Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Schutzbedürftigkeit der Saatkrähe neu bewerten“
Laupheims OB Kapellen und Bürgermeister von Bad Krozingen bitten den Städtetag-Präsidenten um Unterstützung
LAUPHEIM (ry) - Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Bad Krozingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) hat Laupheims OB Rainer Kapellen einen Vorstoß unternommen, den Schutzstatus der Saatkrähe in Deutschland herabzusetzen. In einem Brief bitten sie den Präsidenten des Städtetags BadenWürttemberg, Freiburgs OB Dieter Salomon, „in den entsprechenden politischen Gremien mit diesem Anliegen vorstellig zu werden“. Die Thematik müsse auf Bundesebene diskutiert werden.
Laut EG-Vogelschutzrichtlinie dürfe die Saatkrähe in einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft gejagt werden, in Frankreich seit 1994, führen Kapellen und das Krozinger Stadtoberhaupt Volker Kieber in dem Schreiben aus. In der Schweiz sei der Schutzstatus 2012 aufgehoben worden. „Wir vermuten, dass die starke Zunahme der Saatkrähenbestände in Baden-Württemberg mit der erlaubten Bejagung in den Nachbarländern zusammenhängt, und drängen daher auf eine Angleichung der Gesetzeslage.“
Die veränderten Gegebenheiten seien zu berücksichtigen und neu zu bewerten, fordern Kapellen und Kieber. Mitte der 80er-Jahre hätten in ganz Baden-Württemberg nur etwa 400 Brutpaare gelebt; mittlerweile habe sich der Bestand erholt, laut Naturschutzbund auf 8000 bis 9000 im Jahr 2014. Seither sei die Zahl vermutlich weiter gestiegen, sagen die Rathauschefs. „Im Interesse der Bevölkerung ist daher eine gesetzliche Änderung in der Betrachtung der Schutzbedürftigkeit der Saatkrähe dringend notwendig.“
Sowohl in Laupheim als auch in Bad Krozingen werde seit geraumer Zeit die Lebensqualität massiv durch Saatkrähen beeinträchtigt, heißt es weiter in dem Brief an Salomon. In Laupheim sei die Zahl der Brutpaare seit 1991 von 168 auf fast 700 gestiegen, im Schwarzwälder Kurort seien dieses Jahr rund 1300 Nester gezählt worden. Auch andere Städte in Baden-Württemberg wie Lahr, Lörrach, Emmendingen und Freiburg und Kommunen in anderen Teilen Deutschlands kämpften mit diesem Problem. Es sei dringlich, „dass die betroffenen Kommunen die Kräfte bündeln (...) und gemeinsam etwas dagegen unternehmen“. Ein Erfahrungsaustausch in einer vom Städtetag eingerichteten Arbeitsgruppe könne ein erster Schritt sein.
In Laupheim wurde im Herbst 2016 mit einer Umsiedlungsaktion der Saatkrähen aus dem Stadtgebiet ins Rißtal begonnen. Ein Falkner und sein Team versetzten mit Greifvögeln die innerstädtischen Krähenkolonien über Wochen in Unruhe und erreichten, dass ein Teil das Brutgeschäft in Außenreviere verlegte. „Die damit erzielten Erfolge waren in diesem Maß im ersten Projektjahr so nicht unbedingt zu erwarten“, lautete das Resümee des städtischen Umweltamts. Der Gemeinderat hat 100 000 Euro bewilligt, um die Vergrämung 2018 fortsetzen zu können.