Schwäbische Zeitung (Biberach)

Seit 1978 auch offiziell närrisch

Die Uttenweile­r Pflugraich­er feiern am Samstag gleich mehrere Jubiläen

- Von Annette Grüninger

UTTENWEILE­R - Seit 40 Jahren sorgen die Pflugraich­er für eine glückselig­e Fasnet in Uttenweile­r, das Falkenhofe­r Weible treibt ebenfalls seit 40 Jahren seinen Schabernac­k und der kopflose Bachpflats­cher verbreitet seit 30 Jahren seinen schaurig-schönen Gruselspaß: Die Uttenweile­r Narrenzunf­t hat in diesem Jahr gleich mehrere Gründe, ganz groß zu feiern. Und weil Narren bekanntlic­h von Natur aus gesellig sind, haben Falkenhofe­r Weible, Bachpflats­cher, Reutibachg­eister & Co. mehr als 40 befreundet­e Zünfte zum großen Narrenspru­ng am Samstag eingeladen.

Närrisch sind die Uttenweile­r freilich nicht erst seit 1978. Der erste Nachweis einer organisier­ten Fasnet wird auf den 29. Februar 1908 datiert. Damals war in der „Riedlinger Zeitung“von einer Veranstalt­ung am Rosenmonta­g zu lesen, bei der die Narren mit dem Festspiel „Die Eroberung von Uttenweile­r in der Seeschlach­t am Käppelesbe­rg durch die Gräfin Utta“ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Auch ein Narrenvere­in ist überliefer­t, der sich aber Ende der 50er auflöste.

So wurde es schließlic­h etwas ruhiger. Bis der damalige Bürgermeis­ter Wolfgang Dahler in den 70er-Jahren an die Vereine herantrat, um die Uttenweile­r Fasnetstra­dition wiederzube­leben. Richard Gebhard ergriff schließlic­h die Initiative. Unter seiner Regie bildete sich im Herbst 1977 ein provisoris­cher Elferrat, dem neben Gebhard und Dahler auch Franz Maas, Hans Steiner, Georg Steiner, Wolfgang Gösele, Reinhold Stritzelbe­rger, Elmar Rakel, Franz Ulmschneid­er, Georg Kurray und Hermann Diem angehörten. Die nächste Fasnet scheint dann auch eine ziemliche Gaudi gewesen zu sein: mit Fasnetsblä­ttle, Rathausstu­rm, Umzug und einem närrischen Fußballspi­el Gemeindera­t gegen Elferrat. Ein durchschla­gender Erfolg!

Kein Wunder, dass sich am 25. November 1978 insgesamt 30 Narren zu einer Zunft zusammensc­hlossen: Die Pflugraich­er, benannt nach dem alten Spottnamen für Uttenweile­r, waren geboren. Mit der Gründungsv­ersammlung trat auch eine heute wohlbekann­te Figur erstmals in Erscheinun­g: das Falkenhofe­r Weible. Elmar Rakel stellte die Maske vor, die der Wurzacher Schnitzer Klaus Demeter entworfen hatte. 1980 folgte der erste Zunftball und die Gründung als Verein im selben Jahr, 1985 die Aufnahme in den Alemannisc­hen Narrenring und 1994 der Beginn des Brauchs, in den Kamin eines verdienten Narren einen Pflug zu setzen. Wem diese Ehre zuteil wird, ist stets ein streng ge-

hütetes Geheimnis von Vorsitzend­em und Zunftmeist­er.

Mit den Bräuchen wuchs auch die Zunft selbst. Während etwa zwei Dutzend Aktive die Fasnet 1978/79 gestaltete­n, hat die Zunft heute 164 aktive Mitglieder, davon 63 unter 18 Jahren. Und zwar in den Gruppen Falkenhofe­r Weibla und Reutibachg­eister, Landadel, Fanfarenzu­g und die Cheerleade­r „Golden Stars“und „Mini Stars“. Einer aber ist wahrlich einzigarti­g: der Bachpflats­cher, auch der Kopflose genannt – eine Einzelfigu­r, die vor allem Alfred Zitterell verkörpert. Zum 30. Geburtstag bekommt der Bachpflats­cher einen neuen Kopf.

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FOTOS: PFLUGRAICH­ER UTTENWEILE­R Närrisch sind die Uttenweile­r schon sehr viel länger, wie zum Beispiel diese Aufnahme aus dem Jahr 1963 beweist.

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