Schwäbische Zeitung (Biberach)
Christine Keeler mit 75 gestorben
LONDON (dpa) - Die Britin Christine Keeler ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Sie litt seit längerer Zeit an einer Lungenerkrankung. Die ExNachtclubtänzerin stand in den 1960er-Jahren im Zentrum des Profumo-Skandals und trug zum Sturz des konservativen Premierministers Harold Macmillan bei.
Der Prominentenarzt Stephen Ward hatte Keeler in die Welt der Politik, des Adels und ihrer Partys eingeführt. Ausschweifende Feiern auf feudalen Landsitzen gehörten für einen Teil der feinen englischen Gesellschaft zur Freizeitbeschäftigung. 1961 brachte er die blutjunge Keeler zu einer Party, wo der angesehene britische Kriegsminister John Profumo sie zum ersten Mal sah. Keeler war 19, Profumo 48 und verheiratet – was ihn nicht abhielt, eine Affäre mit Keeler zu beginnen.
Profumo (1915-2006) war sogar als zukünftiger Premierminister gehandelt worden. Doch der Skandal ruinierte seine Karriere. Der Politiker musste im Juni 1963 zurücktreten, nachdem er das Parlament über seine Beziehung zu Keeler und deren Verbindungen zum sowjetischen Marineattaché Jewgeni Iwanow belogen hatte. Im Oktober trat Premierminister Macmillan zurück, auch als Folge des Profumo-Skandals.
Keeler veröffentlichte 2001 ihre Memoiren mit dem Titel „Die Wahrheit – endlich“. Ob der Titel dieses Versprechen einhielt? Sie behauptete darin etwa, sie sei von Profumo schwanger gewesen. Und PromiArzt Ward, der sich wegen Zuhälterei verantworten musste und sich vor der vollständigen Aufklärung der Affäre das Leben nahm, sei Leiter eines sowjetischen Spionagerings gewesen. Der Affäre wurde 1989 unter dem Titel „Scandal“mit John Hurt und Bridget Fonda verfilmt.