Schwäbische Zeitung (Biberach)
Leitstelle: Anruferin nicht zu verstehen
Ravensburger Leitstelle hat Fehlalarmierung nach Brand in Bichtlingen aufgearbeitet
MESSKIRCH/RAVENSBURG - Zwei Monate nach dem Brand eines Einfamilienhauses in Sauldorf (Landkreis Sigmaringen), bei dem die Feuerwehr zum falschen Einsatzort geschickt wurde, hat die Leitstelle BodenseeOberschwaben den Fall aufgearbeitet. Die Angaben der Anruferin zum Brandort Bichtlingen seien nicht zu verstehen gewesen, führen die Verantwortlichen in einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“als Hauptgrund für die Fehlalarmierung an. Außerdem habe sich die Adresse des brennenden Einfamilienhauses nicht in der amtlichen Karte befunden. Kritiker aus Rettungsdienstkreisen sagen, die Leitstelle hätte dezidiert nach dem Ortsteil fragen müssen. Ortsteile werden in den amtlichen Karten jedoch meist gar nicht geführt, so die Verantwortlichen.
Wegen der Verkettung dieser Umstände sei die Feuerwehr statt nach Bichtlingen in den Meßkircher Teilort Langenhart entsandt worden. Ob durch eine richtige Alarmierung der Brand schneller hätte gelöscht werden können, dies müsse ein Gutachter klären, sagte der Geschäftsführer der Rettungsleitstelle, Volker Geier.
Tagelang ist der Fall, der weit über Meßkirch hinaus für Aufsehen gesorgt hatte, in der Leitstelle analysiert worden. Die Mitarbeiterin sei selbst zur Personalabteilung gegangen und habe Konsequenzen ziehen wollen. Doch ihr ist aus Sicht der Leitstellenleitung kein Vorwurf zu machen. Geschäftsführer Volker Geier und Leitstellenchef Martin Weber sind der Ansicht, dass sie richtig gehandelt habe. „Da sie nicht verstanden hat, dass sich der Brandort in Bichtlingen befindet, fragte sie nach der Postleitzahl“, sagen die Verantwortlichen. Als
die Anruferin die Postleitzahl nannte, sei für die Mitarbeiterin der Leitstelle klar gewesen, dass sich der Brandort in Langenhart befinden muss. Sauldorf und Meßkirch haben dieselbe Postleitzahl. Die Post teilte zwischenzeitlich mit, dass die Zahlen nicht geändert werden könnten.
Talweg 4 gibt es nur in Langenhart
Fatal: Die von der Anruferin genannte Adresse – Talweg 4 – gibt es in Langenhart, nicht aber in Bichtlingen. Die Hausnummer, die sich später als falsch herausstellte (der Brandort befand sich in Hausnummer 6) sei von der Anruferin aber mehrfach genannt worden. Wie die Untersuchungen der Leitstelle ergaben, hält sich der Zeitverlust der Feuerwehr in Grenzen. „Die Meßkircher Feuerwehr war extrem schnell“, sagt Geschäftsführer Volker Geier. Wie viel Zeit die Feuerwehr Meßkirch verloren hatte, dazu macht die Leitstelle keine Angaben. Wäre die Feuerwehr Sauldorf nicht nach Langenhart alarmiert worden, wäre sie lediglich 72 Sekunden schneller gewesen. Ein Feuerwehrmann ging wenige Tage nach dem Brand noch davon aus, dass es sich um circa zehn Minuten
handelte. Ein anderer Informant aus dem Umkreis der Feuerwehr bezifferte den Zeitverlust auf rund 20 Minuten. „Wäre eine richtige Alarmierung erfolgt, wäre vermutlich der Schaden geringer ausgefallen“, sagte er. Langenhart und Bichtlingen trennen rund 14 Kilometer.
Erst ein zweiter Anrufer machte eindeutig klar, dass es in Bichtlingen brennt. Dieser Anrufer landete jedoch bei der Polizei, die die Information an die Leitstelle in Ravensburg weiterleitete; durch dieses Hin und Her kam die Feuerwehr deutlich verspätet am Brandort an – die Meßkircher waren zuerst da, kurz darauf auch die Sauldorfer Feuerwehr.
Wie berichtet, hat auch die Hechinger Staatsanwaltschaft Ermittlungen in Zusammenhang mit der Fehlalarmierung der Leitstelle Oberschwaben aufgenommen. „Wir prüfen, ob es Anhaltspunkte für ein Strafverfahren gibt“, sagte Staatsanwalt Markus Engel auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Zwischenzeitlich ist der angeforderte Bericht bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Laut Staatsanwalt Engel dauert die Prüfung an.