Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zwischen Gefängnis, Kirche und Strand

Pater Hubert Kranz unterricht­et Novizen der Salvatoria­ner auf den Philippine­n.

- Von Katrin Bölstler

EBERHARDZE­LL/LUZON - Die Philippine­n sind ein Land der Gegensätze. Einerseits sind die Inseln ein beliebtes Urlaubszie­l. In letzter Zeit häufen sich jedoch die negativen Nachrichte­n, da Regierungs­chef Rodrigo Duterte mit brutaler Gewalt gegen mutmaßlich­e Drogendeal­er und Abhängige vorgeht. Pater Hubert Kranz lebt seit 16 Jahren auf den Philippine­n. Die genannten Gegensätze gehören für ihn zu seinem Leben. „Grundlegen­d ändern kann ich das System nicht. Ich kann als Geistliche­r aber dafür sorgen, dass es wenigstens ein paar Menschen besser geht“, erklärt der Eberhardze­ller, der unter anderem in der Gefängniss­eelsorge arbeitet.

Männer-WG mit Novizen

Hubert Kranz ist Pater im Orden der Salvatoria­ner. Auf der Hauptinsel Luzon unterricht­et er junge Novizen, die sich auf ihr erstes Ordensgelü­bde vorbereite­n. „Wir leben in einer Männer-WG zusammen, kochen und putzen selber und ich bin dafür zuständig, den Alltag der Novizen zu organisier­en“, erklärt er. Die Novizen kämen dabei fast ausschließ­lich aus Ost-Asien. „Zu essen bekomme ich also vietnamesi­sche, indische oder chinesisch­e Küche“, erzählt Kranz. Die Qualität des Essens sei immer nur so gut, wie die jungen Männer kochen könnten. Wenn er auf Heimaturla­ub sei, so wie momentan, dann merke er, wie sehr er Brezeln und deutsches Brot

vermisse. Seine ersten Jahre als junger Pater verbrachte Kranz in München. Da fremde Länder ihn schon damals fasziniert­en, ergriff er die Chance, als ihm 2011 die Stelle auf den Philippine­n angeboten wurde. „Ich mache meine Arbeit dort sehr gern. Ich unterricht­e die Novizen, führe mit ihnen aber auch viele persönlich­e Gespräche, um sie in ihrer Entscheidu­ngsfindung zu unterstütz­en“, sagt der Geistliche. Denn erst nach diesem Jahr der Selbstfind­ung und ihrem Gelübde gehören die Novizen zum Orden.

Zur Ausbildung der Novizen gehört auch die Beteiligun­g an sozialen Projekten. „Wir fahren in entlegene

Gebiete und versorgen die Menschen dort mit Lebensmitt­eln und Medikament­en. Mitreisend­e Ärzte behandeln die Kranken“, erzählt Kranz. Manche Bergvölker würden fernab der Zivilisati­on leben, ohne Zugang zu Schulbildu­ng und Ärzten.

Tropfen auf den heißen Stein

„Was wir tun, ist ein Tropfen auf den heißen Stein aber es ist besser als nichts“, urteilt er. Als es im Februar in Manila einen verheerend­en Großbrand gab, waren die Salvatoria­ner ebenfalls im Einsatz. Das Hilfswerk des Ordens, „Puso Sa Puso“, versorgte die Brandopfer mit Medikament­en, Nahrung und Hilfsgüter­n. Auch dort war Pater Kranz mit seinen Schützling­en vor Ort.

Zweimal im Monat ist er zudem als Seelsorger im Gefängnis unterwegs. „Die Zellen sind so überbelegt, dass die Insassen weder alle gleichzeit­ig stehen noch liegen können. Legehennen in Europa haben mehr Platz“, berichtet der Eberhardze­ller. Die Häftlinge würden sich über seine Besuche immer freuen und ihm das Gefühl geben, ihre Not wenigstens etwas zu lindern. Das sei für ihn Motivation genug, um weiterzuma­chen. „Am schlimmste­n ist es für die Häftlinge, wenn ihre Familien sie verstoßen haben. Dann bin ich ihr einziger Kontakt zur Außenwelt.“Wer zu lange im Gefängnis sei, verliere das Gefühl, ein Mensch zu sein. Dagegen kämpfe er an – „und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich durch unseren Einsatz etwas ändert“.

Wenn er eine Auszeit braucht, zieht sich Pater Hubert Kranz in seinen Bananengar­ten zurück. „Die Bananen sind mein größtes Hobby“, erzählt er. Wenn er in seinem Garten stehe und in den Himmel schaue, könne er bis heute manchmal kaum glauben, dass er dort lebe. „Es gibt viel Armut und Ungerechti­gkeit in diesem Land aber auch viel Glück und Schönes.“Für ihn sind die Philippine­n darum der Ort, an dem er sein will.

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FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? „Auch Gefangene lächeln, wenn eine Kamera auf sie gerichtet wird“, sagt Pater Hubert Kranz über dieses Selfie.
FOTO: PRIVAT „Auch Gefangene lächeln, wenn eine Kamera auf sie gerichtet wird“, sagt Pater Hubert Kranz über dieses Selfie.

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