Schwäbische Zeitung (Biberach)
Goldener Adler strahlt – und steht in Biberach fürs Reich
Restauriertes Wirtshausschild erfreut viele – Es ist aber kein Zeichen für frühere Zugehörigkeit zu Österreich
BIBERACH (mad) - Das frisch hergerichtete Wirtshausschild des „Goldenen Adlers“am Café Wagner in Biberach erfreut heimatkundlich interessierte Bürger, und dass die Familie Graf den Doppeladler hat restaurieren lassen, stößt auf Anerkennung. Zu den in der Mitteilung hierüber genannten historischen Bezügen (SZ vom 4. August) stellt Norbert Mayer aus Laupertshausen indes einen Punkt richtig: „Biberach war vor der Auflösung des damaligen Deutschen Reiches (eigentlich Heiliges Römisches Reich deutscher Nation) freie Reichsstadt und hat nie zur habsburgischen Donaumonarchie gehört.“
Recht hat er, bestätigt der ehemalige Stadt- und Kreisarchivar Kurt Diemer. Der profunde Kenner der oberschwäbischen Geschichte fügt mit Blick auf Mayer verschmitzt hinzu: „Als Laupertshauser darf er das sagen“, denn herrschaftlich gehörte dieser Ort, wenn man so will, partiell zur Freien Reichsstadt Biberach. Und auf diesen einstigen Status waren und sind die Biberacher „immer noch“durchaus stolz: „Die freie Reichsstadt war unmittelbar dem Kaiser unterstellt“, sagt Diemer.
Dass der Kaiser die längste Zeit ein Habsburger war, darf nicht zu dem Fehlschluss verleiten, die Stadt hätte zur Donaumonarchie gehört. „Biberach war nie österreichisch“, sagt Diemer. Anders ausgedrückt: Der Herr war dieselbe Person, aber für die Biberacher war es der Kaiser, für Warthausen etwa oder Mettenberg der Erzherzog von Österreich – mit unterschiedlichen Möglichkei- ten des Hineinregierens. Den Adler als Wappentier verwendeten die Habsburger, egal welchen Hut sie gerade aufhatten, „aber hier in Biberach steht dieser fürs Heilige Römische Reich deutscher Nation“.
Gegen den neuen Glanz, in dem der Adler jetzt erstrahlt, verblasst die historische Ungenauigkeit aber beinahe „und ist leicht zu pardonieren“. Diemer lobt die Restauration ausdrücklich: „Alte Wirtshausschilder geben einer Stadt Atmosphäre.“