Schwäbische Zeitung (Biberach)
Duell mit den Nerven verloren
Für Alexander Zverev ist die Tennis-WM früh vorbei
LONDON (dpa/SID) - Alexander Zverev übte harte Selbstkritik. „Ich habe versagt“, sagte der 20-Jährige frustriert. Der verpasste Halbfinaleinzug bei der Tennis-WM hatte ihn sichtlich mitgenommen. So klang der Hamburger längst nicht so selbstbewusst wie sonst, als er nach dem enttäuschenden Ende eines starken Jahres über die nächste Saison sprach. „Ich werde versuchen, dahin zurückzukommen, wo ich am Anfang des Jahres war, und versuchen, mich vielleicht noch mehr zu verbessern“, sagte Zverev.
Dank fünf Turniersiegen kletterte er 2017 auf Platz drei der Weltrangliste und hat sich in der Spitze etabliert. Nur Roger Federer (sieben) und Rafael Nadal (sechs) gewannen mehr Turniere und stehen vor ihm im Ranking. Seine Erfolge machten den besten Tennisspieler Deutschlands zum Mitfavoriten auf den Titel bei den ATP Finals in London, bei denen zum Jahresabschluss die erfolgreichsten acht Profis der Saison antreten. Und Zverev wollte sich auch auf der ganz großen Bühne beweisen. 2017 stieg er zwar zum Topspieler auf, doch bei den vier Grand-Slam-Veranstaltungen war er stets früh ausgeschieden. Im entscheidenden Moment verlor Zverev nun wieder. Er sei erst 20 Jahre alt. Die Nerven stünden ihm teilweise im Weg: „Sie haben mich geschlagen“, betonte die deutsche Nummer 1 nach dem 4:6, 6:1, 4:6 gegen den US-Amerikaner Jack Sock. Damit waren für ihn das Turnier vorbei, die Saison beendet und die großen Ambitionen dahin. Merke: „Das Ende des Jahres war Mist für mich.“Nach Montreal nämlich gewann Alexander Zverev kein Turnier mehr. „Wenn ich das ganze Jahr so gespielt hätte wie am Ende, hätte ich nicht höher als Platz 50 abgeschlossen.“
In London habe er dann endlich wieder gute Leistungen gezeigt – bis zum dritten Satz gegen Sock. „Ich denke, dann habe ich angefangen, wirklich schlecht zu spielen.“Speziell das neunte Spiel im dritten Satz sei „eines der schlechtesten in diesem Jahr“von ihm gewesen.
Und jetzt? Ist erst mal Pause. Es geht auf die Malediven, dort steht die Hochzeitsparty seines Bruders Mischa Zverev an. „Da wird gefeiert“, sagte der 20-Jährige – und klang wie jemand, der eigentlich für eine schwere Prüfung lernen muss.