Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wieder zurück
Der VfB Stuttgart ist auf dem besten Weg, ein gehobenes Mitglied der Bundesliga zu werden
STUTTGART - Gäbe es einen Geigerzähler in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena, Freitagnacht hätte er kilometerweit ausgeschlagen. Erst kam Präsident Wolfgang Dietrich mit ewigem Grinsen aus der Kabine, dann folgte Michael Reschke, der Manager seines Vertrauens mit einem Strahlen, das fast schon radioaktiv genannt werden darf. Der 2:1-Sieg des Aufsteigers über Borussia Dortmund, gleichzeitig der 500. Heim-Erfolg in der Bundesligageschichte, sei nicht nur wichtig für das Empfinden des Clubs, sondern auch „für die nationale und internationale Wahrnehmung“, schwärmte er sogleich und lobte vor allem Benjamin Parvard und Santiago Ascacibar, die eine große Zukunft vor sich hätten. „Wie die Mannschaft sich entwickelt, der Trainerstab mit dem Team, wie hier alles zusammenwächst, das ist phänomenal.“Stürmer Daniel Ginczek hatte gar das Gefühl, „hier zu Hause kann jetzt jeder kommen“.
Hebt der Aufsteiger ab? Nein, denn Stuttgart hat ja noch Hannes Wolf, seinen Trainer, der sich von den acht Punkten Vorsprung auf Platz 16 nach dem ersten Saisondrittel nicht einlullen lassen will. „Beruhigend ist in dieser Liga gar nichts, aber wir haben durch das Polster die Sicherheit, dass wir ungestört weiterarbeiten und uns steigern können. Das hilft unendlich“, sprach Wolf nach einem Sieg, der aufgrund seiner Dortmunder Vergangenheit „sehr besonders“für ihn war, vielleicht sogar sein größter in seinen nun 14 Monaten beim VfB. Sky-Experte Matthias Sammer bescheinigte Wolf nicht weniger als eine taktische Meisterleistung, weil er Insua nach der Pause zu Yarmolenko schob und dadurch Baumgartl entlastete, auch Reschke nannte Wolfs Matchplan „perfekt“, Wolf aber gab die Komplimente an die Mannschaft weiter: Eigenverantwortlich habe die das umgesetzt und weitergeführt, was besprochen wurde. „Es geht nicht um mich.“
Erstaunlich bleibt, wie beim VfB ein Rädchen ins andere greift, selbst wenn auf zentralen Positionen rotiert wird: Mit der Hereinnahme von Ascacibar, Holger Badstuber und Christian Gentner tauschte Wolf gegen den BVB die Achse seiner Elf aus – zugegebenermaßen stießen diesmal drei Anführer hinzu. Vor allem Kapitän Gentner zeigte neun Wochen nach seinem K.o. in Wolfsburg, dass er zu Saisonbeginn von manchem vorschnell zum alten Eisen geschoben wurde. „Im Training hat sich gleich gezeigt, wie wertvoll er für uns ist: zuerst als Mensch, dann auch als Fußballer. Er hat uns unheimlich gefehlt“, sagte Wolf. In Hannover und Bremen werden die nächsten Umbauten auf ihn zukommen, diesmal in der Offensive: Ginczek (Adduktoren-Faserriss) und der neue VfB-Torjäger Chadrac Akolo (Oberschenkel) werden beim Unternehmen, auch in der Fremde erstmals zu punkten, passen müssen.