Schwäbische Zeitung (Biberach)
US-Ermittler belasten Daimler schwer
Nach Informationen der „Bild am Sonntag“soll der Autobauer bei Dieselabgastests getrickst haben
BERLIN (dpa/sz) - Die US-Ermittlungen zum Abgas-Skandal belasten nach Informationen der „Bild am Sonntag“auch den Autobauer Daimler. Demnach hätten Daimler-Mitarbeiter bereits vor der VW-Dieselaffäre daran gezweifelt, dass die USGesetze bei Straßentests eingehalten werden könnten. „Interne Messungen ergaben später teils verheerende Ergebnisse. So überschritten Mercedesmodelle im Straßenbetrieb die Stickoxid-Grenzwerte um mehr als das Zehnfache“, schreibt die Zeitung.
Die „Bild am Sonntag“bezieht sich auf US-Ermittlungsakten, wonach es bei Daimler mehrere Softwarefunktionen gegeben habe, die vermutlich nur entwickelt worden seien, die Abgastests der amerikanischen Kontrollbehörden auf dem Prüfstand zu bestehen. So sorge die Funktion „Bit 13“dafür, dass das Fahrzeug den sauberen Modus für den Püfstand abschalte, sobald der Motor 16 Gramm Stickoxid ausgestoßen habe – diese Menge entspreche der Menge an dem Reizgas, dass ein Motor ausstoße, wenn er genau einmal den sogenannten Highway-Testzyklus abfährt. Die Funktion „Bit 14“schalte nach Informationen des Blattes unter bestimmten Temperaturund Zeitumständen in den normalen Modus. Die Funktion „Bit 15“sei so programmiert gewesen, dass die Abgasnachbehandlung nach 26 Kilometern den sauberen Modus verlässt. Zudem habe ein sogenannter „Slipguard“anhand von Geschwindigkeit oder Beschleunigung erkannt, ob das Fahrzeug auf einem Prüfstand steht.
Daimler-Ingenieure hätten in internen Mails selbst daran gezweifelt, dass die Funktionen legal sind. In internen Dokumenten erklärt der Konzern die Funktionen damit, dass die Dosierung von „Adblue“begrenzt werden musste, damit eine Füllung der Harnstofflösung bis zum vorgeschriebenen Wartungsintervall nach 10 000 Meilen reicht. Daimler nutzt seit 2008 für Dieselautos das „Adblue“-System, bei dem Stickoxide in den Abgasen durch ein Einspritzen von Harnstofflösung reduziert werden sollen. Die nun von den Ermittlern in den Vereinigten Staaten gefundenen Computerprogramme sollen das Einspritzen der Harnstofflösung regeln – einmal für den normalen Betrieb auf der Straße und dann für den Testbetrieb auf dem Prüfstand.
Daimler äußert sich nicht
Ein Konzernsprecher wollte sich auf Anfrage der Zeitung unter Verweis auf die laufende Untersuchung nicht zu Details äußern. Man kooperiere seit über zwei Jahren mit den US-Behörden und sorge für umfassende Transparenz. Der Sprecher betonte: „Den Behörden sind die Dokumente bekannt und es ist zu keiner Anklage gekommen.“