Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wolf entdeckt musikalische Schätze des Klosters neu
Kartenvorverkauf startet am Wochenende – Konzert am 26. November in St. Magnus
BAD SCHUSSENRIED - „Schätze aus dem Klosterarchiv“lautet der Titel des großen Kirchenkonzerts, das Chor und Orchester Sankt Magnus am Sonntag, 26. November, geben. Kirchenmusikdirektor Matthias Wolf hat in mühevoller Recherche Werke zusammengetragen, die einst Teil des Schussenrieder Klosterarchivs waren – und inzwischen jedoch in alle Winde verstreut sind.
Bewusst beinhaltet das Konzertprogramm nur Kompositionen, die seit Jahren nicht mehr aufgeführt wurden. Einige davon seit mehr als 100 Jahren. „Das Archiv des Klosters Schussenried wurde nach der Säkularisation in alle Winde verstreut“, erklärt Wolf. Seinen Recherchen zufolge gab es in den Folgejahren einen Rechtsstreit um das Erbe und infolgedessen wurden große Bestände der umfassenden Schussenrieder Klosterbibliothek verkauft.
Messe von Norbertus Graf
„Ich bekam einen Hinweis von einem Bekannten, dass eine Messe des Schussenrieders Norbertus Graf im schweizerischen Kloster Einsiedeln zu finden sei“, erinnert sich Wolf. „Ich fing an zu recherchieren und fing Feuer.“Je mehr er sich mit dem einst reichen Fundus der Bibliothek befasste, umso mehr faszinierte ihn das Ganze. Weitere Recherchen in der Landesbibliothek Stuttgart, den Staatsbibliotheken in Berlin und Dresden sowie in der österreichischen Nationalbibliothek folgten. „Das Tolle ist, dass viele Bibliotheken ihre Bestände inzwischen digitalisiert haben und jeder so auf fast vergessene Werke zugreifen kann“, erklärt der Musiker. Es sei – im Vergleich zu früher – nicht mehr nötig, an weit entfernte Orte zu reisen und stundenlang in staubbedeckten Archiven herumzustöbern. Stattdessen genügen ein paar Mausklicke am Computer.
Was bleibt, ist die Auswahl – welche Stücke zueinander passen und daher gut in einem Konzert zusammen klingen. „In diesem Konzert legen wir bewusst den Fokus auf Stücke, die unbekannt sind. Der Zuhörer kann sich auf satte barocke und frühklassische Werke freuen“, verspricht der Kirchenmusikdirektor. Einziger Ausreißer im Programm seien die Werke von Franz Bühler, „das ist schon fast frühromantisch“. Die reiche Geschichte des Schussenrieder Klosters wach zu halten, ist ihm eine Herzensangelegenheit. Darum hofft Wolf, dass auch dieses Konzert wieder viele Besucher in die St.-MagnusKirche führen wird.
Seit Ostern wird geprobt
Auch die mehr als 90 Mitwirkenden freuen sich schon auf den großen Tag. „Die Einstudierung eines solch großen Konzerts benötigt intensive Vorbereitung“, so Manuela Weishaupt, Vorsitzende von Chor und Orchester. Bereits seit Ostern werden die Stücke geprobt. Damit das Ganze den letzten Schliff bekommt, trafen sich die Chor- und Orchestermitglieder vor Kurzem zu einem arbeitsintensiven Probentag. Dabei wurde nicht nur an den Tönen gefeilt, sondern auch an Aussprache und vor allem am richtigen musikalischen Ausdruck.
Als Hauptwerk erklingt die Messe F-Dur des Schussenrieder Chorherrn Norbertus Graf, der 1775 Musikdirektor des Klosters war. Er komponierte im Zeitstil der Wiener Klassik, was Reminiszenzen an barocke Formen aber nicht ausschließt. Außerdem erklingen marianische Antiphonen der Barockkomponisten Rathgeber, Abt Gallus Zeiler und Franz Bühler. Als klangliche Besonderheit wird ein Concerto für vier Blockflöten und Violinen des Dresdener Hofkomponisten J. D. Heinichen erklingen. Abgerundet wird das Konzert mit zwei Marienkompositionen von Wolf.
Der Vorverkauf beginnt heute, 18. November, 9 Uhr, bei Elektro Müller, Wilhelm-Schussen-Straße 46, Bad Schussenried. Telefonnummer 07583/2546.