Schwäbische Zeitung (Biberach)
Chorklänge von der Renaissance zur Moderne
Vokalensemble Cantus firmus trägt fein einstudiertes Programm vor
BIBERACH - Das Vokalensemble Cantus firmus unter Peter Marx hat in der Biberacher Friedenskirche ein Herbstkonzert gegeben. Das fein abgestufte Programm reichte von Monteverdi bis Pärt.
Der venezianische Komponist Claudio Monteverdi hatte im Mai seinen 450. Geburtstag. Er führte die vom Florentiner Jacopo Peri Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte neue Musikform Oper zu einem ersten Höhepunkt. Drei seiner 18 Opern werden bis heute aufgeführt. Cantus firmus sang die subtile Polyphonie von Monteverdis „Messa a quattro voci“dynamisch fein abgestuft, die individuell geführten Stimmgruppen zusammengeführt zu einem harmonischen Ganzen. Das war Schönklang im Idealstil des frühen Barock.
Die nächste Liedgruppe hatte Peter Marx unter den Obertitel „Dona nobis pacem – gib uns Frieden“gestellt. Alle Kompositionen dieser Gruppe tragen diesen oder einen ähnlichen Titel. Der Chor begann mit dem Renaissance-Komponisten Balthasar Resinarius. Er war katholischer Priester, später aber auch einer der ersten Konvertiten zum lutherischen Glauben. Er wurde der wichtigste Vertreter der ersten protestantischen Komponistengeneration. Der Franzose Orlando di Lasso war der berühmteste Komponist des 16. Jahrhunderts, leitete viele Jahre die Münchner Hofkapelle. Dann folgte Johann Sebastian Bach mit großen Harmonien in ergreifender Frömmigkeit. Und auch die Wiener Klassik war eindrucksvoll vertreten. Auch Ludwig van Beethoven hatte ein „Dona nobis“komponiert, das mit harmonischer Spannung vorgetragen wurde.
Romantische Empfindungen
Zeitgemäß folgte die Romantik mit Edvard Grieg. Der sehr langsame Satz ließ große lyrische Phrasen hören, tauchte tief hinein in romantische Empfindungen. Der Chor und sein Dirigent beendeten diese Gruppe mit dem estnischen Komponisten Arvo Pärt, einem der bedeutendsten lebenden Komponisten neuer Musik. Sein „Da pacem domine“war ein sehr langsamer Satz mit impressionistischen Klangelementen und fast statischer Klangarchitektur. Pärt strebt in seiner fast ausschließlich religiös motivierten Musik nach einem Ideal der Einfachheit, das die spirituelle Botschaft unterstützt.
Zwischen den Chorstücken hörte man drei Werke zum selben Thema für zwei Gitarren, gespielt von Roland Boehm und Christian Römer: Von Girolamo Parabosco aus der Renaissance und von Orlando di Lasso je ein „a pacem Domine“. Dann noch die „Fantasia sexta“von Francesco da Milano, ebenfalls aus der Renaissance. Die Werke der „Dona-nobisGruppe“waren sehr schön ausgewählt, brachten spannende stilistische und dynamische Unterschiede zu Gehör.
Die abschließende Musikgruppe, jeweils eine Strophe der Lieder, erklang zum Thema „500 Jahre Reformation.“Zuerst von Melchior Franck, „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dann zwei Lieder von Georg Philipp Telemann, der durch neue Impulse, sowohl in der Komposition als auch in der Musikanschauung, maßgeblich die Musikwelt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts prägte. Schließlich Bach mit „Das Wort sie sollen lassen stahn“. In den 75 Minuten des Konzerts hörte das Publikum in der sanierten Friedenskirche ein fein abgestuftes, und von Peter Marx exzellent einstudiertes Programm.