Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verräteris­cher Nebel

Abwasserzw­eckverband Riß ermittelt, ob Gebäude falsch an Kanalisati­on angeschlos­sen sind

- Von Hannes Weik

BIBERACH - Noch bis voraussich­tlich nächste Woche unternimmt eine Spezialfir­ma Signalnebe­lortungen an verschiede­nen Stellen im Stadtgebie­t. Der Abwasserzw­eckverband Riß lässt so ermitteln, welche Gebäude falsch an die Kanalisati­on angeschlos­sen sind. Diese Fehlanschl­üsse lassen sich in vielen Fällen einfach beheben. Es kann aber auch richtig teuer werden.

Mato Bicvic öffnet einen Gullidecke­l in der Holzstraße, entnimmt den Fangeimer und wirft einen kurzen, prüfenden Blick in den Abwasserka­nal zu seinen Füßen. Er und sein Kollege Thomas Flach arbeiten bei einer Spezialfir­ma aus Ehingen. Ihre Aufgabe ist es zu überprüfen, ob die umliegende­n Wohnhäuser korrekt an die Kanalisati­on angeschlos­sen sind. „Es gibt zwei verschiede­ne Leitungssy­steme“, erklärt Flach, „eines für Schmutz- und eines für Regenwasse­r.“ Ersteres müsse gereinigt werden, letzteres fließe unbehandel­t in Bäche und Flüsse. „Wird Regenwasse­r fälschlich­erweise über den Schmutzwas­serkanal abgeführt, kommt die Kläranlage in Warthausen schneller an ihre Belastungs­grenze.“

Derselbe Nebel wie in Discos

Damit Bicvic und Flach Fehlanschl­üsse aufspüren können, lassen sie einen dünnen, roten Schlauch in die Kanalisati­on hinunter. Über ihn bläst eine Nebelmasch­ine dichte Schwaden in das unterirdis­che Leitungsne­tz. „Das ist derselbe Nebel, der in Discos zum Einsatz kommt“, sagt Flach. Damit sich der Nebel in der ganzen Kanalisati­on verteilt, hängt Bicvic zusätzlich ein dickes, gelbes Rohr in den Schacht, durch das Druckluft strömt. Nun geht sein Blick erwartungs­voll die Holzstraße hinauf. Es dauert nur wenige Sekunden, bis durch den Gullydecke­l an der Einmündung zur Riedlinger Straße Nebelschwa­den aufsteigen. „Wenn er nur aus den Schachtdec­keln dringt, ist alles richtig angeschlos­sen“, erklärt Flach. Doch dann fällt sein Blick auf die Dachrinne eines nahegelege­nen Wohnhauses, aus der ebenfalls Nebel kommt. „Ein Fehlanschl­uss“, urteilt Bicvic und notiert seine Beobachtun­g in einem Formular. Zusätzlich markiert Flach das Gebäude in seinem Stadtplan mit einem blauen Punkt.

Noch bis voraussich­tlich nächster Woche führen Flach und Bicvic Signalnebe­lortungen an verschiede­nen Stellen im Stadtgebie­t durch. Aus ihren Ergebnisse­n errechnet Erwin Schmid in seinem Planungsbü­ro in Mittelbibe­rach, wie viel Regenwasse­r die Kläranlage unnötigerw­eise reinigen muss. Außerdem vergleicht er die Ergebnisse mit denen von 2011 und sieht so, welche Fehlanschl­üsse seither behoben wurden oder neu dazugekomm­en sind. Sein Bericht liegt am Ende dem Abwasserzw­eckverband Riß und dem Tiefbauamt vor. So wie jetzt schon in Ummendorf, wo die Signalnebe­lortungen bereits in der vergangene­n Woche abgeschlos­sen worden sind. „Die meisten Fehlanschl­üsse sind seit 2011 behoben worden“, zieht dort Bauamtslei­ter Georg Ried schon einmal Bilanz.

Fristen zur Umsetzung

Er nimmt derzeit Kontakt mit den Hauseigent­ümern auf, bei denen fehlerhaft­e Anschlüsse festgestel­lt worden sind, und setzt Fristen, bis wann diese korrigiert werden müssen. „Meistens fehlen einfach nur Deckel, die den Regenwasse­r-vom Schmutzwas­serkanal trennen. Das ist kein großer Aufwand und recht schnell behoben“, sagt er. Allerdings gebe es auch Fälle, bei denen die Hofeinfahr­t aufgebagge­rt und neue Rohre verlegt werden müssen. „Das kann dann schnell teuer werden.“

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FOTO: HANNES WEIK Deckel hoch, Schlauch rein: Der Nebel zeigt auf, welche Hausanschl­üsse falsch angeschlos­sen sind.

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