Schwäbische Zeitung (Biberach)
Für Fawzi Belaroui zählt beim Busfahren jede Sekunde
Der 45-Jährige fährt seit eineinhalb Jahren im Linienverkehr der Stadtwerke Biberach – Autofahrer kosten Nerven
BIBERACH - Ohne sie läuft im täglichen Linienverkehr der Stadtwerke Biberach nichts: die Busfahrer der Firma Bayer. Der 45-jährige Fawzi Belaroui ist einer von ihnen. Seit eineinhalb Jahren befördert er die Fahrgäste von A nach B, unter anderem ist er dabei auch auf der Linie 3 in Richtung Mittelberg/Lupinstraße unterwegs. Die „Schwäbische Zeitung“hat Belaroui, den viele Fahrgäste einfach nur „Charly“nennen, eine Stunde lang begleitet.
Jetzt muss Fawzi Belaroui ziemlich aufs Gas drücken – fünf Minuten Verspätung zeigt ihm das System inzwischen an. Nur gut, dass an diesem Nachmittag nicht allzu viele Menschen aus- beziehungsweise einsteigen wollen. Deshalb muss er nicht an jeder Haltestelle stoppen, was ihm einen kleinen zeitlichen Vorteil verschafft. „Ich sollte pünktlich sein, damit die Fahrgäste am ZOB ihre Anschlussbusse und Züge erreichen“, sagt der Busfahrer. Zeit kosten ihn derzeit die Umleitungen. Einmal wegen der Bauarbeiten in der Königsbergallee, zum anderen wegen der Arbeiten in der Mittelbergstraße. Er sagt: „Für mich ist jede Sekunde wichtig.“
Sicherheit geht vor
Trotz Zeitdruck steht für Belaroui immer die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle. Das zeigt sich beispielsweise, als eine ältere Frau in den Bus steigt. Sie ist nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen, weshalb der Busfahrer wartet, bis die Frau Platz genommen hat. Erst dann rollt der Bus weiter. „Sicherheit geht vor“, sagt der 45-Jährige. Das gilt im Übrigen auch für das Fahren an sich. Denn eine Vollbremsung sollte die absolute Ausnahme bleiben: „Als Busfahrer muss man immer hoch konzentriert sein. Bei einer Vollbremsung könnten Fahrgäste verletzt werden.“
Arbeitstag startet frühmorgens
Belaroui fährt seit rund eineinhalb Jahren für die Stadtwerke Biberach, davor war er im Linienverkehr der Stadt Ulm unterwegs. „Meine Frau arbeitet in Biberach und wir wohnen auch hier“, erläutert er seinen Jobwechsel. Ihm gefällt es in Biberach, vor allem der Fahrgäste wegen. Viele begrüßen ihn mit seinem Spitznamen „Charly“, manche sogar per Handschlag.
„Der Kontakt zu den Fahrgästen in Biberach ist viel persönlicher als in Ulm“, sagt Belaroui. Das liege daran, dass die Menschen in Biberach im Bus ihr Ticket direkt beim Fahrer kauften und nicht wie in Ulm am Automaten. „So entsteht immer ein kurzes Gespräch“, sagt er. Das sei das Schöne an seinem Job und einer der Gründe, warum er sich für den Beruf des Busfahrers entschied.
Sein Arbeitstag beginnt frühmorgens: Um kurz vor 6 Uhr geht’s für ihn los. Das Ende seiner Schicht ist abends gegen 19.30 Uhr. Dazwischen gibt es eine längere Pause, eine sogenannte Blockpause, in der Belaroui frei hat: „Ich habe das Glück, dass wir auf dem Mittelberg wohnen und ich so die freie Zeit für Einkäufe und meine Kinder nutzen kann.“Wie lang die Pause ausfällt, an diesem Tag sind es drei Stunden am Stück, hängt von den Umläufen ab. Das heißt, welche Linien Belaroui an einem Tag mit seinem Fahrzeug bedient. Er fährt meistens mit einem 18 Meter langen Gelenkomnibus durch Biberach.
Das Steuern des Gefährts stellt für ihn keine Herausforderung dar: „Das ist Routine.“Außer: Autofahrer machen ihm das Leben unnötig schwer. So wird am Straßenrand trotz absoluten Halteverbots geparkt, Belaroui muss vorsichtig den Bus um die Kurve manövrieren. Oder eine Autofahrerin hält in einer Einbahnstraße einfach an, um mit einer Passantin ein Schwätzchen zu halten. Ein weiteres, alltägliches Beispiel: Autofahrer lassen Belaroui nicht aus der Haltebucht herausfahren: „Manchmal blinke ich 30 Sekunden lang und keiner lässt mich heraus. Dann drücke ich auf die Straße.“Denn wie gesagt, jede Sekunde zählt für den Busfahrer.