Schwäbische Zeitung (Biberach)
Baustellen-Slalom in der Ulmer City
Ob in der Olgastraße oder am Hauptbahnhof: Auf Straßen und Gehwegen geht es eng zu
ULM - Kurz nach dem Haus der Wirtschaft wird es eng in der Olgastraße in Ulm. Autos quetschen sich auf zwei provisorischen Spuren aneinander vorbei. Bagger haben die Straße aufgerissen. Fahrgäste warten an einer Ersatzhaltestelle an einem Bussteig aus Holz. Die Kreuzung an der Neutorstraße ist weiträumig abgesperrt. Fußgänger und Radler müssen sich ihren Weg zwischen den Bauzäunen entlang suchen. Auf der südlichen Seite, also zur Wengengasse hin, ist für sie gar kein Durchkommen möglich. Ob für Autos, Radler oder Fußgänger: Der Weg auf dem Altstadtring gleicht zur Zeit einer Slalom-Strecke um Baustellenhindernisse herum. Grund ist der Bau der Straßenbahnlinie 2.
In der Olgastraße laufen die Arbeiten für die neue Haltestelle Theater. Deshalb fahren auf der Linie 1 derzeit nur Busse. Ein Stück weiter, an der Neutorstraße, wo es derzeit die größten Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer gibt, werden Gleisdreiecke für die Straßenbahn eingebaut. Das wird gemacht, damit die Tram künftig notfalls an dieser Stelle wenden kann. Das Gleiche gilt für die Straßenbahn-Baustelle in der Wagnerstraße in der Ulmer Weststadt.
Auch wenn’s derzeit nicht so aussieht, als wäre die Baustelle bald abgeschlossen: Zumindest für den Bereich Olgastraße und Neutorstraße kann Carmen Mark vom Team Öffentlichkeitsarbeit für die Linie 2 sagen: „Es läuft ganz gut.“Voraussichtlich nächste Woche würden die Weichen und Schienen geliefert. Wenn alles glattgeht, sollen die Arbeiten bis zum Ende der Sommerferien fertig sein. Dann kann die Straßenbahn wieder auf der Olgastraße fahren, und Autofahrer, Fußgänger und Radler haben wieder mehr Platz.
Anders sieht es vor dem Hauptbahnhof aus, wo es auf der FriedrichEbert-Straße schon seit Monaten für Autofahrer nur eine Fahrspur pro Richtung gibt. Der Platz auf der anderen Seite wird für die Baustelle der neuen Tiefgarage benötigt, die unter dem Bahnhofsplatz entsteht, zusammen mit einer neuen unterirdischen Fußgängerpassage.
Bis die Passanten bequem vom Bahnhof aus in die Fußgängerzone schlendern können, brauchen sie aber noch viel Geduld: Das neue Parkhaus am Bahnhof samt Passage wird wohl erst in vier Jahren eröffnet. Derzeit müssen Fußgänger – ebenso wie Radfahrer – wegen der Großbaustelle Umwege entlang der Absperrungen in Kauf nehmen, wenn sie rund um den Hauptbahnhof unterwegs sind. Auch die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs müssen längere Zeit mit einer Umstellung leben. Die provisorische Bushaltestelle und die Wendeschleife an der Post bleiben bis Frühjahr 2018. Der Engpass in der Friedrich-EbertStraße dauert voraussichtlich bis Ende 2019 an.
Lastwagen wirbeln Staub auf
Auf eine ganz andere Folge der Großbaustellen in der Innenstadt macht Stadtrat Siegfried Keppler (CDU) in einem Eilantrag an Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) aufmerksam. Wie er schildert, sei er am Montag mit dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs gewesen. Dabei sei er plötzlich in eine heftige Staubwol- ke geraten. „Meine Situation beschreibe ich nicht näher, sie ist sicher vorstellbar“, schreibt Keppler. Der Straßenbelag vor der Baustelle der Sedelhöfe und in der Wengengasse sei durch die Abfuhr der Lastwagen stark verunreinigt. Durch Fahrtwind und die momentane Thermik werde der Staub auf der Straße heftig aufgewirbelt und je nach Windrichtung direkt in die Innenstadt geblasen. „Das muss unbedingt sofort durch intensive und ordentliche Reinigung vermieden werden“, fordert der Stadtrat. Außerdem möge die Stadt prüfen, ob die Lastwagen nicht gründlich gereinigt werden können, bevor sie die Baustelle verlassen.
Das erhöhte Brummi-Aufkommen wird in jedem Fall noch mehrere Jahre andauern. Denn neben den Baustellen für die Tiefgarage am Bahnhof, die Sedelhöfe, den Neubau der Bürgerdienste und die neue Straßenbahnlinie 2 gibt es ja auch noch die ICE-Neubaustrecke, an der die Bahn baut und für die große Mengen an Erdreich ausgehoben werden müssen – die mit Lastwagen abtransportiert werden und entsprechend Staub aufwirbeln.