Schwäbische Zeitung (Biberach)
Berühmte Melodien, mitreißende Aufführung
Junge Sänger und Spieler haben in den Ochsenhauser Kinder-Sing-Tagen den „Freischütz“einstudiert.
OCHSENHAUSEN - Eine kindgerechte Fassung des Freischütz von Carl Maria von Weber haben 60 Teilnehmer und neun Musiker als Theaterstück bei den Kinder-Sing-Tagen in Ochsenhausen auf die Bühne gebracht.Die Aufführung im gefüllten Bräuhaussaal der Landesakademie zeigte, wie erfolgreich die musikalische Leiterin Barbara Comes und die Regisseurin Corinna Palm mit Assistent und Librettist Immanuel de Gilde zusammen mit neun Musikern das romantische Werk neu gestaltet haben.
Singen, spielen, verkleiden, in Rollen schlüpfen, sich ausprobieren, Szenen wechseln und die Stimme erheben, in die bunte Welt der Ochsenhauser Kinder-Sing-Tage eintauchen. Das war ein spannender Ausflug in die Welt der Geister, und er gelang vorzüglich.
Die von Claudia Weil-Jürgens entworfenen Kostüme und die rollengerecht geschminkten Gesichter verstärkten den Eindruck des Märchenhaften. Projektionen des Waldes, der Wolfsschlucht, des bedrohlichen Himmels beschränkten die Optik auf das Wesentliche.
Im „Freischütz“geht es um den Probeschuss, mit dem der junge Jäger Max des Erbförsters Kuno Tochter Agathe gewinnen will. Es geht da aber auch um den finsteren Jägerburschen Kaspar, der seine Seele dem noch finstereren Samiel mit gruselig völlig weiß geschminktem Gesicht verschrieben hat, dem Satan höchstpersönlich. Der „Freischütz“ist eine Oper über Gut und Böse, über Ehrlichkeit, Freundschaft und über die Möglichkeit, im Leben auch eine zweite Chance zu bekommen. Max bekommt sie. Corinna Palm inszenierte aus der Spielleidenschaft der Kinder heraus spannende Handlungen, baute verschiedene Stimmungen auf. Barbara Comes gestaltete die Musik dynamisch. Was den „nur“acht Musikern naturgemäß an klanglicher Fülle fehlen musste, machten sie mit schönem Kammerton, präzisen Intonationen und abgestuften Dynamiken wieder wett.
Mitreißend für Kinder und Eltern
Webers berühmte Melodien und eine Geschichte voller Furcht, Liebe und Freundschaft sind für Kinder und ihre Eltern gleichermaßen mitreißend. Alle großen Melodien des Werkes waren zu hören. So die großen Arien „Durch die Wälder, durch die Auen“(Max) sowie „Und ob die Wolke sie verhülle“(Agathe).
Nicht nur die Weberschen Chöre, auch die Solo-Arien wurden vom Chor gesungen. Kräftig erschallte der Ohrwurm des Jägerchors. Beim Chorsatz „Leise leise, fromme Weise“hätte man den jugendlich kräftigen Stimmklang doch etwas einfangen und ein bisschen das Piano-Bewusstsein stärken können, textgemäß eben „leise“. Das galt ein wenig auch für den „Jungfernkranz.“
Das Konzert war der Abschluss eines gelungenen Projektes, die Kinder an die große Opernmusik heranzuführen. Man kann sich nur wünschen, dass dieser höchst gelungene „Freischütz“Nachfolger haben wird. Die Opernwelt ist riesig groß. Wie wäre es mit der „Zauberflöte?“