ändern könnte, dann wäre ich schon drei Jahre früher nach Pakistan gekommen“, antwortete sie.
Lepra ist eine Krankheit, die unter anderem Haut und Nerven angreift. Sie gilt in Pakistan heute als weitgehend besiegt. Pfau hat trotzdem weitergearbeitet und sich mit ihrem Hilfswerk von rund 150 Zentren auch um Blinde und Tuberkulosekranke gekümmert. Sie bekam für ihre Arbeit auch in Deutschland viele Auszeichnungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz und den Fernsehpreis Bambi als „Stille Heldin“.
Besonders gefallen hat ihr die Aufmerksamkeit nicht. „In der Regel würde ich mir wünschen, dass ich nicht geehrt werde, denn ich muss doch dann immer zum Frisör und mir neue Schuhe kaufen“, hat sie in einem Interview mal gesagt. (epd)