Schwäbische Zeitung (Biberach)
Biberach gedenkt der Opfer von Kriegen und Gewalt
Bei der Feierstunde zum Volkstrauertag wirken auch Vertreter von Schulen und der Polizeihochschule mit
BIBERACH (aß) - In einer festlichen Gedenkfeier wurde am Sonntagmorgen in der Aussegnungshalle des Biberacher Stadtfriedhofs der Opfer von Gewalt und Kriegen gedacht. Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums (PG) trugen mit ihren Gedanken zur Gedenkfeier bei.
Laut UN-Flüchtlingswerk seien 2015 65 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, erinnerte Karin Walter, Vorsitzende des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, bei ihrer Begrüßung. „Frieden ist ein Menschenrecht“und er beginne dort, wo Vorurteile aufhörten, so Karin Walter. Die Schüler des OberstufenGeschichtskurses des PG (Alina Habermann, Luis Bottek, Vivien Haux und Ellen Siegel) erlebten heute einen intensiven Volkstrauertag, sagte Walter. „Im Anschluss an diese Gedenkstunde werden wir uns mit ihnen auf Einladung von Ministerpräsident Kretschmann auf den Weg nach Stuttgart zur Gedenkfeier des Landes Baden-Württemberg machen.“
„Seit den Anfängen der ethnologischen Geschichte der Menschheit hat es um die 14 400 Kriege gegeben“, denen rund 3,5 Milliarden Menschen zum Opfer fielen, sagte die 18-jährige PG-Schülerin Alina Habermann in ihrer Ansprache. Dies entspreche dem 43-fachen der Einwohner Deutschlands „und somit ist jeder 30. Erdenbewohner einem Krieg zum Opfer gefallen“.
Die Polizeihochschule sei heute an der Peripherie der Stadt Biberach, auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Lindele, beheimatet, wo zu Zeiten des Nationalsozialismus rund 5000 Menschen als Kriegsgefangene oder Zivilinternierte untergebracht waren, resümierte Guido Mebold, Leiter des Institutsbereichs Ausbildung der Polizeihochschule Biberach, in seiner Gedenkrede. „Neben der Aufgabe der Polizeiausbildung verstehen wir es als Auftrag, unseren Nachwuchskräften über das schulische Wissen hinaus die Geschichte der Polizei nahezubringen.“Es sei in der Polizeiausbildung wichtig, bei den Auszubildenden das Bewusstsein zu schärfen, „dass die Polizei ausführendes Organ des NS-Terrors bis hin zur aktiven Teilnahme am Völkermord war“. „Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, zitierte Mebold Wilhelm von Humboldt.
Dekan Hellger Koepff dankte in einem Gebet den Menschen, die sich für Frieden einsetzen. „Wir kommen aber auch mit Schmerz und Trauer, weil Menschen anderen Menschen Gewalt antun und wirtschaftliche Interessen mehr zählten, als Menschenleben. Verblendung, Fanatismus und Terror forderten unschuldige Opfer. Angehörige von Opfern und Tätern würden heute in ihren Familien die Narben tragen.
Die Reservistenkameradschaft Biberach und die Altersabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Biberach legten nach der Gedenkstunde am Namensquader Kränze nieder und Karin Walter nahm die Totenehrung vor.
Die Stadtkapelle Biberach mit Andreas Winter und der Sängerbund Biberach unter der Leitung von Peter Schenk umrahmten die Feierstunde mit zur Gedenkfeier passenden Klängen. Nach der Kranzniederlegung und Totenehrung am Namensquader intonierte die Stadtkapelle das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“und die Nationalhymne. Kaum waren die letzten Töne des Ensembles verklungen, setzte ein Schneeregen ein.