Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alles für die Sicherheit von Kindern
Biberacher Kreisjugendamt erweitert Kinderschutzkonzept um den „Signs of safety“-Ansatz
BIBERACH - Für das Biberacher Kreisjugendamt steht die Sicherheit von Kindern an oberster Stelle. Das vorhandene Kinderschutzkonzept wird deshalb stetig weiterentwickelt. Neu ist nun die Einführung des Programms „Signs of safety“(frei übersetzt: Zeichen von Sicherheit), dessen Ansatz innerhalb von zweieinhalb Jahren beim Kreisjugendamt umgesetzt werden soll. Eine Stelle müsste dafür allerdings noch geschaffen werden.
„Das ist ein Quantensprung für uns, mit diesem Ansatz sind wir auch ein Stück Vorreiter“, sagt Landrat Heiko Schmid am Montag in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Denn der tragische Tod des dreijährigen Alessio im Jahr 2014, der für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt hatte, habe das Kreisjugendamt zum Anlass genommen, die bestehenden Maßnahmen und Konzepte erneut zu prüfen. „Es wurde deutlich, dass wir bereits sehr gut aufgestellt sind, es aber dennoch Handlungsbedarf gibt“, so Schmid. „Manchmal schlagen Fälle beim Jugendamt auf, die an der Grenze zur Kindeswohlgefährdung balancieren.“Zur Bearbeitung dieser Fälle sei der „Signs of safety“-Ansatz geeignet. Das Programm ist eine weitere Säule im Kinderschutzkonzept des Landkreises.
Der „Signs of safety“-Ansatz unterstützt professionelle Helfer dabei, eine ressourcenorientierte und wertschätzende Haltung gegenüber den betroffenen Familien und deren Sichtweisen zu zeigen. Gleichzeitig wird aber auch der Auftrag des Jugendamts erfüllt, nämlich die Überprüfung und Sicherstellung des Kindeswohls. Alle Mitarbeiter werden für diese Zwecke speziell geschult, die ersten Fortbildungen beginnen bereits Mitte Oktober.
Für Edith Klüttig, Leiterin des Kreisjugendamts, ist das Programm die perfekte Weiterentwicklung des Kinderschutzkonzepts: „Es ist für uns wirklich oftmals schwierig abzuwägen, was die richtige Entscheidung ist.“Vor allem bei sogenannten „latenten Dauerfällen“sei dies der Fall: „Die Familien sind so kooperativ, kommen auf uns zu und dann passiert doch etwas Unvorhergesehenes.“Um dies möglichst zu vermeiden solle der „Signs of safety“-Ansatz schnellstmöglich umgesetzt werden: „Was wir allerdings noch bräuchten, wäre eine vierte Leitungskraft.“Darüber muss der Kreistag dann entscheiden.
Für Peter Grundler, Leiter der Caritasregion Biberach-Saulgau, ist das die richtige Entscheidung: „Es soll nicht lange gewartet werden, bis etwas passiert. Ich finde es gut, dass der Landkreis sich bemüht, alles zu tun.“Es seien praktische Zugänge, die im Ansatz beschrieben werden: „Ich bin überzeugt, das funktioniert.“Des Weiteren regte er an, das Konzept auch in andere Beratungsstellen zu bringen.
Kreisrätin Alexandra Scherer (CDU) steht ebenfalls voll hinter dem Konzept: „Wir müssen unser möglichstes Tun, dass so etwas wie der Fall Alessio bei uns nicht passiert“, so die Erlenmooser Bürgermeisterin. „Es ist jetzt die große Kunst und Aufgabe zu handeln, bevor etwas passiert.“