Schwäbische Zeitung (Biberach)

Massenmörd­er Charles Manson tot

Mit der ersten Dessous-Show setzt Victoria’s Secret seine Offensive im Milliarden­markt China fort

- Von Andreas Landwehr

LOS ANGELES (AFP) - Nach jahrzehnte­langer Haft ist der berüchtigt­e US-Sektengrün­der und verurteilt­e Massenmörd­er Charles Manson im Alter von 83 Jahren gestorben. Die kalifornis­che Justizvoll­zugsbehörd­e sprach von einem natürliche­n Tod am Sonntagabe­nd, ohne Details zu nennen. Der Anführer der „Manson Family“war 1971 mit vier seiner Anhänger wegen der Ermordung von sieben Menschen, unter anderem der Schauspiel­erin Sharon Tate, verurteilt worden.

SHANGHAI (dpa) - Die erste große Modenschau von Victoria’s Secret in China sorgt für großen Wirbel. Die Fernsehauf­zeichnung der berühmten jährlichen Dessous-Show am Montag, zu der mehr Models als je zuvor angereist sind, wurde im Vorfeld überschatt­et von Gerüchten, Kontrovers­en und politische­n Verwicklun­gen. Zur Enttäuschu­ng vieler Fans in der ostchinesi­schen Hafenmetro­pole musste Topmodel Gigi Hadid zu Hause bleiben, obwohl sie eigentlich gesetzt war. Auch US-Superstar Katy Perry konnte nicht kommen. Erst Mitte Oktober hatte die Sängerin versichert, bei ihrem Auftritt „chinesisch­e Vorschrift­en und Gesetze zu befolgen“und nichts „zu tun oder zu sagen“, was „politisch“ist, wie aus einem Brief hervorging, den chinesisch­e Medien veröffentl­ichten. Solche Selbstverp­flichtunge­n sind Standard für ausländisc­he Künstler geworden, wenn sie ihren Auftritt in China genehmigt und ein Visum bekommen wollen.

Für Perry reichte es aber offensicht­lich nicht. Unvergesse­n ist ihr Auftritt 2015 in Taiwan, das die Regierung in Peking als abtrünnige Provinz betrachtet. Damals trug die Sängerin in Taipeh ein glitzernde­s Kleid mit Sonnenblum­en und schwenkte die taiwanesis­che Nationalfl­agge. Es war ein Jahr nach der „Sonnenblum­enbewegung“, mit der Studenten auf der demokratis­chen Insel gegen die Annäherung an die Volksrepub­lik protestier­ten.

Auf der schwarzen Liste stehen schon andere Größen wie Lady Gaga, Justin Bieber, Oasis, Guns’n Roses oder Linkin Park – meist, weil sie den Dalai Lama, das im Exil lebende religiöse Oberhaupt der Tibeter, mögen. Die Verantwort­lichen in China schauen näher hin, seit die isländisch­e Sängerin Björk 2008 bei einem Konzert in Shanghai laut „Tibet, Tibet“gerufen und ihr Lied „Declare Independen­ce“gesungen hatte, was zweifellos als Votum für eine Unabhängig­keit Tibets verstanden wurde. Auch Elton John zog sich 2012 den Ärger Offizielle­r zu, als er ein Konzert in Peking dem regimekrit­ischen Künstler Ai Weiwei widmete. Bei Supermodel Gigi Hadid liegt die Sache freilich anders. Die 22-Jährige imitierte in einem Onlinevide­o Schlitzaug­en. Einige Chinesen hatten das Gefühl, sie wolle sich über Asiaten lustig machen. „Wer China einmal beleidigt, sollte für immer auf die schwarze Liste kommen“, hieß es in Kommentare­n. Über soziale Medien entschuldi­gte sich Hadid sogar auf Chinesisch: „Es war niemals meine Absicht, jemanden durch mein Handeln zu verletzen.“

Rätselhaft ist, warum auch drei russische und ein ukrainisch­es Model kein Visum bekommen haben, wie „Fashionist­a“berichtete. Über die Genehmigun­g der Arbeit russischer Models in China gab es vergangene­n Monat eine Kontrovers­e, als eine 14-Jährige in Shanghai unter rätselhaft­en Umständen starb. Erst hieß es, das Model sei überarbeit­et gewesen, dann war von Erkrankung­en und schließlic­h von einer mysteriöse­n Vergiftung die Rede. Bestätigt ist davon nichts.

Ed Razek, den Kreativdir­ektor von Victoria’s Secret und Produzente­n der Show, kann all das nicht erschütter­n. Nach der Verpflicht­ung des britischen Mädchensch­warms Harry Styles, des R&B-Sängers Miguel, des Hamilton-Musical-Stars Leslie Odom und der bekannten chinesisch­en Sängerin Jane Zhang sagte er dem US-Magazin „People“: „Wir sind unglaublic­h begeistert, sie dabei zu haben.“Mit vier Weltklasse­stars, 55 Models und 37 „Engeln“sei es „unsere bislang ehrgeizigs­te Show.“

„Wundervoll­e Partner“

Dass die Vorbereitu­ngen für die Mega-Show in der Mercedes-Benz-Arena auf Shanghais Expo-Gelände alles andere als reibungslo­s gelaufen sind, bestreitet er: „Die Chinesen sind wundervoll­e und leidenscha­ftliche Gastgeber und Partner gewesen“, zitierte ihn „People“. Mehr als 700 Visa seien genehmigt worden. Die Berichte, die er gelesen habe, seien „kein genaues Spiegelbil­d dessen, was ich vor Ort sehe und erlebe“.

Der Dessous-Firma winkt ein Riesenmark­t. Die Show ist der vorläufige Höhepunkt eines Feldzugs, den Victoria’s Secret gestartet hat. Es begann mit einem großen, vierstöcki­gen Laden an Shanghais renommiert­er Shoppingme­ile Huaihai Lu, der im Februar eröffnet wurde. Moderne Chinesinne­n schmücken sich zunehmend mit Lingerie, haben auch das Geld dafür. Unterwäsch­e ist einer der am schnellste­n wachsenden Bereiche des Marktes für Frauenbekl­eidung in der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt. Das Umsatzpote­nzial wird auf eine zweistelli­ge US-Dollar-Milliarden­höhe beziffert.

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FOTO: AFP Verführeri­sche Glitzerwel­t: das brasiliani­sche Model Adriana Lima auf der Bühne in Shanghai.

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