Schwäbische Zeitung (Biberach)
Begnadigung in der Schicksalswoche
BVB-Trainer Peter Bosz setzt gegen Tottenham wieder auf Pierre-Emerick Aubameyang
DORTMUND (SID/dpa) - Die Woche der Schicksalsspiele für Peter Bosz begann bei Borussia Dortmund gestern mit der Rückkehr des uneinsichtigen Sünders. Der zuletzt aus disziplinarischen Gründen suspendierte Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang wurde in den Kader für das Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) aufgenommen. Er darf also helfen, seinen Trainer zu retten.
Für Bosz geht es gegen die Spurs an seinem 54. Geburtstag und noch mehr dann im Revierderby gegen das erstarkte und in der Tabelle mittlerweile auf Platz zwei liegende Schalke am Samstag wahrscheinlich um alles. Das 1:2 beim VfB Stuttgart am Freitag hat die Verantwortlichen des BVB noch tiefer in die ohnehin schon tiefe Sinnkrise gestürzt und zunehmende Hektik ausgelöst. „Wir müssen endlich den Bock umstoßen“, fordert Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Wir haben die Dinge intensiv und stundenlang aufgearbeitet“, berichtete Zorc dem „kicker“, um in den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“nachzuschieben: „Jetzt kommen natürlich zwei wichtige Spiele.“Das war (noch) nicht als Anzählen zu verstehen, lässt aber Raum für Interpretationen. „Es gibt nicht den einen Knopf, den man drücken kann, damit es wieder in die richtige Richtung läuft. Wir müssen an den kleinen Schrauben drehen.“Also nicht den Trainer feuern, der allerdings auch in der Führungsetage durch seine taktische Sturheit und mangelnde Reaktion auf problematische Spielsituationen Vertrauen verloren hat. „Ich kann die Unruhe verstehen. Wir brauchen diesen Sieg“, sagte Bosz am Montag.
Weltmeister Mario Götze sagte: „Es ist uns bewusst, dass wir gerade in keiner so großartigen Situation sind. Wir müssten gegen Tottenham punkten. Dann kommt Schalke – da müssen wir auch punkten.“Auch die Spieler haben mitbekommen, dass bei den Fans die Stimmung zu kippen beginnt – im Falle einer Derbypleite wäre sie kaum noch zu retten. „Uns ist bewusst, dass wir in keiner so großartigen Situation sind“, ergänzte Götze. Der BVB hat vier der vergangenen fünf Ligaspiele verloren, ist in der Bundesliga auf den fünften Platz abgestürzt, kassiert die absurdesten Gegentore und hat sich zweimal gegen APOEL Nikosia in der Champions League blamiert.
Nun droht dem BVB im Spiel gegen die Spurs, die in der Gruppe H bereits das Achtelfinale erreicht haben, sogar die demütigende Situation, im Fernduell mit Nikosia (wie der BVB zwei Punkte) um den Einzug in die Europa League kämpfen zu müssen. Das hatten sich die Dortmunder vollkommen anders vorgestellt: Sie sahen sich mit Tottenham und Real Madrid auf Augenhöhe.
Ein Spiel fürs Gefühl
Peter Bosz sieht nun das Spiel am Dienstag als „Chance“, um durch einen Sieg „den Negativlauf zu beenden. Allein schon für das Gefühl“. Dabei helfen, das Gefühl zu verbessern, soll dann auch und vor allem Aubameyang. Der wird „wieder spielen“, wie Bosz ankündigte. Der Torjäger hat unangenehme Gespräche führen müssen, seit er seinen Trainer mit wiederholten Verspätungen brüskiert hat – und zudem ein Werbevideo im Kabinentrakt drehte. Eine saftige Geldstrafe dürfte es auch gegeben haben. Ob sie zu größerer Einsicht beigetragen hat, ist mehr als fraglich: „Dieses Mal verstehe ich es wirklich nicht“, hatte Aubameyang nach der Suspendierung gesagt.
Voraussichtliche Aufstellungen: Dortmund: Bürki – Toljan, Bartra, Zagadou, Guerreiro – Götze, Weigl, Dahoud – Jarmolenko, Aubameyang, Philipp. – Tottenham: Lloris – Sanchez, Dier, Vertonghen – Aurier, Winks, Dembélé, Rose – Eriksen, Alli – Kane.