Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verräterischer Nebel
Abwasserzweckverband Riß ermittelt, ob Gebäude falsch an Kanalisation angeschlossen sind
BIBERACH - Noch bis voraussichtlich nächste Woche unternimmt eine Spezialfirma Signalnebelortungen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet. Der Abwasserzweckverband Riß lässt so ermitteln, welche Gebäude falsch an die Kanalisation angeschlossen sind. Diese Fehlanschlüsse lassen sich in vielen Fällen einfach beheben. Es kann aber auch richtig teuer werden.
Mato Bicvic öffnet einen Gullideckel in der Holzstraße, entnimmt den Fangeimer und wirft einen kurzen, prüfenden Blick in den Abwasserkanal zu seinen Füßen. Er und sein Kollege Thomas Flach arbeiten bei einer Spezialfirma aus Ehingen. Ihre Aufgabe ist es zu überprüfen, ob die umliegenden Wohnhäuser korrekt an die Kanalisation angeschlossen sind. „Es gibt zwei verschiedene Leitungssysteme“, erklärt Flach, „eines für Schmutz- und eines für Regenwasser.“ Ersteres müsse gereinigt werden, letzteres fließe unbehandelt in Bäche und Flüsse. „Wird Regenwasser fälschlicherweise über den Schmutzwasserkanal abgeführt, kommt die Kläranlage in Warthausen schneller an ihre Belastungsgrenze.“
Derselbe Nebel wie in Discos
Damit Bicvic und Flach Fehlanschlüsse aufspüren können, lassen sie einen dünnen, roten Schlauch in die Kanalisation hinunter. Über ihn bläst eine Nebelmaschine dichte Schwaden in das unterirdische Leitungsnetz. „Das ist derselbe Nebel, der in Discos zum Einsatz kommt“, sagt Flach. Damit sich der Nebel in der ganzen Kanalisation verteilt, hängt Bicvic zusätzlich ein dickes, gelbes Rohr in den Schacht, durch das Druckluft strömt. Nun geht sein Blick erwartungsvoll die Holzstraße hinauf. Es dauert nur wenige Sekunden, bis durch den Gullydeckel an der Einmündung zur Riedlinger Straße Nebelschwaden aufsteigen. „Wenn er nur aus den Schachtdeckeln dringt, ist alles richtig angeschlossen“, erklärt Flach. Doch dann fällt sein Blick auf die Dachrinne eines nahegelegenen Wohnhauses, aus der ebenfalls Nebel kommt. „Ein Fehlanschluss“, urteilt Bicvic und notiert seine Beobachtung in einem Formular. Zusätzlich markiert Flach das Gebäude in seinem Stadtplan mit einem blauen Punkt.
Noch bis voraussichtlich nächster Woche führen Flach und Bicvic Signalnebelortungen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet durch. Aus ihren Ergebnissen errechnet Erwin Schmid in seinem Planungsbüro in Mittelbiberach, wie viel Regenwasser die Kläranlage unnötigerweise reinigen muss. Außerdem vergleicht er die Ergebnisse mit denen von 2011 und sieht so, welche Fehlanschlüsse seither behoben wurden oder neu dazugekommen sind. Sein Bericht liegt am Ende dem Abwasserzweckverband Riß und dem Tiefbauamt vor. So wie jetzt schon in Ummendorf, wo die Signalnebelortungen bereits in der vergangenen Woche abgeschlossen worden sind. „Die meisten Fehlanschlüsse sind seit 2011 behoben worden“, zieht dort Bauamtsleiter Georg Ried schon einmal Bilanz.
Fristen zur Umsetzung
Er nimmt derzeit Kontakt mit den Hauseigentümern auf, bei denen fehlerhafte Anschlüsse festgestellt worden sind, und setzt Fristen, bis wann diese korrigiert werden müssen. „Meistens fehlen einfach nur Deckel, die den Regenwasser-vom Schmutzwasserkanal trennen. Das ist kein großer Aufwand und recht schnell behoben“, sagt er. Allerdings gebe es auch Fälle, bei denen die Hofeinfahrt aufgebaggert und neue Rohre verlegt werden müssen. „Das kann dann schnell teuer werden.“