Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rückkehr in die Bronze-Stadt
Deutsche Volleyballer sind im WM-Viertelfinale zurück am Ort ihres größten Triumphes
KATTOWITZ (SID) - Bei dem Gedanken an Kattowitz bekommt Georg Grozer noch immer Gänsehaut. „Es ist ein tolles Gefühl, wieder hier zu sein. Hier haben wir die Bronzemedaille gewonnen“, sagt der Volleyball-Nationalspieler. Am Donnerstag steht für den 32-Jährigen und seine Teamkollegen in der Spodek-Arena das EM-Viertelfinale auf dem Programm – dort, wo sie 2014 mit WMBronze den größten Erfolg in der Verbandsgeschichte feierten.
„Klar wird das etwas Besonderes, in die Halle einzulaufen und die Nationalhymne zu singen“, sagt Kapitän Lukas Kampa, „das wird aber kein Selbstläufer, nur weil wir hier schon mal gewonnen haben.“Schließlich könnte es gegen Titelverteidiger Frankreich gehen, der in seiner Gruppe nur Zweiter hinter Tabellenführer Belgien (mit dem Häfler und Ex-DVV-Coach Vital Heynen) wurde und den Umweg über die Zwischenrunde (Mittwoch, 20.30 Uhr gegen Tschechien) nehmen muss.
Nach drei Siegen in der Vorrunde in Stettin qualifizierte sich das Team von Bundestrainer Andrea Giani direkt für die Runde der letzten Acht und tankte besonders durch den überraschenden Erfolg gegen den Medaillenkandidaten Italien viel Selbstvertrauen. „Wenn wir so weiterarbeiten und uns als Mannschaft weiterentwickeln, können wir auch Frankreich schlagen“, sagt Grozer.
Den zusätzlichen freien Tag nutzt die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) zur Regeneration. „Einige der Jungs haben eine ganz schön harte Saison hinter sich, da ist die längere Pause sehr wichtig“, sagt Giani. Kampa hofft auf die besondere Atmosphäre in Kattowitz. „Es soll uns einfach beflügeln, die kleinen Wehwehchen vergessen machen, die wir jetzt alle mit uns rumschleppen“, so der Zuspieler.
Für DVV-Vizepräsident Heinz Wübbena ist der Auftritt der Mannschaft bei der EM bereits jetzt ein voller Erfolg. „Wir können sehr, sehr zufrieden sein. Wir liegen sicherlich oberhalb unserer Erwartungen,“sagt Wübbeda. Der Systemwechsel von Vorgänger Heynen zu Giani war schwieriger als erwartet, in der WMQualifikation und der Weltliga gab es noch viel Sand im Getriebe. „Man merkt jetzt, dass die Mannschaft versteht, was Andrea von ihnen will. Aber wir müssen geduldig sein“, sagt der Funktionär und nimmt Druck von der jungen Truppe.
Giani soll nicht nur einen Generationenwechsel vollziehen, der 47Jährige soll Deutschland auch wieder zurück in die Weltspitze führen. In Polen hat der Italiener gleich sieben Debütanten dabei, das Durchschnittsalter der Mannschaft liegt bei 25 Jahren. „Die Haltung der Jungs ist einfach unglaublich, sie kommen rein, geben alles und machen den entscheidenden Unterschied“, so Giani. „Das ist nicht einfach. Aber sie bringen neue Energie aufs Feld, und sie übernehmen Verantwortung, das gibt Selbstvertrauen.“