Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ortsvorsteherstelle für Ingoldinger Teilorte umstritten
Gemeinderat entscheidet sich mit knapper Mehrheit, die Stelle hauptamtlich auszuschreiben
INGOLDINGEN (mam) - In den Ingoldinger Teilorten Winterstettenstadt und Winterstettendorf wird die Stelle des Ortsvorstehers hauptamtlich ausgeschrieben. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend mit einer Stimme Mehrheit bei einer Enthaltung beschlossen. Die bisherige hauptamtliche Ortsvorsteherin Simone Brunold verlässt zum 1. März nach zehn Jahren die Teilorte, um sich neuen Aufgaben zu widmen.
Die Verwaltung mit Bürgermeister Jürgen Schell an der Spitze hatte vorgeschlagen, die beiden Stellen künftig mit einem ehrenamtlichen Ortsvorsteher beziehungsweise einer Ortsvorsteherin zu besetzen. „Wir können die Chance auf Ehrenamt heute nutzen, aber nicht mehr morgen“, sagte Schell mit dem Verweis auf den Teilort Muttensweiler, wo der ehrenamtliche Ortsvorsteher Guido Steinhauser einen sehr guten Job mache. Er wolle keineswegs den Posten des Ortsvorstehers abschaffen, sondern eben nur zugunsten des Ehrenamts verändern. Man könne schon in Kauf nehmen, dass die Öffnungszeiten der jeweiligen Rathäuser etwas eingeschränkt werden. Genau dies hielten die Vertreter im Gemeinderat aus den beiden Teilorten für schwierig. Die beiden amtierenden Stellvertreter Marianne Müller und Claus Lemmle betonten, dass die beiden Ortschaftsräte in ihrer jeweiligen einstimmigen Entscheidung für das Hauptamt die Verfügbarkeit und Flexibilität des Ortsvorstehers als wichtigsten Grund angeführt hätten. Zudem müsse man nichts ändern, was sich in der Vergangenheit sehr bewährt habe.
Die beiden Ortschaftsräte sind nach der Hauptsatzung von Ingoldingen in einem solchen Fall zu hören. Gemeinderat Paul Schmid forderte eine Vertagung. „Ich brauche mehr Zeit, mich mit diesem Thema zu beschäftigen.“Dieser Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Schell begründete das Ehrenamt auch damit, dass die zunehmende Digitalisierung eine seit Jahren laufende Konzentration vieler Verwaltungsleistungen auf die Hauptverwaltung notwendig macht. Insofern entstünden den Einwohnern von Winterstettenstadt und Winterstettendorf keinerlei Nachteile aus seiner Sicht. Doch die knappe Mehrheit des Rates folgte Schell nicht, sondern sprach sich für die Ausschreibung einer hauptamtlichen Stelle wie bisher aus. Schon vor zehn Jahren, als Simone Brunold die Stelle antrat, hatten sich beide Ortschaftsräte für die hauptamtliche Lösung ausgesprochen. Wann die Stelle wieder besetzt werden kann, hängt nun vom Bewerbungs- und Auswahlverfahren ab.