Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Es gibt in keiner Gemeinde Missstände“
Kreisbrandmeister Peter Frei spricht über seine neue Herausforderung im Kreis Biberach
BIBERACH - 100 Tage im Amt: Der neue Kreisbrandmeister Peter Frei hat Anfang Oktober seine Arbeit im Biberacher Landratsamt aufgenommen. Der 46-Jährige leitet das Amt für Brand- und Katastrophenschutz. Welche Aufgaben ein Kreisbrandmeister hat und wie er die Situation im Landkreis Biberach einschätzt, darüber hat Redakteurin Tanja Bosch mit Peter Frei gesprochen.
Herr Frei, Sie sind seit 100 Tagen im Amt. Was war bisher Ihr spannendster Einsatz im Landkreis Biberach?
Spannend ist schwer zu sagen, da es sich bei den einsatztaktisch interessanten Einsätzen oft um persönliche Schicksale handelt. Am ersten Tag hatte ich gleich zwei schwere Verkehrsunfälle mit einem Schwerverletzten und einem Toten. Auch als langjähriger Feuerwehrmann geht mir das nach.
Als Kreisbrandmeister haben Sie eine wichtige Position. Was zählt zu Ihren Aufgaben?
Ich leite das neu geschaffene Amt für Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt. Ganz wichtig dabei ist mir, die Städte, Gemeinden und Feuerwehren vor Ort bei der Ausbildung und bei der technischen Ausstattung zu beraten. Ich verstehe mich dabei als Teamplayer. Außerdem ist bei mir der Katastrophenschutz angesiedelt.
Sie sagten beim Amtsantritt, dass Sie sich auf die neue Herausforderung freuen. Haben Sie Besonderheiten im Landkreis Biberach festgestellt?
Es gibt schon ein paar Besonderheiten. Zum einen ist es das unglaubliche freiwillige Engagement der Feuerwehren in den Städten und Gemeinden. Es gibt derzeit knapp 3800 aktive Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, fast jede Feuerwehr hat eine Jugendfeuerwehr und einige bauen bereits eine Kinderfeuerwehr auf. Zum anderen gibt es im Landkreis Biberach einen Kreisfeuerlöschverband, dem alle 45 Städte und Gemeinden angehören. Ihm sind die sieben Stützpunktfeuerwehren zu- geordnet, die ihrerseits eine sehr gute Überlandhilfe gewährleisten, sollte diese notwendig sein. Der Kreisfeuerlöschverband ist einmalig in Baden-Württemberg. Wir sind gerade dabei, den Kreisfeuerlöschverband auf die heutigen Verhältnisse anzupassen.
Wie gut sind die Feuerwehren im Kreis aus Ihrer Sicht aufgestellt?
Die Städte und Gemeinden sind in den vergangenen Jahren ihrer Aufgabe sehr gut nachgekommen. Es gibt in keiner Stadt, in keiner Gemeinde Missstände, die mich als Kreisbrandmeister nicht schlafen lassen. Gleichwohl, und das ist nicht nur im Landkreis Biberach so, wird es für die einzelnen Feuerwehren immer schwieriger, die Bereitschaft am Tag sicherzustellen. Viele Freiwillige arbeiten nicht mehr vor Ort oder können nicht einfach immer ihren Arbeitsplatz verlassen. Das wird die Herausforderung der Zukunft für das Feuerwehrwesen sein.
Haben schläge? Sie Verbesserungsvor-
Wir müssen uns Gedanken machen, wie die Feuerwehren künftig untereinander zusammenarbeiten, um auch Synergien nutzen zu können. Dazu braucht es einen intensiven Austausch der Feuerwehren untereinander und miteinander. Ich will nichts von oben herab bestimmen. Das ist mir auch wichtig in der Zusammenarbeit mit dem Kreisfeuerwehrverband.
Sie sind unter anderem zuständig für den Brandschutz von öffentlichen Gebäuden im Kreis. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Welche Verantwortung tragen Sie da? Auf was muss man besonders achten?
Der Brandschutz, für den die Baugenehmigungsbehörden zuständig sind, spielt eine wichtige Rolle bei Neubauten und im öffentlichen Raum. Das ist unter anderem eine Konsequenz aus dem schrecklichen Flughafenbrand in Düsseldorf vor zwanzig Jahren. Es gibt einige Normen, die man als Architekt und Bauherr beachten muss. Es kommt dabei immer darauf an, was man für ein Gebäude baut. Es geht dabei um den vorbeugenden Brandschutz und wie die Feuerwehren möglichst schnell retten und löschen können, wenn es dann doch brennt. Als Amt stehen wir bei solchen Fragen gerne beratend zur Seite.
Wie wichtig ist der Neubau des Feuerwehrgebäudes mit Kreisgerätewerkstatt in Biberach?
Ich bin als Kreisbrandmeister in der glücklichen Lage, eine neue Kreisgerätewerkstatt als Teil des Kreisfeuerlöschverbands zu übernehmen. Sie eröffnet neue Möglichkeiten für die Feuerwehren im Landkreis. Da entsteht derzeit was richtig Gutes in Biberach.
Gibt es etwas, das Sie 2018 als Kreisbrandmeister erreichen wollen?
Mir ist es wichtig, das Vertrauen, das mir von allen Seiten, von allen Verantwortlichen und den Feuerwehren entgegengebracht wird, zu bestätigen. Daran werde ich weiter arbeiten wie ich auch die Kommunikation mit den Feuerwehren und Gemeinden vor Ort weiter ausbauen möchte.